Selbstzerfließen

[202] Selbstzerfließen (Deliquium, s. Deliquescentia perse, Solutio aerea), eine nun altmodige Verrichtung in Apotheken, wo man einige Substanzen offen an eine feuchte Luft, z.B. in den[202] Keller, hinstellte, daß sie durch die aus der Atmosphäre angezogene Feuchtigkeit eine Art von Flüssigkeit und Auflösung bildeten. Da aber dies Zerfließen vor einer unmittelbaren künstlichen Auflösung keine Vorzüge hat, und sonst noch unvermeidlicher Unreinlichkeit unterworfen ist, so bedient man sich jetzt andrer Vorkehrungen; zerflossene Myrrhe unter Myrrhe, zerflossenes Weinsteinöl unter Potasche, und liquor terrae foliatae tartari unter Potaschessigsalz.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 202-203.
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