Requisiten des Flirts.

[86] Der Sektquirl:


Ein kleines Zepter. Die Qualität entscheidet nicht, der hölzerne kann mehr ausrichten als der goldne in zart duftendem Lederetui. Für wichtige Pausen beinah unerläßlich. Er überbrückt Disharmonien, bringt Spannungen zur Entladung, dank seiner Kraft schäumt sogar – der Alkohol über. Er ist immer wieder zur Stelle, tatkräftig, folgsam und diskret. Schenkt euren Flirts »Sektquirle«:


»Ob's Pommery, ob's Geldermann,

Ob's Rheingold Söhnelein –

Als Siegfried sieh den Sektquirl an

Und denke ›rührend‹ mein ...«


Das Einglas:


Viele fühlen sich berufen, wenige sind auserwählt. Sinnlos schwärmte einst ein Backfisch von einem Jüngling, der das Monokel angeboren zu tragen schien, und endete mit dem unverständlich emphatischen Ausruf: »Wie traumhaft zwecklos!« Möglicherweise hat sie recht. Auf alle Fälle kann das Einglas für sich sprechen. Vom Standpunkt der Maske aus entbehrt es nicht des Reizes – das Verbergen innerer Empfindungen lockt den Betroffenen, und es gibt Frauen, die nichts mehr als das lieben ... Sie wollen das Einglas zum Wanken bringen, wollen hinter schützendes Glas blicken, wollen wissen, wo das eine Theater aufhört und das andere beginnt. Wenn dann endlich das Einglas seinen Platz geräumt hat – atmen sie erleichtert auf und haben eine Kleinigkeit mehr zum Spielen ...


Das Knallbonbon:


»Aus kindlichen Scherzen wird oft bittrer Ernst.« Ersehntes Leitmotiv faschingssüchtiger Jugend – bis zu 60 Jahren! Man kann nie wissen, wie es endet, Schlangen, die sich um tanzende Körper winden, sie sozusagen verketten, Konfetti, das die Augen schließen läßt, für Sekunden blind macht, und nicht zuletzt das Knallbonbon, das Feuer entfacht, verbrannte Händchen zeitigt und für Überraschungen sorgt. Bessere Impresarien kann man sich suchen!


Das Vielliebchen:


Die Knackmandel – eine ständige Versuchung, hinter die äußere Schale zu dringen, um dort die Zweiteilung zu finden, die man sich erträumt. Ein Wort gibt das andere – der Wunsch zur Fortsetzung wird zum Vater des Gedankens: Vielliebchen! Und nun sind alle Pforten geöffnet – in die scharmanteste Form darf alles das gekleidet werden, was sonst kaum zu gewähren wäre. Vor fünfzig Jahren begann es mit: »Guten Morgen, Vielliebchen« inzwischen entstehen Variationen aller Arten – jeder Individualität Rechnung tragend. – Ganz gerissene Genießer aber werden bei bestimmten Gelegenheiten beim alten Motto bleiben! »Guten Morgen, Vielliebchen!«[86]


Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 86-87.
Lizenz:
Kategorien: