Sodaphosphorsalz

[230] Sodaphosphorsalz (Soda phosphorata, Natron phosphoratum, Alcali minerale phosphoratum) ein Neutralsalz in platten Säulen, mit zwei sehr schmalen, und vier breiten Seiten (daher sie fast ein vierkantiges Ansehn haben) mit schiefen Abdachungen am Ende, welches sich bei 65° Fahr. im Wasser in einem Verhältnisse wie 3 zu 8, bei 212° Fahr. aber wie 2 zu 3 auflöset, an der Luft, ohne zu zerfallen, weiß beschlägt, im Glühen leicht zu einem, im Wasser wieder auflöslichem Glase fließt, und einen milden, reinsalzigen, gar nicht bittern Geschmack besitzt.

Die wohlfeilste, und beste Art, es zu bereiten, ist nach meiner Erfahrung die, daß man zwei Pfund verknistertes und fein geriebenes Kochsalz in einer heißen gläsernen Reibeschale mit einem Pfunde im Porzelaintiegel nach obiger Anleitung ( Phosphorsäure unter Phosphor) geschmolzene, und noch heiß gepülverte Knochensäure innig zusammenreibt und in einem porzelainenen Geschirre so lange im glühenden Flusse erhält, als noch einiger Geruch von Salzsäure empor steigt, wozu einige Stunden gehören. Dann wird die ausgegossene und erkaltete Masse zerschlagen, in fünf Pfund kochendem Wasser aufgelößt, durchgeseihet, etwas abgedunstet und im Keller hingestellt. In die erkaltete Lauge wirft man eine Krystalle wohl angeschossenen Sodaphosphorsalzes, gießt nach einigen Tagen die unangeschossene, gallertartige Mutterlauge von dem Anschusse ab, setzt etwa ein Zehntel ihres Gewichts reines Sodalaugensalz hinzu, siedet die Lauge wieder ein und bringt sie, wenn sie erkaltet ist, wieder durch Einwerfung einer Krystalle zum Anschusse, und so muß mit der rückständigen Mutterlauge aufs neue verfahren werden, bis alles zu wohlgebildeten Krystallen angeschossen ist, die man (wo nöthig) durch nochmahligen Zusatz von Sodalaugensalz, Auflösen, Filtriren, Abdampfen und Anschießen aufs neue reinigen kann. Ohne einigen Ueberschuß an Laugensalze schießt sehr wenig zu Krystallen an. Wegen des mehr oder minder großen Ueberschusses an Laugensalz in diesem Neutralsalze, sind auch die Krystallen von sehr unbestimmlicher und abweichender Gestalt, mehr als bei irgend einem andern bekannten Neutralsalze.

Man hat es zu einer Unze, mehr oder weniger, in ungesalzener Fleischbrühe aufgelößt zum Abführungsmittel für zärtliche Personen in die Praxis gebracht. Es wirkt nicht stark, scheint aber noch wichtigere andre, nur noch unbekannte, arzneiliche Wirkungen zu besitzen, da das Sodaphosphorsalz in dem menschlichen Körper ein unentbehrliches Ingredienz ist.

Zum Probiren der Erze vor dem Löthrohre ist es von großem Nutzen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Apothekerlexikon. 2. Abt., 2. Teil, Leipzig 1799, S. 230.
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