Vom Rauchen.

[12] Du hast nichts versäumt, wenn Du bis zum 20. Lebensjahre überhaupt nicht rauchst! Das im Tabak enthaltene Nikotin ist ein Gift und Deinem wachsenden Körper sehr schädlich. Als Landwirt gib der Zigarre und der Pfeife vor der undeutschen Zigarette den Vorzug. Das starke Zigarettenrauchen mancher jungen Leute ist eine durchaus unangenehme Angewohnheit, die noch obendrein zu schweren Schädigungen der Gesundheit führen kann und viel Geld kostet, das wahrlich in diesem Alter besser und nützlicher angewendet werden kann. Rauche möglichst nicht bei der Arbeit und niemals auf dem Hof, in Scheunen oder Ställen. Schon manches Schadenfeuer ist hierdurch entstanden! Ein Pfeifchen oder eine Zigarre nach Feierabend, im Wohn- oder Arbeitszimmer geraucht, wird Dir niemand verwehren. Im Theater, in der Kirche, im Konzertsaal darf man nie rauchen.

Betrittst Du ein fremdes Haus, so hast Du die Zigarre wegzulegen. Ehe Du Besuch machst, darfst Du nicht rauchen. Daß Du, wenn eine ältere Person, eine Dame oder ein Lehrer, auf der Straße mit Dir spricht, nicht rauchen darfst, ist Dir wohl selbstverständlich. Beim Grüßen nimmt man die Zigarre aus dem Mund und hält sie möglichst in der linken Hand. Rauchst Du im Zimmer, so laß die Asche nicht von Deiner Zigarre abfallen, sondern streife sie in einen Aschenbecher ab. Laß auch keine Zigarrenenden herumliegen und trage die Zündhölzer nicht lose in der Tasche mit Dir herum. Dicke Rauchwolken herauszudampfen, womöglich anderen Leuten ins Gesicht, ist unhöflich und gegen den guten Ton. Sitzt Du mit älteren Herren beisammen, so darfst Du erst dann rauchen, wenn diese den Anfang gemacht haben. In Damengesellschaft darfst Du nicht ohne Erlaubnis der Damen rauchen. Fordere nie eine Dame zum Rauchen auf. Im Nichtraucherabteil der Bahn, in Diensträumen von Behörden und überall dort, wo Dir ein Anschlag »Rauchen verboten« zu Gesicht kommt, darf selbstverständlich nicht geraucht werden.

Quelle:
Roeder, Fritz: Anstandslehre für den jungen Landwirt. Berlin 21930, S. 12-13.
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