Lackschildlaus

[5] Lackschildlaus, Coccus Ficus, Gm. [Ledermüller, mikr. Erg. tab. 30.] ein rothes, länglichtrundes Insekt mit zweiborstigem Schwanze, zwölf Bauchringen und ästigen Fühlfaden, welches in den gebirgichten Gegenden von Bengalen zu beiden Seiten des Ganges auf der Ficus indica, L. und Ficus religiosa, L. seltner auf dem Rhamnus lujuba L. wohnt, die weichen Aeste dieser Pflanzen ganz besetzt, und den daraus gesogenen Saft zu seinem Gehäuse, d.i. zu rothen länglichten Zellen verarbeitet, welche, mit den Aesten abgebrochen, das Stocklack (Lacca, Gummi Laccae in baculis, in ramulis) liefern, woran sie als eine mehr oder weniger rothe, fast durchsichtige, harte, unebene, löcherige Rinde sitzen, eine zwischen Gummiharz und Wachs inne stehende Substanz mit einer vortreflichen, in kochendem Wasser auflösbaren Röthe angefüllt, von schwachem, bitterlich zusammenziehendem Geschmacke, und vor sich geruchlos, auf Kohlen geworfen aber von angenehmen Geruche.

Von den Aesten abgesondert, vielleicht auch schon eines Theils seiner Farbe beraubt, erscheint es unter dem Nahmen Körnerlack (Gummi laccae in granis.)

Ganz seines Farbwesens durch Einweichen in warmen Wasser beraubt und geschmolzen, zu Tafeln ausgezogen, erscheint das Schellack oder Tafellack (Gummi Laccae in tabulis, in massis) ein braunes Produkt, vom Ansehn des Spiesglanzglases, welches ganz im Weingeiste auflösbar ist, von Wasser aber nichts ausziehen läßt, und in der Hitze schmilzt und einen Wohlgeruch verbreitet.

Außer der nützlichen Anwendung des Gummilacks zu Farben, zu Firnissen, Siegellack und Elektrophoren hat man einige Tinkturen desselben, wozu aber allemahl Stocklack oder wenigstens Körnerlack anzuwenden ist, mit einer Alaunauflösung bereitet gegen skorbutisches Zahnfleisch, mit alkalisirtem Weingeiste aber ausgezogen bei Gicht, Wassersucht und weißem Flusse (unnöthigerweise) gebraucht.

Am leichtesten läßt sich das Tafellack in versüßten Geistern, in[5] weinichtem Salmiakgeiste, in mit Weinsteinsalze vermischtem Weingeiste und in zerflossenem Weinsteinsalze auflösen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 1. Teil, Leipzig 1798, S. 5-6.
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