Ueber die Pflege der Haut.

[169] Die Schönheit der Haut besteht in ihrer Reinheit, in ihrer Frische, Elastizität und zarten Farbe. Diese Eigenschaften stützen sich aber auf Gesundheit des ganzen Körpers – wo diese fehlt, sind Schönheitsmittel immer ohne dauernden Erfolg.

Wer daher seinen Körper gesund zu erhalten sucht, sorgt zugleich und vorzüglich für dessen Schönheit, und nur dann darf man auf glücklichen Erfolg der nachstehenden Bemerkungen hoffen, wenn man die allgemeinen Regeln der Gesundheitspflege, welche in einer geregelten Diät, so wie in einer ordentlichen nicht ausschweifenden Lebensart, in Vermeidung angreifender und also schwächender Leidenschaften, als Zorn, Eifersucht, Neid u.s.w. bestehen, streng beobachtet.[170]

Geschieht dieß, so lassen sich einzelne Fehler der Haut leicht beseitigen und der Leser darf getrost von den in den folgenden Blättern enthaltenen Vorschriften Gebrauch machen, und er wird gewiß in fast allen Fällen Hülfe finden.

Wie nur bei einer gesunden Körperconstitution eine schöne Haut denkbar ist, so bildet im Gegensatze eine gesunde Haut einen Hauptbestandtheil eines rüstigen Körpers, indem sie das Hauptreinigungsmittel desselben ist, denn durch ihre unzählbaren Oeffnungen, Poren genannt, dünsten in jedem Augenblicke überflüssige, verdorbene Säfte aus; hindert dieß Schlaffheit oder Unreinigkeit, so zeigt sich bald die Folge in Unbehagen oder gar Krankheit.

Dagegen werden durch diese Poren eine Menge feine und die Lebenskraft hebende Theilchen zugeführt, welche dem Körper äußerst zuträglich, ja nothwendig sind.[171]

Hieraus erhellt, daß Reinlichkeit ein vorzügliches Beförderungmittel einer schönen Haut ist, weßhalb das Baden, besonders ein Flußbad, nicht genug anzuempfehlen ist. Unzählige Krankheiten werden dadurch in der Geburt erstickt, der ganze Körper wird kräftiger und die Haut reiner und lebhafter. Obgleich es noch manches Vorurtheil gegen das Baden im offnen Flusse giebt, so ist doch keines beachtungswerth, wenn man 1) Stellen wählt, wo keine Gefahr zum Ertrinken ist 2) sich vor dem Baden gehörig abkühlt und 3) nicht mit vollem Magen badet; auch muß man nicht über eine Viertelstunde im Wasser bleiben, denn sonst schwächt es den Körper, anstatt ihn zu stärken.

Zur Reinlichkeit gehört auch vorzüglich das häufige Wechseln der Wäsche; man thue dieß daher so oft, als es nur die öconomischen Verhältnisse erlauben –[172] wenn es möglich ist, täglich. Hierdurch werden gar viele Unreinigkeiten, welche dem Körper nur schädlich seyn können, entfernt.

Der Genuß der frischen Luft ist der Haut sehr zuträglich; muß das Gesicht auch öfters den Wechsel von Regen und Sonnenschein, von Wärme und Kälte ertragen, ist es auch für den Moment unangenehm, wenn ein kalter Wind schneidend den Körper durchsaust, es schadet dieß keineswegs, und kräftigt diesen außerordentlich – mag auch der weiße, zarte Teint etwas brauner werden, dieß ist das Zeichen der Gesundheit und stehet dem jungen Manne wenn nur die Haut rein ist, sehr gut, und wird von den Damen viel höher geachtet, als eine feine, schmachtende Gesichtsfarbe. Dagegen setze man den erhitzten Körper niemals der frichen, kalten Luft aus, stürze nicht aus[173] dem Tanzsaale ins Freie, indem dieß Krankheit oder gar den Tod nach sich ziehen könnte.

Der Zartheit der Haut ist die Nähe des Feuers am gefährlichsten; durch nichts wird sie so spröde, trocken und unrein, als durch diese, man vermeide sie daher.

Wenn der Körper erhitzt und in voller Ausdünstung begriffen ist, so entstehen, wenn die Strahlen der Sonne das Gesicht treffen, die Sommersprossen, welche so manchen reinen Teint verderben. Wenn dieß auch für einen jungen Mann gerade kein Unglück ist, so muß es ihm doch unangenehm seyn. Mittel dagegen giebt es unzählige, die besten sind: Hauswurzelsaft, so wie die in Citronenensaft aufgelöste Porcelanschnecke, oder rothe Schneckensalbe; diese Mittel werden Abends aufgelegt und des Morgens mit Rosenwasser abgewaschen.

[174] Leberflecke sind entweder eine nur örtliche Krankheit der Haut oder entstehen, wenn sie sich in großer Menge und Ausdehnung zeigen, aus inneren krankhaften, gallichten Stoffen, die sich durch diese Flecke einen Ausweg bahnen, welcher für die Gesundheit nothwendig war. Sie zu vertreiben, giebt es mancherlei Recepte, ich kann aber von keinem sichere Hülfe versprechen, und will sie übergehen, indem der unvorsichtige Gebrauch fast aller sehr schädliche Folgen haben könnte; ich rathe, es der Zeit zu überlassen, diese Flecken zu vertreiben, welches bei einer strengen Diät gewöhnlich bald geschieht.

Rothe Flecke im Gesicht entstehen dadurch, daß man entweder die Nähe des Feuers nicht vermieden, oder das Gesicht der Sonnenhitze oder scharfen Luft, einem heißen Winde ausgesetzt hat. Ein vorzügliches Mittel dagegen ist, Citronensaft[175] oder der ausgepreßte Saft von reifen Erdbeeren, welche man auf die Flecken selbst unmittelbar ausdrückt. Ein erprobtes Mittel will ich nicht übergehen; es ist das Folgende: Eine unreife Weintraube wird mit Alaun und Salz bestreut, in Papier gewickelt, worauf man sie in heißer Asche kochen lässet. Wenn die Beeren weich sind, so drücke man den Saft aus. Bedient man sich dieser Flüssigkeit, so vermischt man sie mit Rosenwasser, benetzt ein feines leinenes Tuch damit, legt sie einige Minuten auf die rothen Flecken; wäscht sich nun mit frischem Wasser und der Sonnenbrand verschwindet in sehr kurzer Zeit gänzlich.

Die Flechten sind die Krankheit der Haut, welche am gefährlichsten, besonders wenn das Uebel durch die Länge der Zeit schon eingewurzelt ist, werden kann. Ich enthalte mich deßhalb jeder Vorschrift,[176] rathe aber zum schleunigsten Gebrauch eines verständigen Arztes, der die Sache öfters in kurzer Zeit hebt.

Gegen Frostbeulen ist ein bekanntes Mittel die Anwendung der Kälte, des eiskalten Wassers oder besonders des Schnees. Wird dieß Mittel sogleich, nachdem der kranke Theil erfroren ist, gebraucht, so hilft es radical, viel weniger Erfolg ist davon zu erwarten, wenn das Uebel schon eingewurzelt und an ihm schon mehrere Jahre laborirt ist; man sollte sich in diesem Falle darum auch den furchtbaren Schmerzen dieser Kur nicht aussetzen.

Dienliche Mittel dagegen sind außer Anwendung der Kälte eine Mischung von 6 Theilen Campferspiritus mit 4 Theilen Safranspiritus, womit der erfrorene Theil öfters bestrichen wird; oder 2 Loth Steinöhl mit Hasenfett oder Terpentinöhl mit Campferspiritus vermischt.

[177] Mitesser sind von den Hautdrüsen abgesonderte, in den Poren verhärtete Stoffe, welche sich durch schwärzliche Puncte auf der Haut und zwar besonders im Gesicht zeigen, und bei Zusammendrückung der Haut oder Erweichung derselben durch warme Milch heraustreten. Wenn sie häufiger werden, so können sie das ganze Gesicht entstellen, und da es so leicht ist, sie zu vertreiben, so sollte man dieß nicht unterlassen. Ihre Ursachen sind schlechte Diät, besonders übermäßiger Genuß von Brod und Mehlspeisen oder Mangel an Reinlichkeit, man muß daher vor allem an dern diese Ursachen entfernen. Dann bestreiche man öfters die Stellen der Haut worauf die Mitesser sitzen, mit Honig, welchen man nach einigen Stunden mit Rhum überwäscht – worauf das Uebel in kurzer Zeit gehoben seyn wird.

Die Angaben einiger Tinkturen, welche[178] die Haut reinigen, und gänzlich unschädlich sind, mögen hier noch ihre Stelle finden.

Man nehme einen Schoppen (ein Nösel) reinen Branntwein, thue hinzu saubre Walderdbeeren so viel sich von ersterem genügend benetzen lassen, und stelle dieß in einem hermetisch verschlossenen oder doch luftdichten Gefäße an die Sonne, lasse es 8 Tage destilliren und presse dann den Saft durch ein leinenes Tuch; hierauf thue man wieder Erdbeeren hinzu und wiederhole das frühere Verfahren. In den dadurch gewonnenen Saft kommt nun noch 1/2 Unze Campfer, worauf man ihn sorgfältig verstopft zum Gebrauche aufhebt. Ein öfteres Waschen damit, macht die Haut äußerst rein und zart.

Dieselben Dienste thut folgende Mischung: Man stoße Hauswurzel in einem steinernen Mörser, drücke den Saft aus und bewahre ihn zum Gebrauche. Will[179] man dieß Mittel anwenden, so gießt man etwas davon in ein Glas und thut einige Tropfen Cölnisches Wasser dazu, worauf sich eine Masse gleich geronnener Milch bilden wird, welche vorzügliche Dienste gegen Sommerflecke oder Unreinigkeit der Haut leistet.

Man nehme 3 Unzen Storax und gieße dazu 8 Unzen starken Weingeist. Diese Mischung wird bei nicht zu gelindem Feuer gekocht und liefert dann die so bekannte Schönheitsmilch. Läßt man dieselbe auf der Haut trocken werden, so wird diese ungemein frisch und lebhaft.

Man mischt 3 Unzen süßes Mandelöhl und eben so viel mekkanischen Balsam, gießt 20 Unzen Weingeist (von wenigstens 28 Grad) hinzu, und schüttelt es tüchtig unter einander. Wenn man von dieser Mischung 1 Unze in 8 Unzen Rosenwasser[180] gießet, so erhält man eines der angenehmsten und zweckmäßigsten Schönheitsmittel.

Alle diese Mittel darf man jedoch nur gebrauchen, wenn die Haut wirklich unrein oder von rothen Flecken, Blüthchen, Sommersprossen u.s.w. entstellt ist; zu einem täglichen Gebrauche würde ich deßhalb nicht rathen, weil sie die Zartheit der Haut dann nothwendig angreifen mußten– frisches Wasser ist der gesunden Haut am zuträglichsten.


Quelle:
Hoffmann, Karl August Heinrich: Unentbehrliches Galanterie-Büchlein für angehende Elegants. Mannheim 2[1827], S. 169-181.
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