60.

[46] Ein schöner Anstand verschönert den Tanz selbst, und die männliche Schönheit hat hier überall Gelegenheit sich in ihrem Glanze zu zeigen. Aber um so mehr muß dieser Anstand gebildet seyn, und Alles Unangenehme, Unbescheidne, Undelikate und Freche von sich entfernen, das in einer anständigen Gesellschaft nie gefällt und worin so häufig bei den frohen Bewegungen des Tanzes und am mehresten bei der oft in Wildheit ausartenden, oder den balanzirenden, walzenden, und den Umfassungen gefehlt wird. Jede zweideutige Miene bei dem Tanze, jede zu freche Wendung, selbst das zu hohe Springen und Werfen der Beine, das Zunahekommen des Körpers, das Herumschwärmen der Augen auf der Mittänzerinn sind Beleidigungen des Anstandes.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 46-47.
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