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»Krawattenmacher«

[33] Er legt uns die Schlinge um den Hals, fest entschlossen, nicht mehr locker zu lassen, er – der Krawattenmacher, der »chemisier«. Das Wild zappelt einen Moment und – kauft! Die Achillesferse des Mannes von heute ist heraufgerutscht, sie sitzt in Kragenhöhe, die schwache Stelle ist der bunte Aufputz, der Selbstbinder. Das geht so weit, daß sonst Normale sozusagen »krawattenhörig« werden. Diese Manie ist schon völlig unheilbare Krankheit, wenn, wie kürzlich geschehen, im Nachlaß eines amerikanischen Sonderlings 1800 Binder in allen Abarten sich vorfanden, die von dem Eigentümer nur einmal in nagelneuem Zustand angelegt und dann zum Angedenken der Sammlung einverleibt worden waren!

Wie gut könnte man mit etwa sechs Längsbindern, etlichen »butterflies« zum »full dress« und einen schweren Plastron auskommen, aber – Finger zum Eid! – wer von euch hält sich zurück, wenn ihm sein Geldbeutel anderes erlaubt?

Die Frauen unterstützen diesen Wahn und schenken zu allen Jahreszeiten und Anlässen Krawatten, Krawatten und wieder Krawatten mit dem Endeffekt, daß die passende doch nie im Schrank ist.

Gewiß – der arme Uniformierte von Schneiders Gnaden hat kaum Gelegenheit, sich in Kleidungsdingen individuell auszuleben, mit Farben zu jonglieren, deshalb auf die Predigt die Antwort: Laßt uns unsere harmlose Leidenschaft, die »beaux restes« eines jabotgezierten, buntberockten Kavaliers.

Moral: Krawattenkauf ist heilige Handlung. Er soll immer bei Tageslicht geschehen, um Farbentönungen kontrollieren zu können. Gewagte Muster und Aufdringlichkeiten gehören nur in eine Kollektion, bei der es auf ein halbes Dutzend mehr oder weniger nicht ankommt. Lieber ein Stück aus bester Seide mit diskreter Streifenzeichnung als drei billige, wild gewordene Stillleben. Hell, von Karmin aufwärts, darf nur zu sommerlichem Weiß oder lichtem Kammgarnanzug getragen werden. Geschmack ist in diesen Dingen alles![33]