Tanz und Ball.

[54] Ist der Tanz im Dritten Reiche verpönt? – Keineswegs; denn wir wissen, der Tanz ist eine Ausdrucksform der Kunst, die Wiedergabe der Anmut.

Daß wir natürlich von den verblödeten Niggertänzen und dem Gejazze der jüdisch-marxistischen Zeit abrücken, ist ganz selbstverständlich.

Wir bringen den deutschen Tanz, der dem Wesen unseres Volkes in Rhythmus und Bewegung entspricht, wieder zu Ehren, sowohl auf dem Rasen der Volksfeste wie auch in den Ballsälen.

Deshalb, deutsche Jugend, übe die Kunst des Tanzes! Ein guter Tänzer ist überall ein gerngesehener Gast. Er verdankt manche Einladung dieser seiner Fertigkeit.

Daß du versuchst, dem Tanz Anmut und Grazie zu verleihen, ist bei einem guten Tänzer oder einer Tänzerin, wie du es bist, selbstverständlich.

Es gibt sogenannte Tanzpaare, die fabelhaft miteinander eingetanzt sind. Das ist sehr nett; aber es entbindet dich niemals[54] von der Verpflichtung, dich auch den anderen Damen deines Bekanntenkreises zu widmen. Und dich, schöne Tänzerin, berechtigt es nicht, deine Kunst nur mit einem Herrn zu üben und dich den anderen zu versagen.

Der eingeladene Herr hat ganz besondere Verpflichtungen der Dame oder den Damen des Hauses gegenüber. Er darf auch nicht einen Augenblick zögern, wenn eine letzte Dame als »Mauerblümchen« sitzenbleibt, sie zum Tanz zu führen, und wenn sie ihm zehnmal nicht zusagt, und wenn sie im Tanzsaal wie ein Hase auf Rollschuhen herumfährt, ganz gleich, er hat mit ihr zu tanzen. –

Von einem jungen Mädchen wird es aufdringlich empfunden, wenn sie den nahenden Tänzer mit ihren Augen förmlich aufspießt, und wenn er nur erst Miene zu einer Verbeugung macht, auf ihn los schießt. Sie soll sich auch nicht zieren, sondern mit freundlichen Kopfnicken als Dank und Gruß dem Tänzer folgen.

Helga, die bei einem der letzten Bälle neben solch einem tanzgierigen Mädel saß, konnte das Gebaren nicht länger ertragen, sondern mußte an einen anderen Tisch gehen.

Es ist bestimmt auch heute noch nicht richtig, wenn ihr als junge Mädchen ganz allein oder gar mit einem Freund, den ihr eben erst oberflächlich kennengelernt habt, zum Ball geht. Ein junges Mädchen, das auf seinen Ruf hält, geht zum mindesten mit einer guten Freundin oder schließt sich einer bekannten Familie an, falls die Eltern verhindert sind, mitzukommen. Es ist ja neuerdings schon fast überall so, daß die jungen Damen, wenn sie zum Ball gehen, ihren ganz bestimmten Tänzer haben. Für die übrigen jungen Mädchen, die »solo« da sind, fällt dann in der Regel nur noch wenig beim Tanzen ab.

Helga war besser daran, sie konnte nicht in Verlegenheit kommen: denn im Notfalle sprang ihr Bruder ein.


Der Anzug.

Ist es ein großes Fest oder ein großer Ball, dann ist für die Herren Frack oder Smoking und Lackschuh erforderlich, für die Damen das große Abendkleid.[55]

Für den kleineren Tanz genügt Tanzanzug, Cutawau, auf dem Lande auch der Gehrock oder dunkler Jacketanzug, für die Damen das Ballkleid.

Solltest du einmal das Glück haben, zu einem Hausball geladen zu werden, so kannst du dir das zu einer ganz hohen Ehre anrechnen. Durch ein tadelloses Benehmen kannst du beweisen, daß du solcher Auszeichnung würdig bist. Zweifellos wird von dir sowohl als Dame als auch als Herrn erwartet, daß du recht gern und recht viel tanzt. In diesem Punkte darfst du als Herr die Frau des Hauses unter keinen Umständen enttäuschen. Wenn du nicht tanzen kannst, noch magst, so bleib lieber zu Hause und entschuldige dich höflichst.

Es wird von einem jungen Herrn als schicklich empfunden, wenn er nach dem Feste seinen Besuch macht und sich nach dem Wohlergehen der gastgebenden Familie erkundigt.

Quelle:
Schütte, Carl: Willst du erfahren was sich ziemt? Caputh-Potsdam [o. J.], S. 54-56.
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