Bin ich reich genug, Dame zu sein?

[42] Ein Refrain, der immer wiederkehrt – zu keiner Zeit ausstirbt und zur Schlagermelodie der Frau geworden ist.

Welch ein Irrsinn! Bin ich reich genug, erotisch, musikalisch oder religiös zu sein? Die Dame hat mit Reichtum erst in zweiter Linie zu tun – und die Allerreichste der Welt kann alles andere eher, als eine Dame sein.

Geld erleichtert – ist nervenberuhigend, angenehm, aber es entscheidet nicht. Manieren und Geschmack, Intelligenz und Instinkt, Gepflegtheit und Liebenswürdigkeit ersetzen oft materielle Vorteile oder gewinnen leicht solche.

»Wie pflege ich mich ohne Geld?« fragte neulich eine Schöne – und die prompte Antwort einer noch weniger Begüterten, aber bedeutend reizvolleren jungen Dame: »Versuchen Sie's mal mit Seife, Kamm und Nagelschere ...«

Eine wirkliche Dame ist nicht arm – eine echte Dame kommt auch mit Wenigem aus, eine große Dame hat immer ihren Kreis, der ihr beisteht, immer ihre Freunde, die ihr helfen.

Aber eine Talmidame, die nur scheint und nicht ist, die nur imitiert und kopiert, die nur äußerlich und nicht innerlich gedeiht, wird und kann nie reich genug sein, um das zu werden, was sie erhofft und nie erreicht ...[42]

Quelle:
Reznicek, Paula von: Auferstehung der Dame. Stuttgart 7[o.J.], S. 42-43.
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