141.

[112] Die Visitenzimmer meublirt der gute Geschmack der gebildeten Menschen gewöhnlich wie der große Stand seine Säle; das heißt: Schränke, weder Kleiderschränke noch Büreaux und Sekretäre, Kommoden, Schenken, Tische, die in der Mitte stehen, große Stubenuhren dürfen hier ihren Platz nicht finden; sonst ist der Geschmack gemein. Der gute Geschmack erfordert, daß nichts anders darinnen sich befinde, als: Kronleuchter, Trimeaux, oder Spiegel und Spiegeltisch, auch mehrere, wenn man will, Gesäße, als: Ottomann (oder Divan, Sofa, Kannapee, wie man will, und was gerade am modernsten ist) und Stühle; alles andere ist überflüßig und gehört nicht in das Visitenzimmer. Wo es der Platz und die Symmetrie erlaubt, kann man auch einige Sorten Tische, worauf etwa schöne Vasen oder Figuren stehn, die eine Art von Altar machen, und dem Zimmer gleichsam das Erhabenere und Gewähltere geben, anbringen.

Quelle:
Siede, Johann Christian: Versuch eines Leitfadens für Anstand, Solidität, Würde und männliche Schönheit. Dessau 1797, S. 112-113.
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