Lackmus

[4] Lackmus (Lacca musica, coerulea, Lacmus, Torna Solis) ein bekanntes in Holland fabrizirtes Farbmaterial in länglichten Würfeln ohne Geruch, und von schärflichem, lang anhaltendem Geschmacke. Der beste ist rein, schönblau und leicht.

Man bedient sich der blauen Tinktur daraus mit Wasser oder Weingeist ausgezogen, zur Entdeckung einer hervorstechenden Säure in Flüssigkeiten, wovon sie schnell geröthet wird. Weniger sicher wird er zum Färben verschiedener Substanzen angewendet, da er leicht Ekel, Brechen und Purgieren erregt. Der damit schädlicherweise nachgemachte Veilchensyrup behält seine blaue Farbe bei Vermischung mit einem Laugensalze.

Ehedem glaubte man, daß der Lackmus aus einer der drei folgenden Pflanzen, auch wohl aus allen dreien, auch wohl nur aus zweien derselben bereitet werde. Jetzt will man gewiß versichern, daß er bloß aus der, sowohl in Ostindien als in Westindien, vorzüglich aber an den Felsen der Kanarischen und Kapverdischen Inseln, auch in Sicilien wachsenden Orseille bereitet werde, der Lackmusflechte.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 4.
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