Achtundzwanzigstes Kapitel

Geschäftsverkehr.

[105] Es ist gegen den guten Ton, in einem anständigen Warenhaus zu feilschen und zu handeln.

Kommt einem ein Gegenstand zu hoch im Preise vor, dann kauft man ihn eben nicht.

Man muß sich ungefähr klar sein, was man kaufen will, wenn man ein Warenhaus betritt.

Es ist gegen den guten Ton, sich ein ganzes Warenlager vorlegen zu lassen und dann schließlich nichts zu kaufen.

Herren, die von Damen bedient werden, haben sich höflich und zurückhaltend gegen diese zu benehmen.

Junge Damen haben in einem Geschäft mit den bedienenden Kommis nur das Notwendige zu verhandeln.

Es ist taktlos, in einem Geschäft die Waren eines Konkurrenzgeschäftes und die billigeren Preise desselben zu rühmen, besonders in Gegenwart anderer Kundschaft.[105]

Man kaufe, wo man es für gut findet, aber man unterlasse öffentliche Vergleiche.

Man hüte sich vor unvorsichtigem Berühren ausgestellter Kunstgegenstände.

Es ist gegen den guten Ton, in einer Konditorei oder Bäckerei die Waren anzufassen.

Der Inhaber eines Geschäftes muß Sorge tragen, daß seine Kunden stets in gleichmäßiger freundlicher Weise bedient werden.

In einem Warenhause gehört eine gewisse Kulanz zum guten Ton.

Die Handlungsbeflissenen eines Geschäftes haben nur Notwendiges mit der Kundschaft zu sprechen.

Ein übereifriges Zureden zum Kaufen ist taktlos.

Die Bedienenden eines Geschäftes dürfen nicht zu schnell die Geduld verlieren.

In einem Geschäft, wo man einmal geprellt wurde, sollte man nie wieder kaufen.

Man kaufe möglichst nur in Geschäften mit festen Preisen.

Man versuche es nicht, in einem Geschäft einen Gegenstand zu erhandeln, um welchen eine andere Person schon in Unterhandlung steht. Das ist taktlos.[106]

Die Angestellten eines Handlungshauses müssen stets äußerst korrekt gekleidet gehen.

Die Unterbeamten eines großen Handlungshauses, wie Hausdiener, Türsteher, Kutscher usw., gehen zumeist sämtlich in gleichartigen Livreen.

In Geschäften, in denen sehr vorgeschlagen wird und die Preise sozusagen den Vermögensverhältnissen der Kunden angemessen werden, soll man aus Prinzip nicht kaufen.

Solches Vorgehen eines Handelshauses ist durchaus gegen den guten Ton.

Auch der Begütertste will nicht gern übervorteilt sein.

Eßvorräte besonders soll man nur in sehr gut renommierten Handlungen kaufen.[107]

Quelle:
Kallmann, Emma: Der gute Ton. Berlin 1926, S. 105-108.
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