Gefährliche Liebschaften.

[144] (Letzte Kontroverse in der letzten Pause.)


Sie (sich erhebend): Also schön, gehen wir ...

Er: Wir sind noch nicht am Ende – oder wollen Sie den letzten Akt verpassen?

Sie: Offen gesagt bin ich befriedigt. Ich wüßte nicht, was uns der vollendete Adam noch zu verschweigen hätte ...


Gefährliche Liebschaften

Er: Überlegen Sie einmal – das Wichtigste im Leben – – –

Sie: Wenn es nichts Materielles ist, kann es nur etwas Erotisches sein!

Er: Na also! Adam als Mann, nicht als Mensch, verlangt das Wort.

Sie: Sie wollen die Dinge vom Gefühl aus betrachten – ein gefährliches Wagnis.

Er: Nur das, was Liebe »ist« oder »sein soll« – kritisieren.

Sie: Ich bin kaum zu bekehren und bekenne gern mit Oskar Wilde: »Wenn man liebt, täuscht man zuerst sich, später andere.«

Er: Es gibt auch Ausnahmen – und glückliche.

Sie: In der Minorität. Und wer nicht glücklich ist, spielt immer.

Er: Diesmal muß ich Ihnen widersprechen, Sie eines Besseren zu belehren versuchen. Die »liaisons dangereuses« gehören zu einer überlebten Generation. Ehrlichkeit, Offenheit, ungekünsteltes Empfinden und größere Freiheiten ebnen die Wege, um die Menschen einander nahe zu bringen, sich zu verstehen, sich weniger zu quälen und mehr zu respektieren. Keine falsche Ekstase, keine lächerlichen Hemmungen, zum mindesten kameradschaftliches »Hand-in-Hand-Gehen« erleichtern die Beziehungen zwischen Adam und Eva, die durch Naturgesetze unauslöschlich!

Sie: Wenn man Sie so reden hört –

Er: Stört es Sie?

Sie: Im Gegenteil – ich fühle mich zehn Jahre jünger – nur habe ich Angst, über Angelegenheiten zu sprechen, die heikel und schwierig zu berühren.

Er: Sie irren, gnädige Frau, nicht heikel und nicht schwierig, denn »das Erotische versteht sich von selbst« ...[145]

Quelle:
Reznicek, Paula von / Reznicek, Burghard von: Der vollendete Adam. Stuttgart 1928, S. 144-146.
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