Schwarzpfeffer

[178] Schwarzpfeffer, Piper nigrum, L. [Zorn, pl. med. tab. 557.] mit eiförmigen, gewöhnlich siebenribbigen, glatten Blättern, und ganz einfachen Fruchtstielen, ein hoch rankender Strauch, der von abgetrennten Ausläufern fortgepflanzt, und häufig auf Mallacca, Java, und vorzüglich auf Sumatra an Flüssen gebauet wird.

Die vor der Reife, wenn sie kaum anfangen röthlich zu werden, abgestreiften, traubenweise sitzenden Beeren sind, getrocknet, der runzlichte, schwarze Pfeffer (Piper nigrum) von bekanntem, eignem Geruche, und beißend und anhaltend brennendem Geschmacke.

Die in völliger Röthe von selbst abfallenden, überreifen Beeren geben in Wasser geweicht und zwischen den Händen gerieben, leicht ihr Oberhäutchen von sich, und der in der Sonne getrocknete weiße Kern ist nun der sogenannte weiße Pfeffer (Piper album) wegen des Einweichens in Wasser von geringerm, milderm Geschmacke.

Das von dem schwarzen Pfeffer in der wässerigen Destillation übergehende Wasser hat den Geruch, aber wenig von dem beißenden Geschmacke des Samens, und eben so besitzt das zuletzt (in der[178] Menge von 1/128 bis 1/50) übergehende ätherische, weiße und nur mit der Zeit sich gilbende, leichte Oel (ol. dest. piperis), nächst dem Pfeffergeruche nur einen kurzdauernd brennenden Geschmack. Der brennende Geschmack des Pfeffers beruht daher nicht auf einem flüchtigen Theile, sondern auf einem fixern Harze, welches der Weingeist völlig auflößt.

Außer dem diätetischen Gebrauche ist der Pfeffer auch zuweilen als Arznei gebraucht worden. Man räth bei schwachem Magen (von welcher Ursache?) einige Morgen nüchtern vier bis fünf weiße Pfefferkörner zu verschlucken, und von Gaben zwölf so verschluckter Körner soll zuweilen eine von Magenschwäche herrührende Migräne gewichen seyn, so wie er in der anomalischen Gicht sogar in Pulver (zu 20 bis 30 Gran) Dienste geleistet haben soll. Der gemeine Mann mißbraucht ihn als Hausmittel in Wechselfiebern mit Branntwein eingenommen; ein gefährliches Unternehmen, da schon gefährliche hitzige Fieber, Wassersucht, Entzündung der Eingeweide, tödliche Lungenentzündung und Wahnsinn die Folge davon gewesen. Uebrigens erregt der Pfeffer nicht allgemein in mässiger Gabe Erhitzung des Blutes; mehr als örtliches Reizmittel scheint er auf den Magen zu wirken. Seine eigne Wirkungsart ist uns immer noch unbekannt, so allgemein er auch zu Speisen verbraucht wird.

Er erregt vor sich Schlucken und so nimmt er auch oft den Schlucken, von säuerlichen, erkältenden Nahrungsmitteln entstanden, hinweg.

Das Pulver des Pfeffers tödtet Kopfungeziefer und mit Milch abgesotten die Stubenfliegen.

Das Pfefferöl ist unter dem gemeinen Manne in Lähmungen und Fallsucht, so wie gegen Wechselfieber zu etlichen Tropfen eingenommen, auch gegen letztere Krankheit in die Gegend des Nabels vor dem Anfall eingerieben worden; das antifebrilische Prinzip des Pfeffers scheint also nicht im Harze zu liegen, welches dem rationellen Arzte gesagt sei.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 178-179.
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