§. [148] 74.

Zu den chronischen Krankheiten müssen wir noch, leider! jene allgemein verbreiteten rechnen, durch die allöopathischen Curen anhaltenden Gebrauchs heftiger, heroischer Arzneien in grossen und gesteigerten Gaben erkünstelt, durch Missbrauch von Calomel, Quecksilbersublimat, Quecksilbersalbe, salpetersaueres Silber, Jodine und ihre Salbe, Opium, Baldrian, Chinarinde und Chinin, Purpurfingerhut, Blausäure, Schwefel und Schwefelsäure, jahrelange Abführungsmittel, Aderlässe, Blutegel, Fontanelle, Haarseile u.s.w., wovon die Lebenskraft theils unbarmherzig geschwächt, theils, wenn sie ja nicht unterliegt, nach und nach (von jedes besondern Mittels Missbrauche, eigenartig) dergestalt innormal verstimmt wird, dass sie, um das Leben gegen diese feindseligen und zerstörenden Angriffe aufrecht zu erhalten, den Organism umändern, und diesem oder jenem Theile entweder die Erregbarkeit oder die Empfindung benehmen, oder übermässig erhöhen, Theile erweitern oder zusammenziehen, erschlaffen oder verhärten, oder wohl gar vernichten, und hie und da im Innern und Aeussern organische Fehler anbringen70 (den Körper im Innern[148] und Aeussern verkrüppeln) muss, um Schutz vor völliger Zerstörung des Lebens gegen die immer erneuerten, feindlichen Angriffe solcher ruinirenden Potenzen dem Organism zu verschaffen.


Quelle:
Samuel Hahnemann: Organon der Heilkunst. Dresden, Leipzig 51833, S. 148-149.
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