[166] Der Engländer erklärt es so sachlich, aber so gut er kann, und meint: »Flirt is attention, without intention«, dem Sinn nach übersetzt: »Verbindung ohne intimere Absichten«.
Diesen Begriff werden vielleicht viele heute als beleidigend für die Intensität des Flirts auffassen. Dabei ist er in seiner Bedeutung beinahe legitimierter als der Ehegatte. Er hat mit Typ nur wenig gemeinsam, der Typ ist als Substantiv aufzufassen, der Flirt als Tätigkeit. Er ist die Folge des Typs.
Zur Sache, zur Sache! Wie weit also – der Flirt? Sind seine Rechte begrenzt, darf er mehr als Blumen, Konfekt, Bücher schenken, wie steht es mit Schmuck und Kleidern, darf er mehr als die Fingerspitzen, den Handrücken, als Handgelenke küssen? Darf er zu jeder Tageszeit anrufen, in Abwesenheit des Hausherrn vorsprechen, nach neun Uhr noch? Wir wollen nicht kleinlich detaillieren ...
Ich denke, er darf, wenn er ein Gentleman ist, wenn er es nicht heimlich tut, wenn er es für selbstverständlich hält, wenn er wirklich gut Freund ist, wenn seine Qualitäten zur Steigerung des Familienglücks beitragen, wenn ... Ich glaube, wir haben uns verstanden!
Aber nun einmal zu »ihr« – zu ihrer Lebensauffassung. Ist sie zu streng und altmodisch, wirkt sie langweilig, ist sie zu leicht, erscheint sie abstoßend. Hat sie es nicht schwer, die Arme? Wo findet sie den goldenen Mittelweg? In der Antwort eines Backfisches, die zum erstenmal Wagner zu hören bekommt, nachdenklich zu Hause angelangt auf die Frage, wie es ihr gefallen habe, lakonisch murmelt: »Jedenfalls ist mir mein künftiges Leben klar geworden: Halb Venus – halb Elisabeth!« Und somit beschließen wir dieses Kapitel!
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