118.

[101] Der schöne Geschmack wählt Alles, was zu seinem Schmucke gehört, äusserst einfach, und wo möglich Alles, was von Werth und Dauer ist. Er zeigt dies überall in den geringsten Kleinigkeiten, bei der Wahl der Stikkereien, wo sie erfordert werden, bei dem Ankauf seiner Dosen, Uhren, Schnallen, Uhrketten, Degen, Ringe u.s.w.[101] Aecht und solide muß darin Alles sehn; kein Flitterstaat, kein unächter Glanz, kein buntes Farbenspiel, keine Verkünstelung und Nürnberger Spielerei, kein bunter Taut, keine bloße Aufglätterei, keine Augenverblendung, kein unnützer Zierrath, welcher der Haltbarkeit schadet, und den Erfordernissen der wahren Einfachheit und Simplicität des Geschmacks entgegen ist, wird darinn gelitten.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 101-102.
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