315. Die Gans und der Fuchs.

[411] Gans.

Komm Fuchs, wir wollen Friede schließen:

Was nützt die Feindschaft dir und mir?

Ich muß mein Gras in stäter Furcht genießen;

Und du wirst auch die Raubbegier

Gewiß einst mit dem Tode büßen.

Drum laß uns lieber Freunde seyn!


Fuchs.

Vortrefflich, kluge Gans, ich geh den Antrag ein:

Die Feindschaft bringt uns freylich nicht Gewinn;

Wohlan, der Friede sey geschlossen!


Gans.

Er sey, ich schwörs, auf ewig festgeschloßen!


Fuchs.

Ja – bis ich wieder hungrig bin!

Quelle:
Laukhard, Friedrich: Zuchtspiegel für Eroberungskrieger, Advokaten und Aerzte. In: Zuchtspiegel für Fürsten und Hofleute, Paris [i.e. Leipzig] 1799, S. 411-412.
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