Wieder in Braunschweig – Erste Konzertreisen

[64] 1803–1805


Das Tagebuch enthält nun noch Beschreibungen dessen, was ich in Travemünde, Lübeck und auf der Reise nach Braunschweig sah und erlebte (was füglich überschlagen werden kann), und schließt dann folgendermaßen:

»Braunschweig, den 5. Juli 1803. Endlich bin ich wieder in der Vaterstadt angekommen, die mir durch die lange Abwesenheit doppelt lieb geworden ist. – Es war heute früh um zwei Uhr, als wir vor der Stadt ankamen. Ich stieg beim Petritore ab, ließ mich über die Ocker setzen und eilte nach der Großmutter Garten. Dort fand ich aber Haus- und Gartentür verschlossen, und da mein Pochen nicht gehört wurde, so überstieg ich die Gartenmauer und legte mich in dem am Ende des Gartens befindlichen offenen Pavillon auf die Erde nieder. Ermüdet von der dreitägigen Reise, schlief ich augenblicklich ein und würde trotz des harten Lagers wahrscheinlich noch lange ruhig fortgeschlafen haben, hätten mich nicht die Tanten bei einem Morgenspaziergange durch den Garten in meinem Verstecke entdeckt. Erschrocken liefen sie zurück und verkündeten der Großmutter, es liege ein Fremder im Gartenhause und schlafe! Zu dreien zurückgekehrt, wagten sie sich näher, erkannten mich, und unter Jubel, Umarmungen und Küssen wurde ich nun erweckt. Lange konnte ich mich nicht besinnen, wo ich war; endlich erkannte ich die lieben Verwandten und freuete mich, wieder bei ihnen und in der Heimat zu sein. Sie waren um mich sehr besorgt gewesen, da wegen unserer ewig langen Seereise seit sechs Wochen keine Nachrichten von mir eingetroffen waren.

[65] Die erste erfreuliche Neuigkeit, die ich erfuhr, war die, daß der berühmte Rode hier ist und am Dienstag bei Hofe spielen wird. Ich muß mich daher sogleich beim Herzog melden lassen, damit ich das Hofkonzert besuchen darf. Doch nun, da die Vaterstadt glücklich wieder erreicht ist, will ich dieses Tagebuch schließen. Möge es mir noch oft eine angenehme Rückerinnerung an die schöne Reise gewähren!«

Ich wurde von meinem Gönner mit dem alten Wohlwollen empfangen, welches sich sogleich von neuem dadurch kundgab, daß der Herzog mir durch den Hofmarschall den nicht unbedeutenden Rest des Reisegeldes zum Geschenk einhändigen ließ, als ich darüber Rechnung ablegte. Auch empfing ich für die Dedikation meines Konzertes, welches ich dem Herzoge beim ersten Besuche überreicht hatte, 20 Friedrichsdor.

Ich brannte nun vor Begierde, mit diesem Konzerte als Geiger und Komponist vor dem Herzog und dem Publiko aufzutreten, um Proben meines Fleißes und meiner Fortschritte abzulegen. Doch ließ sich dies nicht so schnell bewerkstelligen, da Rode bereits ein Konzert im Theater angekündigt hatte. Auch konnte ich nicht ohne Bangigkeit daran denken, so bald nach diesem großen Geiger auftreten zu müssen! Denn je öfter ich ihn hörte, desto mehr wurde ich von dessen Spiele hingerissen. Ja, ich trug bald kein Bedenken, Rodes Spielweise, damals noch ganz der Abglanz von der seines großen Meisters Viotti, über die meines Lehrers Eck zu stellen, und ich war schon eifrigst beflissen, sie mir durch ein recht sorgfältiges Einüben der Rodeschen Kompositionen, die ich von ihm bei Hofe und in Privatgesellschaften gehört hatte, möglichst anzueignen. Es gelang mir dies auch gar nicht übel, und ich war bis zu dem Zeitpunkte, wo ich mir nach und nach eine eigene Spielweise gebildet hatte, wohl die getreueste Kopie von Rode unter allen damaligen jungen Geigern. Besonders gelang es mir, das achte Konzert, die drei ersten Quartetten und die weltberühmten Variationen in G-Dur ganz in dessen Weise vorzutragen, und ich erntete damit sowohl in Braunschweig wie auch später auf meiner ersten Kunstreise großen Beifall ein.

Bald nach Rodes Abreise brach dann der von mir so sehnlichst erwartete Tag an, wo ich in einem von mir gegebenen Konzerte im Theater die erste Probe meiner auf der Reise erworbenen Kunstfertigkeiten ablegen durfte. Die Neugierde hatte ein zahlreiches Publikum herbeigeführt. Bei der Sicherheit, mit der ich nicht nur mein eigenes Konzert, sondern auch die andern, unter Ecks Leitung eingeübten Musikstücke spielen konnte, hätte ich billig ohne alle Befangenheit[66] hintreten sollen. Doch konnte ich sie bei dem Gedanken, daß kurz vorher auf meinem Platze, vor demselben Auditorio ein so großer Geiger gestanden hatte, nicht ganz überwinden. Aber es galt jetzt, meine Neider zu beschämen, die bei meiner Abreise laut geäußert hatten, der Herzog werde seine Wohltaten wieder an einen Unfähigen und Undankbaren verschwenden. Ich raffte daher allen meinen Mut zusammen, und es gelang mir, schon während des Tuttis meines Konzertes alles um mich her zu vergessen und mich mit ganzer Seele nur meinem Spiele hinzugeben. Der Erfolg war nun aber auch ein über alle Erwartung günstiger, denn schon nach dem ersten Solo brach ein allgemeiner Beifall los, der sich nach jedem folgenden noch steigerte und am Ende des Konzerts gar nicht enden wollte. Auch der Herzog, der den jungen Künstler während der Zwischenpause in seine Loge rufen ließ, bezeugte ihm seine volle Zufriedenheit. Es gilt daher dieser Tag noch jetzt in meiner Erinnerung als einer der glücklichsten meines Lebens.

Ich wurde nun an die Stelle eines ohnlängst verstorbenen Kammermusikers zur ersten Violine versetzt und erhielt auch dessen Gehalt von 200 Talern als Zulage. Da aber dieser wegen des Gnadenvierteljahres für die Witwe nicht sogleich fällig war, so wurde ich vom Herzoge durch ein abermaliges Geschenk von 20 Friedrichsdor entschädigt.

Mit einem Gehalte von 300 Talern und meinen Nebenverdiensten konnte ich nun in damaliger Zeit ganz anständig und sorgenfrei leben. Ich nahm daher meinen Bruder Ferdinand von neuem zu mir und widmete mich mit Eifer dessen Ausbildung. Da ich die Eltern und Geschwister noch nicht wiedergesehen hatte, so holte ich ihn selbst in Seesen ab. Dort erhielt ich auch einen Besuch meines Reisegefährten Leveque, der, über die Lage seiner Eltern beruhigt, nun im Begriffe stand, nach Petersburg zurückzukehren. In den acht Tagen unsres Zusammenseins wurde fleißig musiziert, und besonders war es der Vortrag meiner neuen Duetten, von uns während der Seereise so genau eingeübt, der die Eltern und Musikfreunde des Städtchens ergötzte.

Nach Braunschweig zurückgekehrt, begann ich von neuem meine Kompositionsarbeiten. Zunächst vollendete ich ein schon auf der Reise angefangenes Violinkonzert in E-moll, welches ungedruckt geblieben ist, weil es mir in späterer Zeit, nachdem ich die Rodesche Vortragsweise adoptiert hatte, nicht mehr gefiel. Doch wurde es damals von mir mehrere Male mit Beifall in den Winterkonzerten vorgetragen.[67]

Auch eine Konzertante für Violine und Violoncell mit Orchesterbegleitung schrieb ich in jener Zeit auf den Wunsch des Violoncellisten Benecke, mit dem ich häufig bei Quartettpartien zusammentraf. Auch dieses Werk ist nicht im Stich erschienen, ja selbst nicht einmal in das Verzeichnis meiner sämtlichen Kompositonen aufgenommen, da es mir in der Zeit, wo ich dieses begann, schon abhanden gekommen, ja aus dem Gedächtnis entschwunden war. Doch werden wohl noch einige Abschriften davon bestehen, denn ich hörte es im Jahre 1817 oder 1818 einmal in einem Konzerte in Mainz von den Gebrüdern Ganz (jetzt Mitgliedern der Berliner Hofkapelle) vorgetragen, ohne es sogleich als eine Komposition von mir zu erkennen. Zwar schien mir das Musikstück bekannt, als wenn ich es schon früher einmal gehört habe; doch erst als ich mir von meinem Nachbar den Konzertzettel erbeten und mit Erstaunen meinen Namen erblickt hatte, dämmerte in mir die Erinnerung an diese Jugendarbeit auf. Jetzt weiß ich nichts mehr von ihr, als daß sie aus einem Adagio und Rondo bestand, und daß letzteres im 6/8-Takt geschrieben war. Der Tonart kann ich mich nicht mehr erinnern.

Das Einüben dieser Konzertante mit Benecke mag wohl die Veranlassung gewesen sein, daß wir den Entschluß faßten, gemeinschaftlich eine Kunstreise zu machen, und zwar nach Paris, wohin ich mich schon längst sehnte. Der Urlaub zu dieser Reise war bei der Gunst, in der ich beim Herzog stand, leicht erwirkt, und so traten wir dieselbe im Januar 1804 voll der fröhlichsten Hoffnungen an.

Zuerst verweilten wir einige Tage bei meinen Eltern in Seesen, von wo aus wir uns in Göttingen ankündigten, um dort unser erstes Konzert zu geben. Wir nahmen zu der Reise dahin einen Mietwagen. Ich hatte mir kurz vor der Abreise von Braunschweig für meine aus Rußland mitgebrachte herrliche Geige eine ihrer würdige Hülle, d.h. ein höchst elegantes Kästchen machen lassen und dieses, um es gegen jede Beschädigung zu sichern, mit in den Koffer zwischen Wäsche und Kleider gepackt. Ich trug daher Sorge, daß dieser, der meine ganze Habe barg, recht sorgfältig mit starken Stricken auf dem Wagen befestigt wurde. Demohngeachtet hielt ich es für nötig, mich oft nach ihm umzusehen, besonders als der Kutscher erzählte, es seien seit kurzem zwischen Northeim und Göttingen einige Male Koffer von Reisewagen abgeschnitten und gestohlen worden. Dieses Sich-Umsehen nach dem Koffer war aber, da der Wagen nach hinten kein Fenster hatte, eine sehr beschwerliche Arbeit, und ich war daher sehr froh, als wir mit Anbruch der Nacht zwischen den Gärten vor Göttingen anlangten und ich mich noch ein letztesmal[68] überzeugt hatte, daß der Koffer noch an seinem Platze sei. Froh, ihn nun glücklich so weit gebracht zu haben, äußerte ich gegen den Reisegefährten: »Meine erste Sorge soll nun sein, zur besseren Befestigung des Koffers eine tüchtige Kette nebst Schloß anzuschaffen.«

Wir kamen nun am Tore an, als eben die Laternen angezündet wurden. Der Wagen hielt vor der Wache. Während Benecke dem Unteroffizier die Namen diktierte, fragte ich, von innerer Unruhe getrieben, einen der Soldaten, die den Wagen umstanden: »Der Koffer ist doch noch gut befestigt?« – »Es ist kein Koffer da!« war die Antwort. Mit einem Sprunge war ich aus dem Wagen und rannte mit gezogenem Hirschfänger wie rasend zum Tore hinaus. Hätte ich besonnen gelauscht, so wäre es mir vielleicht geglückt, die auf einem Seitenwege davoneilenden Diebe zu hören und einzuholen. So war ich aber in meiner blinden Wut weit über den Punkt, wo ich den Koffer zum letztenmal gesehen hatte, hinausgerannt und bemerkte meine Übereilung erst dann, als ich mich auf freiem Felde befand. Trostlos kehrte ich zum Tore zurück. Während mein Reisegefährte das Wirtshaus aufsuchte, eilte ich auf die Polizei und verlangte augenblickliche Durchsuchung der Gärtnerhäuser außerhalb des Tores. Mit Staunen und Ärger erfuhr ich dort, daß die Gerichtsbarkeit jenseits des Tores dem Amt Weende zustehe, und daß ich mich wegen meines Verlangens an dieses zu wenden habe. Da Weende eine Stunde von Göttingen entfernt liegt, so mußte ich für den Abend alle weiteren Schritte zur Wiedererlangung meiner Sachen einstellen. Daß diese auch am andern Morgen erfolglos sein würden, wußte ich schon jetzt, und so durchwachte ich die Nacht in einer Stimmung, wie ich sie in meinem bisherigen vom Glück begünstigten Leben noch gar nicht gekannt hatte! Wäre nur meine herrliche Guarneri-Geige, die Trägerin meiner ganzen bis dahin erworbenen Virtuosität, nicht verlorengegangen, so hätte ich das übrige leicht verschmerzt. Bei einigem Glück wäre es auf der Reise bald wieder zu gewinnen gewesen. So aber, ohne Geige, mußte ich nicht nur die Reise aufgeben, sondern auch gewissermaßen mein Studium ganz von vorn wieder anfangen.

Am andern Morgen ließ mich die Polizei benachrichtigen, es seien auf dem Felde hinter den Gärten ein leerer Koffer und ein Violinkasten gefunden worden. Voll Freude eilte ich hinaus, hoffend, daß die Geige, als ein für die Diebe wertloser und in bezug auf Entdeckung gefährlicher Gegenstand, von ihnen im Kasten zurückgelassen worden sei. Leider war dem aber nicht so. Nur der Violinbogen, ein echter Tourte, am Deckel des Kastens befestigt, war unentdeckt geblieben; alles übrige, worunter[69] sich auch das Reisegeld in Gold befand, war mitgenommen. Die Musikalien allein hatten die Diebe verschmähet. Sie fanden sich auf dem Felde zerstreut sämtlich wieder. Da meine Manuskripte darunter waren, von denen ich keine Abschrift hatte, so war ich sehr froh, diese wenigstens wiederzubekommen.

Ohne Geld, ohne Kleider und Wäsche, mußte ich mir nun erst auf Borg das Nötigste wieder anschaffen, bevor ich mit meinem Reisegefährten das von uns bereits angekündigte Konzert geben konnte. In der Zwischenzeit übte ich mich auf einer von einem Studenten aus Hannover erborgten, ganz guten Geige von Stainer fleißig ein, und so gut vorbereitet, trat ich zum ersten Male außerhalb Braunschweig als Künstler auf. Das Konzert war ungemein zahlreich besucht. Vielleicht hatte die Kunde von meinem Verlust mit dazu beigetragen. Die Vorträge beider Künstler, einzeln und in meiner Konzertante zusammen, wurden mit dem enthusiastischsten Beifalle aufgenommen. Dies war nun zwar für die Weiterreise sehr ermunternd; doch konnte ich, ängstlich für meinen Ruf besorgt, mich nicht entschließen, noch öfterer öffentlich aufzutreten, bevor ich wieder eine eigene gute Geige gewonnen und mich vollständig auf ihr eingeübt habe. Wir kehrten daher, da Benecke nicht allein reisen wollte, nach Braunschweig zurück.

Dort hatte sich die Kunde von meinem Verlust schon allgemein verbreitet. Auch der Herzog hatte davon gehört und schickte mir, um mir den Ankauf eines andern Instrumentes zu erleichtern, von neuem ein ansehnliches Geschenk. Mit Hilfe desselben erkaufte ich nun zwar (von einem Herrn von Hantelmann, einem ausgezeichneten Dilettanten) die beste Geige, die damals in Braunschweig existierte; ich fühlte jedoch bald, daß sie mir die verlorene nicht vollständig ersetzen könne.

Um mich nun für eine folgende Reise würdig vorzubereiten, wurde wieder mit großem Eifer komponiert und gespielt. So entstand das Konzert in D-moll (bei Kühnel in Leipzig als zweites, op. 2, gestochen), ein Potpourri über bestimmte Themen (bei demselben op. 5) und ein Konzert in A-dur, welches Manuskript geblieben ist. In diesen wie noch in einigen folgenden Kompositionen herrscht nun ganz die Rodesche Manier vor, aus der sich dann erst später mein Stil und die mir eigentümliche Vortragsweise entwickelten.

So verlief der Sommer 1804. Im Herbste vollständig zu einer neuen musikalischen Reise gerüstet, zog es mich nun zunächst nach den deutschen Hauptstädten. Auch wünschte ich sehnlichst, einmal in Leipzig aufzutreten, das sich durch die von Rochlitz vortrefflich redigierte[70] Musikalische Zeitung zum Mittelpunkt der musikalischen Kritik emporgeschwungen hatte. Ich trat daher meine zweite Kunstreise am 18. Oktober über Leipzig, Dresden nach Berlin an.

Auch von dieser Reise ist ein Tagebuch vorhanden, welches aber nur bis zum 9. Dezember fortgeführt ist und dann plötzlich abbricht. Die Veranlassung dazu wird später erzählt werden.

Den ersten Aufenthalt machte ich in Halberstadt, wo ich ein öffentliches Konzert gab und tags darauf beim Grafen von Wernigerode spielte. Unter den dortigen Musikfreunden, die sich meiner besonders freundlich annahmen, nenne ich den Domvikarius Körte, den Domprediger Augustin und den Auditeur Ziegler. Mit letzterem, der ein gebildeter Musikkenner und fertiger Klavierspieler war, stand ich bis zu dessen Tode in freundschaftlicher Verbindung. Auch die dortigen Musiker, die Organisten Gebrüder Müller und Holzmärker, der Geiger Glöckner, (mit dem ich meine Duetten spielte), der Fagottist Barnbeck und der Sekretär und Konzertmeister des Grafen von Wernigerode, Klose, waren sehr zuvorkommend gegen mich und zum Arrangement meines Konzerts behülflich. Ich verlebte daher vergnügte Tage in Halberstadt, wie die folgenden Auszüge aus dem Tagebuche dartun werden.

»Halberstadt, den 20. Oktober. Heute früh ging ich nach dem Schuhhofe und belegte den Saal zu meinem Konzerte für nächsten Montag. Auch sorgte ich, daß die Subskriptionsliste in Gang kam. – Da das Wetter sich aufgeheitert hatte, so holte mich Herr Barnbeck heute nachmittag zu einem Spaziergange nach den berühmten Spiegelschen Bergen ab. Es betrübte mich zu sehen, daß die herrlichen Anlagen unter dem jetzigen Besitzer, dem Sohne des Schöpfers derselben, sichtlich in Verfall geraten. Wir bestiegen einen der Türme und hatten dort eine wunderschöne Aussicht. Herr Barnbeck erzählte mir, daß der Geburtstag des alten Grafen, der 22. Mai, noch immer jedes Jahr durch ein solennes Test gefeiert wird.

Halberstadt, den 21. Oktober. Heute vormittag spielte ich mehrere Stunden, um mich zu dem Konzerte würdig vorzubereiten. Nachher besuchte ich Herrn Auditeur Ziegler, der mir auf einem vorzüglichen Pianoforte neue Sonaten von Riem in Leipzig vorspielte, die einen talentvollen und für die Zukunft vielversprechenden Komponisten verraten. Der Herr Auditeur besitzt ein fertiges und elegantes Spiel und einen gebildeten Geschmack.

[71] Nachmittags machte ich mit Herrn Holzmärker und einem seiner Freunde einen Spaziergang vor das Tor. Wir besuchten die Klus, einen Berg, auf dessen Spitze mehrere isolierte hohe und schroffe Felsen stehen, deren Inneres ausgehöhlt ist, der Sage nach von Räubern, die ehemals dort gehauset haben sollen. Ich konnte der Lust nicht widerstehen, einen der Felsen zu ersteigen, so halsbrechend das Unternehmen auch war, und so ernstlich meine Gefährten davon abmahnten. Ich kam glücklich hinauf und hatte außer dem Vergnügen, etwas vollführt zu haben, was nicht jeder wagt, auch noch eine weite und herrliche Aussicht. Bis dahin war alles gut. Wie ich nun aber hinabsteigen wollte und in die Tiefe blickte, überfiel mich ein plötzlicher Schwindel, und ich mußte mich eiligst niedersetzen, um nicht hinabzustürzen. Wohl zehn Minuten dauerte es, bis ich die nötige Fassung zum Hinabsteigen gewann, und schwerlich würde ich glücklich herabgekommen sein, wenn nicht die Herren unten zugerufen hätten, wohin ich den Fuß zu setzen habe, was ich selbst, mit dem Gesicht nach dem Felsen gekehrt, nicht sehen konnte. Zitternd von der Anstrengung und dem krampfhaften Anklammern an den Felsen sowie tüchtig beschämt, die Warnung der beiden Herren nicht beachtet zu haben, kam ich endlich wieder zu ihnen und kehrte froh, einer großen Gefahr glücklich entkommen zu sein, mit ihnen zur Stadt zurück.

Halberstadt, den 22. Oktober. Heute vormittag um 11 Uhr hielt ich zu meinem Konzerte Probe und fand das Akkompagnement ganz erträglich. Mein Konzert in D-moll erregte große Sensation. Die Herren Ziegler, Müller und andere behaupteten zu meiner großen Freude, nie ein schöneres Violinkonzert gehört zu haben! Das Konzert selbst begann um 5 Uhr. Der Saal war sehr leer, das Auditorium aber ein kunstsinnig gebildetes, wie ich an der Stille und Teilnahme, mit der mein Spiel angehört wurde, wohl bemerken konnte. Es wurden folgende Sachen gemacht:


Erster Teil

Sinfonie von Haydn.

Konzert D-moll von mir.

Arie von Reichardt, gesungen von Herrn Holzmärker.


Zweiter Teil

Konzert von Kreutzer D-dur.

Variationen für Fagott, geblasen von Herrn Barnbeck.

Polonaise von Rode aus dem Es-dur-Quartett.


[72] Nach dem Konzerte bezeigte mir der Graf von Wernigerode seinen Beifall und lud mich nochmals zu seinem morgenden Konzert ein.

Halberstadt, den 23. Oktober. Um 10 Uhr hielt ich in der gräflichen Kurie die Probe. Unter den Orchestermitgliedern befand sich auch der dritte Herr Graf als Klarinettist. Nachher machte ich meine Abschiedsvisiten. Abends 5 Uhr begann das Konzert. Wie ich ankam, fand ich die Gesellschaft schon versammelt und erkannte fast das ganze gestrige Auditorium wieder. Es war deshalb gut, daß ich heute lauter andere Kompositionen vortrug, nämlich das Konzert von Rode A-dur, das Quartett von ihm in Es-dur und die Variationen in G-dur. Nach Beendigung des Konzertes umringte mich die Gesellschaft und überhäufte mich mit Lobeserhebungen. Den Damen mußte ich viel von Petersburg erzählen. Unter den Anwesenden war auch der Sohn des Kammersekretarius Fesca in Magdeburg, der ein braver Geiger und talentvoller Komponist sein soll. Sehr ermüdet kam ich zu Haus und mußte doch noch meinen Koffer packen, da die Abreise auf 6 Uhr morgen früh bestimmt ist.«

Auch in Magdeburg fand ich als Künstler die freundlichste Aufnahme. Die Herren Hauptmann von Cornberg, Major von Witzleben, Regimentsquartiermeister Türpen und Geheimerat Schäfer, an die ich empfohlen war, boten alles auf, mir ein zahlreiches Publikum für mein Konzert zu werben sowie den Aufenthalt möglichst angenehm zu machen. Es war mir von Halberstadt aus ein günstiger Ruf vorausgeeilt; mein Auftreten in Privatgesellschaften strafte diesen nicht Lügen. Es darf daher nicht wundern, daß schon mein erstes Konzert sehr besucht war. Das Tagebuch sagt darüber:

»Magdeburg, den 3. November. Heute vormittag hielt ich im Saale des Seidenkramerinnungshauses die Probe zum Konzert. Man akkompagnierte mir ziemlich gut, wenigstens besser wie in Halberstadt. – Das Konzert begann um 51/2 Uhr. Der Saal war fast ganz gefüllt. Zuerst wurde das erste Allegro einer Sinfonie von Krommer (F-dur) gemacht. Dann folgte mein D-moll-Konzert. Hierauf sang Herr Giehl eine Arie von Haydn. Im zweiten Teil spielte ich das A-moll-Konzert von Rode und die G-dur-Variationen. Dazwischen das Andante obiger Sinfonie. – Es gelang mir heute alles besonders gut, und die Leute schienen von meinem Spiel ganz hingerissen zu sein. Am Schlusse des Konzerts wurde ich von vielen der Herren aufgefordert, ein zweites zu veranstalten.

Magdeburg, den 5. November. Seit acht Tagen beschäftige ich mich mit der Umarbeitung meines vorletzten Konzerts in E-moll. Das Adagio[73] schreibe ich ganz neu. Kann ich es noch ausgeschrieben bekommen, so werde ich es hier im zweiten Konzerte spielen.

Gestern abend war ich zu einer Musikpartie bei Herrn Kammersekretär Fesca eingeladen. Sein Sohn, der aus Halberstadt zurückgekehrt ist, ließ sich mit einem Quartett eigener Komposition hören. Das Quartett ist sehr gut gearbeitet und zeugt von großem Talent. Als Spieler gefiel er mir weniger. Es fehlt ihm zwar nicht an mechanischer Fertigkeit, wohl aber an einer gewandten, geregelten Bogenführung, daher an einem guten Ton und Deutlichkeit der Passagen. Auch intonierte er nicht immer ganz rein. Käme er zu einem guten Meister, so könnte viel aus ihm werden. Ich habe ihn aufgefordert, mit mir im nächsten Konzert die Konzertante von Eck zu spielen. Er hat eingewilligt, und wir werden morgen schon beginnen, sie zusammen einzuüben.

Die Begleitung gestern abend war sehr gut. Ich spielte ein Quartett von Haydn und eines von Mozart, die vielen Beifall erhielten.

Magdeburg, den 9. November. Ich war hier häufig in Gesellschaft bei den Kaufleuten Hildebrandt und Schmager, beim Kriminalrat Sucro und dem Geheimerat Schäfer und allenthalben sehr vergnügt. Auch zu einer interessanten Musikpartie bei Türpen war ich eingeladen. Ich fand eine kleine, aber sehr ausgesuchte Gesellschaft der eifrigsten Musikfreunde Magdeburgs versammelt. Ich spielte 4 Quartetten von Haydn, Beethoven, Mozart und zum Schluß das Es-dur-Quartett von Rode. Es wurde mir alles sehr gut akkompagniert, so daß ich mich ganz meinem Gefühle überlassen konnte. Die Zuhörer schienen entzückt. Herr Türpen behauptete, ich verstände wie keiner, jeden Komponisten in seinem eigentümlichen Stile wiederzugeben! Zum Schlusse spielte unser Herr Wirt ein Trio von Mozart auf einem sehr guten Pianoforte von Blume in Braunschweig recht brav. Nur hat er die übele Angewohnheit, den Gesang zu dehnen, womit er dem Ausdruck mehr schadet wie nützt.

Magdeburg, den 10. November. Heute gab ich mein zweites Konzert. Es war nicht ganz so zahlreich besucht wie das erste.


Erster Teil

Sinfonie von Haydn (erster Satz).

Mein Violinkonzert in E-moll.

Arie von Winter, gesungen von Herrn Vio.


[74] Zweiter Teil

Konzertante von Eck, von Herrn Fesca und mir gespielt.

Andante von Haydn.

G-dur-Variationen von Rode.


Das E-moll-Konzert macht sich nun gut. Das neue Adagio schien sehr zu gefallen. – Fesca hatte anfangs Furcht, doch ging es im ganzen recht gut. Den meisten Beifall hatten wieder die Rodeschen Variationen.

Nach dem Konzert aß ich mit Schmagers und Demoiselle Jettchen (Schäfer) im ›König von Preußen‹. Letztere war erst gegen abend von Braunschweig angekommen und sogleich ins Konzert geeilt. Sie mußte mir viel von der lieben Vaterstadt erzählen.«

Zum Schluß möge hier auch noch die Beurteilung eines Theaterstückes Platz finden, Weil der Verfasser desselben sich später in der musikalischen Welt durch seine pikanten Berichte »Musikalisches Allerlei aus Paris« einen Namen gemacht hat.

»Magdeburg, den 29. Oktober. Gestern abend trieb mich die Neugierde ins Theater. Es wurde nämlich ein neues Stück, ›Der weibliche Abällino‹, von unserm genialen Landsmann Sievers, zum ersten Male gegeben und nach Verdienst ausgepfiffen. Nie habe ich eine erbärmlichere Pièce weder gelesen noch aufführen sehen. Es ist eine unglückliche Nachahmung des bekannten ›Großen Banditen‹, hat aber weder die interessanten, spannenden Szenen, noch den gewandten Dialog, die jenes Stück zum Lieblinge des Publikums gemacht haben. Die Hauptperson, Rosa Salviati, die, um ihren Geliebten gegen eine Verschwörung seines Onkels zu schützen, sich der abenteuerlichsten und abgeschmacktesten Mittel bedient, erklärt die Ursachen ihres Verfahrens am Ende des Stücks in einer Rede, die wenigstens eine Viertelstunde dauert. Das Publikum, das schon früher Zeichen der Ungeduld gegeben hatte, wurde wahrend dieser Rede so unruhig, daß kaum zu Ende gespielt werden konnte. Wie endlich der Vorhang fiel, brach ein allgemeines Zischen und Pfeifen los. Der unglückliche, in Braunschweig verkannte Dichter, der hier Triumphe feiern wollte, soll im Theater anwesend gewesen sein, aber noch vor dem Ende das Weite gesucht haben.«

Über den Aufenthalt in Halle berichtet das Tagebuch nun schon sehr dürftig. Je mehr ich durch vermehrte Bekanntschaften zur Geselligkeit herangezogen wurde, desto weniger, scheint es, habe ich Lust gehabt, in der bisherigen, oft breiten Weise darüber zu berichten. Auch mag es mir wohl an Zeit gefehlt haben, da ich mich doch zu allen Produktionen,[75] sie mochten öffentlich oder privatim stattfinden, stets sehr sorgfältig vorbereitete, auch fortwährend mit Kompositionsarbeiten beschäftigt war. Es findet sich daher über den Aufenthalt in Halle nur folgendes: »Halle, den 21. November. Gestern und ehegestern gab ich meine Empfehlungsbriefe ab, und da man mir allenthalben sehr freundlich entgegenkam, so konnte schon heute mein Konzert stattfinden.


Erster Teil

1. Sinfonie von Haydn.

2. Mein D-moll-Konzert.

3. Arie aus ›Cosi fan tutte‹ in B-dur, gesungen von Dlle. Weinmann.


Zweiter Teil

4. Konzert von Rode a-moll.

5. Ouvertüre von Mozart.

6. G-dur-Variationen von Rode.


Demoiselle Weinmann sang sehr gut. Sie hat eine schöne Stimme und viel Kehlfertigkeit. Mein Spiel wurde mit Enthusiasmus aufgenommen. Man forderte mich allgemein auf, ein zweites Konzert zu geben.

Halle, den 23. November. Mein zweites Konzert fand schon heute statt und war wieder sehr besucht. Ich spielte mein E-moll-Konzert, mit Dlle. Weinmann, der ältern, die Sonate von Mozart in B-dur und zum Schluß das Es-dur-Quartett von Rode. Demoiselle Weinmann spielt fertig, aber ohne Geschmack.

Halle, den 26. November. Die Leute, die sich hier besonders für mich interessierten und denen ich viele vergnügte Stunden verdanke, sind: die Familie Garrigues, bestehend aus Vater, Mutter, Tochter und zwei Söhnen, sämtlich gar liebe, artige Menschen; Lafontaine und seine reizende Pflegetochter, Chodowiecki, Niemeyer und Loder. Unter den Studenten lernte ich einige tüchtige Dilettanten kennen. Ein Herr Schneider spielt fertig Klavier, ein Herr Müller sehr brav die Violine. Ein Herr Gründler aus Trebnitz bei Breslau nahm sogleich Unterricht im Violinspiel bei mir.«

Dies ist alles, was das Tagebuch über Halle auch bringt. Ich erinnere mich aber noch einer interessanten Szene, die ich dort erlebte, und füge sie deshalb hier bei.

Unter denen, die mir zum Arrangement meiner Konzerte behülflich waren, befand sich auch der berühmte Kontrapunktist Türk. Er dirigierte die akademischen Konzerte, deren eines während meiner Anwesenheit[76] in Halle stattfand. Es wurde die Oper »Titus« als Konzertmusik gegeben. Schon war das Publikum seit einer halben Stunde versammelt, das Orchester hatte eingestimmt und harrete des Zeichens zum Anfang. Aber noch fehlte einer der Sänger, ein dortiger Gesanglehrer, der die Partie des Titus übernommen hatte. Im studentischen Teile des Auditoriums gab sich schon große Unzufriedenheit über den säumigen Sänger kund; als dieser nun aber in einem sehr unfestlichen Anzuge, im Überrocke und mit beschmutzten Stiefeln, auf dem Orchester erschien, machte sich der allgemeine Unwille durch Scharren und Zischen Luft. Der Sänger, dem der ungeduldige Dirigent bereits die Noten in die Hand geschoben hatte, trat vor und sprach mit verächtlicher Miene: »Bin ich Ihnen so nicht recht, so kann ich auch wieder gehen!« Damit warf er die Noten dem Dirigenten vor die Füße und eilte zur Tür hinaus. Man stürzte ihm nach, um ihn zurückzuhalten; allein, alles vergebens! Ich erwartete nun, man werde das Konzert verschieben oder doch wenigstens alle die Nummern, bei denen Titus beschäftigt ist, auslassen. Nichts weniger! Der gewissenhafte Dirigent verkürzte seine Zuhörer auch nicht um einen Takt des Werkes; er wußte sich zu helfen! Er spielte auf seinem Kielflügel die ganze Partie des Titus, Rezitative, Arien und Ensemblestücke von der ersten bis zur letzten Note! Ich erstarrte und wußte nicht, ob ich mich ärgern oder über das naive Auskunftsmittel lachen sollte. Soviel wurde mir aber an jenem Abend klar, daß man ein gelehrter Kontrapunktist und doch ohne irgendeine Spur von Geschmack sein kann!

Nach der Ankunft in Leipzig am 29. November gibt das Tagebuch nur noch zwei kurze Berichte und verstummt dann gänzlich. Der erste bespricht eine Aufführung der Oper von Paër, »Die Wegelagerer«. Der zweite erzählt von einem Besuche des Gewandhaus-Konzertes.

»Diese Konzerte,« heißt es, »werden von einer Gesellschaft von Kaufleuten veranstaltet. Es sind aber keine Dilettanten-Konzerte, denn nur Musiker bilden das Orchester, welches stark besetzt und recht brav ist. Für den Gesang wird immer eine fremde Sängerin verschrieben, da der Theaterdirektor seinen Sängern das Auftreten in Konzerten nicht gestattet. Dieses Jahr ist es eine Signora Alberghi von Dresden, die Tochter eines dortigen Kirchensängers. Sie ist noch sehr jung, besitzt aber schon eine recht gute Methode und eine klare, klingende Stimme. Sie sang zwei Arien mit großem Beifall. Außerdem hörte ich den Konzertmeister der Gesellschaft, Herrn Campagnoli, ein Konzert von Kreutzer sehr brav spielen. Seine Methode ist zwar veraltet, er spielt[77] aber rein und fertig. Der Saal, in welchem diese Konzerte gegeben werden, ist wunderschön und für die Wirkung der Musik besonders günstig.«

Dann heißt es noch:

»Sonnabend, den 9. Dezember. Mein Konzert ist nun endlich arrangiert und auf nächsten Montag festgesetzt. Heute war die Probe. Mein D-moll-Konzert wurde mir sehr gut akkompagniert und gefiel außerordentlich.«

Dieses bezieht sich auf die vielen Schwierigkeiten, die ich beim Arrangement meines Konzerts zu überwinden hatte. Bei dem geschäftsvollen Treiben der Handelsstadt kam man mir nicht so hülfreich entgegen, wie ich es bisher gewohnt gewesen war, und ich hatte manchen Weg zu machen, bis alle Hindernisse beseitigt waren. Auch kränkte es mich, daß die reichen Handelsherren, an die ich empfohlen war, noch nichts von meinen Kunstleistungen zu wissen schienen und mich zwar höflich, aber kalt empfingen. Ich wünschte daher sehnlichst, einmal zu einer Musikpartie eingeladen zu werden, um mich bemerklich machen zu können. Dieser Wunsch wurde erfüllt; ich erhielt eine Einladung zu einer großen Abendgesellschaft mit der Bitte, etwas vorzutragen.

Ich wählte dazu eines der schönsten der sechs neuen Quartetten von Beethoven, durch dessen Vortrag ich in Braunschweig schon oft meine Zuhörer entzückt hatte. Aber schon nach wenigen Takten merkte ich, daß meine Begleiter mit dieser Musik noch unbekannt und daher unfähig waren, in den Geist derselben sogleich einzudringen. Verstimmte mich dies nun schon, so steigerte sich mein Unmut doch noch weit mehr, als ich bemerkte, daß die Gesellschaft meinem Spiele bald keine Aufmerksamkeit mehr schenkte. Denn es entspann sich nach und nach eine Konversation, die bald allgemein so laut wurde, daß sie die Musik fast übertönte. Ich sprang daher mitten im Spiele, noch ehe der erste Satz beendet war, auf und eilte, ohne ein Wort zu sagen, zu meinem Kasten, um meine Geige einzuschließen.

Dies erregte große Sensation in der Gesellschaft, und der Herr vom Hause näherte sich mir mit fragender Miene. Ich trat ihm entgegen und sagte laut, daß es von der Gesellschaft gehört werden konnte: »Ich war bisher gewohnt, daß man meinem Spiel mit Aufmerksamkeit zuhörte. Da das hier nicht geschah, so glaubte ich der Gesellschaft gefällig zu sein, indem ich aufhörte.« Der Hausherr wußte nicht, was er antworten sollte, und zog sich verlegen zurück. Als ich nun aber, nachdem ich mich zuvor bei den Musikern wegen meines brüsken Aufhörens[78] entschuldigt hatte, Miene machte, die Gesellschaft zu verlassen, kehrte der Wirt zurück und sagte freundlich: »Wenn Sie sich entschließen könnten, der Gesellschaft etwas anderes vorzutragen, was ihrem Geschmacke und Fassungsvermögen angemessener wäre, so würden Sie ein sehr aufmerksames und dankbares Auditorium haben.«

Mir, dem längst klargeworden war, daß ich das Vorgefallene durch meinen Mißgriff in der Wahl der Musik für eine solche Gesellschaft selbst verschuldet hatte, war froh, wieder einlenken zu können. Ich nahm daher willfährig die Geige von neuem und spielte das Quartett in Es von Rode, welches die Musiker kannten und daher auch gut akkompagnierten. Es herrschte nun eine lautlose Stille, und die Teilnahme an meinem Spiele steigerte sich mit jedem Satze. Nach Beendigung des Quartetts wurde mir so viel Schmeichelhaftes über mein Spiel gesagt, daß ich dadurch veranlaßt wurde, nun auch noch mein Paradepferd vorzureiten, die G-dur-Variationen von Rode. Mit diesen setzte ich die Gesellschaft dermaßen in Entzücken, daß ich der Gegenstand der schmeichelhaftesten Aufmerksamkeit für den Rest des Abends wurde.

Dieser Vorfall machte einige Tage viel von sich reden und war wahrscheinlich die Veranlassung, daß sich die Musikfreunde, dadurch auf mich aufmerksam gemacht, schon in beträchtlicher Zahl bei meiner Konzertprobe einfanden. Hier wußte ich sie besonders durch den Vortrag meines D-moll-Konzertes so für mich zu gewinnen, daß sich durch sie noch vor Anbruch des Konzertabends ein günstiger Ruf über meine Leistungen in der Stadt verbreitete und dadurch eine größere Zuhörerzahl herbeigelockt wurde, als ich hatte hoffen dürfen. Es war die Elite der Leipziger Musikfreunde und ein sehr empfängliches Publikum. Es gelang mir auch, es so zu enthusiasmieren, daß ich nach Beendigung des Konzerts stürmisch aufgefordert wurde, ein zweites zu geben. Dieses fand acht Tage später statt und war eins der besuchtesten, die je ein fremder Künstler in Leipzig gegeben hat.

In der Zwischenzeit wurde ich häufig zu Quartettpartien eingeladen, bei welchen ich dann meine Lieblinge, die sechs ersten Beethovenschen Quartetten, nachdem ich sie vorher mit den Begleitern eingeübt hatte, vorzugsweise zu Gehör brachte. Ich war der erste, der sie in Leipzig spielte, und es gelang mir, sie durch meine Vortragsweise zu voller Anerkennung zu bringen. Bei diesen Quartettpartien lernte ich auch zuerst den Redakteur der Musikalischen Zeitung, den Hofrat Rochlitz, kennen und blieb seitdem mit ihm in der freundschaftlichsten Verbindung bis zu seinem Tode. Rochlitz berichtete in seiner Zeitung über meine Konzerte.[79] Da dieser Bericht meinen Ruf in Deutschland zuerst begründete und auf mein Lebensgeschick einwirkte, so möge dies als Entschuldigung dienen, daß ich ihn hier wörtlich aufnehme:

»Herr Spohr gab am 10. Dezember 1804 zu Leipzig ein Konzert und auf Aufforderung vieler den 17. ein zweites; in beiden gewährte er uns aber einen so begeisternden Genuß, als außer Rode kein Violinist uns gewährt hatte, so weit wir zurückdenken können. Herr Spohr gehört ohne allen Zweifel unter die vorzüglichsten jetzt lebenden Violinspieler, und man würde über das, was er, besonders noch in so jungen Jahren, leistet, erstaunen, wenn man vor Entzücken zum kalten Erstaunen kommen könnte. Er gab uns ein großes Konzert von seiner Komposition (D-moll), und dies auf Begehren zweimal, und ein anderes, ebenfalls von ihm selbst geschrieben (E-moll), ferner das bekannte Rodesche aus A-moll und die Variationen aus G-dur, die dieser Künstler hier wie an vielen Orten spielte, und eins der geistreichsten Trios von Viotti öffentlich zu hören, privatim aber Quartetten u. dergl. der verschiedensten Gattungen und Meister.

Seine Konzerte gehören zu den schönsten, die nur vorhanden sind, und besonders wissen wir dem aus D-moll durchaus kein Violinkonzert vorzuziehen, sowohl in Absicht auf Erfindung, Seele und Reiz, als auch in Absicht auf Strenge und Gründlichkeit. Seine Individualität neigt ihn am meisten zum Großen und in sanfter Wehmut Schwärmenden. So ist nun auch sein herrliches Spiel. Herr Spohr kann alles; aber durch jenes reißt er am meisten dahin. Was vorerst Richtigkeit des Spiels in weitester Bedeutung heißt, ist hier, gleichsam als sicheres Fundament, nur vorausgesetzt; vollkommene Reinheit, Sicherheit, Präzision, die ausgezeichnetste Fertigkeit, alle Arten des Bogenstrichs, alle Verschiedenheiten des Geigentons, die ungezwungenste Leichtigkeit in der Handhabung von diesem allen, selbst bei den größten Schwierigkeiten – das macht ihn zu einem der geschicktesten Virtuosen. Aber die Seele, die er seinem Spiele einhaucht – der Flug der Phantasie, das Feuer, die Zartheit, die Innigkeit des Gefühls, der feine Geschmack, und nun seine Einsicht in den Geist der verschiedensten Kompositionen und seine Kunst, jede in diesem ihrem Geiste darzustellen, das macht ihn zum wahren Künstler. Diesen letztern Vorzug haben wir noch an keinem Violinisten in dem Maße zu bewundern Gelegenheit gehabt als an Herrn Spohr, und zwar vornehmlich bei seinem Quartettspiel. Er ist fast ganz ein anderer, wenn er z.B. Beethoven (seinen Liebling, den er trefflich behandelt) oder Mozart (sein Ideal) oder Rode (dessen Grandioses er[80] sehr gut anzunehmen weiß, ohne mit ihm an das Scharfe und Schneidende zu streifen, und ihm nur weniges, besonders in Dicke des Tons, zuvorlassend), oder wenn er Viotti und galante Komponisten vorträgt: er ist ein anderer, wie sie andere sind. Kein Wunder daher, wenn er überall wohlgefällt und fast gar keinen Wunsch zurückläßt, als daß man ihn behalten und immer hören möchte.«

Ich fühlte mich damals sehr glücklich! Doch war es die Anerkennung, die ich als Künstler fand, nicht allein, die mein ganzes Sein belebte; es war noch ein andres, zarteres Gefühl. Ich liebte und wurde geliebt.

Gleich nach dem Tage, wo ich Rosa Alberghi im Gewandhauskonzerte zum ersten Male gesehen und gehört hatte, machte ich ihr einen Besuch, um sie zur Mitwirkung bei meinem Konzerte einzuladen. Mutter und Tochter empfingen mich sehr freundlich. Erstere, obgleich eine lange Reihe von Jahren in Deutschland, hatte doch kein Wort von unsrer Sprache erlernt. Da sie auch auf meine französische Ansprache mit dem Kopfe schüttelte, so mußte ich mich mit meinem Anliegen an die Tochter wenden, die, in Dresden erzogen, geläufig Deutsch sprach. Sie gewährte sehr gern meine Bitte und plauderte nun mit kindlicher Unbefangenheit mit mir, als hätten wir uns schon lange gekannt. Beim Abschied bat mich Rosa, bald wiederzukommen.

Ich hatte ihr bereits zu tief in die schwarzen, feurigen Augen geblickt, um lange auf mich warten zu lassen. So brachte ich, da mich auch die Mutter immer freundlich willkommen hieß, bald alle meine freien Stunden bei ihnen zu. Ich akkompagnierte, so gut ich es vermochte, die Gesangübungen Rosas am Piano, studierte ihr die Sachen ein, welche ihr die Konzertdirektion zuschickte und schmückte ihre Arien mit neuen Verzierungen aus, worüber sie stets eine wahrhaft kindische Freude hatte. So wurde unser Verhältnis, ohne daß wir uns dessen bewußt waren, ein immer innigeres. Die Aufzeichnungen im Tagebuche waren aber darüber ins Stocken geraten und wurden auch späterhin nicht wieder begonnen. Rosa sang nun auch in meinem zweiten Konzerte, und da ihr Kontrakt in Leipzig zu Ende ging und sie im Begriffe stand, nach Dresden zurückzukehren, so erbot sie sich, auch in meinem dortigen Konzerte aufzutreten.

Ich ging nun, mit gewichtigen Empfehlungen versehen, nach Dresden. Ein Brief Rosas führte mich bei ihrem Vater ein, der mich auf das freundlichste empfing. Er und einige Mitglieder der Dresdener Hofkapelle, namentlich die Gebrüder Rothe, berühmte Klarinettisten,[81] waren mir beim Arrangement meines Konzertes behilflich und erleichterten mir dieses stets unangenehme Geschäft dadurch sehr.

Rosa kehrte einige Tage vor dem Konzerte nach Dresden zurück und sang nebst ihrem Vater in demselben. Der Erfolg, den mein Spiel und meine Kompositionen hatten, war ein ebenso glänzender wie in Leipzig. Ich wurde, wie dort, allgemein aufgefordert, ein zweites Konzert zu geben. Während ich dieses arrangierte, riet man mir, mich auch bei Hofe zu melden, da bei dem Aufsehen, welches mein Spiel erregt habe, an einem günstigen Erfolg nicht zu zweifeln sei. Doch da ich erfuhr, daß die Hofkonzerte während der Tafel stattfänden und auch zu Gunsten der fremden Künstler kein Unterschied gemacht würde, empörte sich mein jugendlicher Künstlerstolz bei dem Gedanken, daß mein Spiel von dem Geklapper der Teller akkompagniert sein würde, so, daß ich sogleich auf die Ehre verzichtete, vom Hofe gehört zu werden. Mein zweites Konzert war außerordentlich zahlreich besucht und der Beifall fast noch stürmischer wie beim ersten.

Ich dachte nun an meine Abreise nach Berlin, konnte mich aber nicht dazu entschließen, weil mir die Trennung von meiner geliebten Rosa gar zu schmerzlich fiel. Da überraschte mich ihr Vater mit einem Vorschlag, der diese so gefürchtete Trennung zu meiner großen Freude noch weiter hinausschob. Er sagte, er habe schon lange den Wunsch gehegt, daß seine Tochter einmal in Berlin auftreten könne; wenn ich daher geneigt wäre, dort mit ihr gemeinschaftlich Konzerte zu geben, so wolle er sie in Begleitung seiner Frau, da er selbst keinen Urlaub bekommen könne, mitreisen lassen.

Ich ging mit Freuden auf diesen Vorschlag ein und traf nun sogleich alle Anstalten zur Abreise. Da die Reise mit dem Postwagen für die Damen zu beschwerlich erachtet wurde, so nahmen wir gemeinschaftlich einen Mietwagen. Ich saß meinem geliebten Mädchen gegenüber und beklagte mich nicht über die Langsamkeit und lange Dauer der Reise. In Berlin angekommen, fanden wir in einem und demselben Hause Wohnung, die uns mein ehemaliger Lehrer Kunisch, jetzt Mitglied der Berliner Hofkapelle, auf meine briefliche Anmeldung im voraus besorgt hatte. Dieser, nicht wenig stolz, den jungen Künstler als seinen ehemaligen Schüler vorführen zu können, verschaffte mir die Bekanntschaft der ausgezeichnetsten Künstler Berlins und war mir auch möglichst behilflich, ein Konzert zu arrangieren, was jedoch wegen des großen Andranges von Konzertgebenden ziemlich weit hinausgeschoben werden mußte.[82]

Unterdessen gab ich meine Empfehlungsbriefe ab und wurde in Folge davon zu einigen Musikpartien eingeladen. Zuerst spielte ich beim Fürsten Radziwill, der bekanntlich selbst ein ausgezeichneter Violoncellist und talentvoller Komponist war. Ich fand dort Bernhard Romberg, Moser, Seidler, Semmler und andere ausgezeichnete Künstler versammelt. Romberg, damals in der Blüte seiner Virtuosität, spielte eines seiner Quartetten mit obligatem Violoncell. Ich hatte ihn noch nicht gehört und war entzückt von seinem Spiele. Nun selbst zu einem Vortrage aufgefordert, glaubte ich, solchen Künstlern und Kennern nichts Würdigeres bieten zu können, als eines meiner Lieblingsquartetten von Beethoven. Doch bald mußte ich bemerken, daß ich abermals, wie früher in Leipzig, einen Fehlgriff getan hatte; denn die Musiker Berlins kannten diese Quartetten ebensowenig wie die Leipziger und wußten sie daher auch weder zu spielen noch zu würdigen. Nachdem ich geendigt, lobten sie zwar mein Spiel, sprachen aber sehr geringschätzend von dem, was ich vorgetragen hatte. Ja, Romberg fragte mich geradezu: »Aber lieber Spohr, wie können Sie nur so barockes Zeug spielen?«

Ich wurde ganz irre an meinem Geschmack, als ich einen der berühmtesten Künstler der damaligen Zeit so über meine Lieblinge urteilen hörte! Später nochmals aufgefordert zu spielen, wählte ich nun, wie damals in Leipzig, das Es-dur-Quartett von Rode und hatte mich auch hier eines gleich günstigen Erfolges wie dort zu erfreuen.

Die zweite Musikpartie, zu der auch meine Reisegefährtin eingeladen wurde, war beim Prinzen Louis Ferdinand von Preußen. Wir fuhren zusammen hin und wurden vom Wirt auf das artigste empfangen. Wir fanden dort einen vornehmen Zirkel besternter Herren und geputzter Damen sowie die vorzüglichsten Künstler Berlins versammelt. Auch traf ich einen frühern Bekannten von Hamburg, den berühmten Klaviervirtuosen und Komponisten Dussek, der jetzt Lehrer des Prinzen war und bei ihm wohnte. Die Musikpartie begann mit einem Klavierquartett des Prinzen, welches von ihm in echt künstlerischer Vollendung vorgetragen wurde. Dann folgte ich. Gewitzigt durch den neulichen Mißgriff, wählte ich heute nur solche Kompositionen, mit denen ich als Geiger glänzen konnte, nämlich ein Quartett und die G-dur-Variationen von Rode. Mein Spiel fand den lautesten Beifall, und besonders schien Dussek davon hingerissen zu sein. Auch meine geliebte Rosa erwarb sich durch den Vortrag einer Arie, die ihr Dussek am Piano akkompagnierte, allgemeine Anerkennung.[83]

Nach beendigter Musik bot der Prinz einer der anwesenden Damen den Arm und führte die Gesellschaft, die auf einen Wink von ihm ein Gleiches getan, in den Speisesaal, wo ein glänzendes Mahl ihrer wartete. Man nahm ohne Etikette an der Seite seiner Dame Platz, ich neben meiner lieben Reisegefährtin. Anfangs war die Unterhaltung, obgleich frei und ungeniert, doch anständig. Als aber der Champagner erst zu schäumen begann, da fielen Reden, die für die keuschen Ohren eines unschuldigen Mädchens nicht geeignet waren. Ich war daher, sobald ich merkte, daß die vermeintlichen vornehmen Damen nicht dem Hofe, wie ich geglaubt, sondern wahrscheinlich dem Ballett angehören mochten, darauf bedacht, mit meiner Gefährtin mich heimlich fortzuschleichen. Ich kam, ohne weiter von der Gesellschaft bemerkt oder aufgehalten zu werden, auch glücklich zu meinem Wagen und kehrte mit Rosa zu der harrenden Mutter zurück. Am andern Tage sagte man mir, daß des Prinzen Musikpartien gewöhnlich mit solchen Orgien schlössen.

Noch einer dritten Musikpartie erinnere ich mich – beim Bankier Beer –, wo ich den jetzt so berühmten Meyerbeer als dreizehnjährigen Knaben zum ersten Male im elterlichen Hause spielen hörte. Der talentvolle Knabe erregte schon damals durch seine Virtuosität auf dem Pianoforte solches Aufsehen, daß seine Verwandten und Glaubensgenossen nur mit Stolz auf ihn blickten. Man erzählte sich, daß einer von ihnen, aus einer Vorlesung über populäre Astronomie zurückkehrend, den Seinen voll Freude zurief: »Denkt Euch, man hat unsern Beer schon unter die Sterne versetzt! Der Professor zeigte uns ein Sternbild, das ihm zu Ehren der kleine Beer genannt wird.«

Ich hatte den klugen Einfall, den jungen Virtuosen zum Vortrage eines Solos in meinem Konzerte einzuladen, was von der Familie gern genehmigt wurde. Da es das erste öffentliche Auftreten des Knaben war, so zog es eine Menge seiner Glaubensgenossen herbei, und ich hatte es diesem Umstande wohl hauptsächlich mit zu verdanken, daß mein Konzert eines der besuchtesten jener mit Konzerten so überhäuften Periode war. Nach Beseitigung vieler Hindernisse fand es endlich im Saale des Schauspielhauses statt. Mein Spiel und der Gesang meiner Gefährtin wurden auch hier, wie in Leipzig und Dresden, mit großem Beifalle aufgenommen. Nicht so günstig lautete der Bericht der neuen, seit kurzem von Kapellmeister Reichardt herausgebenenen musikalischen Zeitung. Dieser rügte in seiner eigentümlich verletzenden Weise hauptsächlich mein Sichgehenlassen im Zeitmaße. Obgleich gekränkt durch solchen Tadel, an den ich noch nicht gewöhnt war, mußte ich mir doch[84] eingestehen, daß ich, von meinem tiefen Gefühl verleitet, im Gesang wohl zu sehr zurückgehalten und, von jugendlichem Feuer fortgerissen, in den Passagen und andern leidenschaftlichen Stellen zu sehr geeilt hatte. Ich nahm mir daher vor, meinen Vortrag, ohne daß er dadurch an Ausdruck verliere, von solchen Verirrungen zu reinigen, und durch fortgesetzte Aufmerksamkeit auf mich gelang es mir auch.

Nach einigen vergeblichen Versuchen, ein zweites Konzert in Berlin zustande zu bringen, mußte ich darauf verzichten. Ich teilte daher die nicht unbeträchtliche Einnahme des ersten mit meiner Reisegefährtin und dachte nun an meine Abreise nach Braunschweig, da mein Urlaub bald zu Ende lief. Auch Rosas Mutter machte Anstalten, in die Heimat zurückzukehren, weil ein Versuch, für ihre Tochter ein Engagement bei der italienischen Oper in Berlin zu finden, mißglückt war.

Rosa hatte sich immer inniger an mich angeschlossen und mir unverhohlen ihre Neigung gezeigt. Ich dagegen hatte mir bei näherer Bekanntschaft sagen müssen, daß sie sich zu einer Gefährtin fürs Leben nicht für mich eigne, und daher sorgfältig vermieden, es zu einer Erklärung kommen zu lassen. Sie war zwar ein liebenswürdiges, unverdorbenes Kind, von der Natur mit reichen Gaben ausgestattet; ihre Erziehung aber war, die geselligen Formen abgerechnet, sehr vernachlässigt, und was mich besonders abstieß, war ihre bigotte Frömmigkeit, die sie schon einige Male zu Versuchen getrieben hatte, den lutherischen Ketzer zur alleinseligmachenden Kirche zu bekehren. Ich ertrug daher den Abschied mit ziemlicher Fassung; Rosa aber zerfloß in Tränen und drückte mir bei der letzten Umarmung noch ein auf ein Kartenblatt genähtes R von ihrem schönen schwarzen Haar als Andenken in die Hand.

Nach Braunschweig zurückgekehrt, widmete ich mich mit neuem Eifer der Komposition. Ich schrieb mir das H-moll-Konzert, welches später als viertes Violinkonzert bei Simrock in Bonn erschienen ist. Auch wurde mir zum ersten Male ein Schüler aus der Fremde zugeschickt, ein Herr Grünwald aus Dresden. Auch ein junges, talentvolles, sechzehnjähriges Mädchen, eine Demoiselle Mayer, die mit Beifall als Violinvirtuosin in Braunschweig Konzert gab, unterrichtete ich während ihres Aufenthaltes daselbst und studierte ihr mein D-moll-Konzert ein. Diese Schülerin erregte nach einem Vierteljahrhundert, währenddem ich nichts mehr von ihr gehört hatte, auf einmal die allgemeinste Teilnahme sowohl durch ihr Schicksal, als durch ihre Virtuosität auf der Violine.

Auf einer ihrer frühern Kunstreisen nach Polen gelangt, hatte sie sich dort mit einem wohlhabenden Gutsbesitzer verheiratet. Obgleich jetzt[85] in glänzenden Verhältnissen, hatte sie doch nicht versäumt, ihr schönes Talent, wenn auch nur als Dilettantin, fortzubilden. Dieses verschaffte ihr nun, nachdem ihr Mann in der polnischen Revolution sein ganzes Vermögen verloren hatte und landesflüchtig geworden war, das Glück, ihn und ihre Tochter durch ihr Talent ernähren zu können. Als Madame Filipowitz trat sie als Künstlerin zum ersten Male in Dresden wieder auf, und zwar mit demselben D-moll-Konzert, welches ich ihr fünfundzwanzig Jahre vorher einstudiert hatte. Da sie glaubte, ihre nunmehrigen Erfolge hauptsächlich dem Vortrage dieses Konzertes verdanken zu müssen, so drängte es sie, dem ehemaligen Lehrer ihren Dank auszusprechen. So erfuhr ich das Vorstehende. Nach ihrer Kunstreise durch Deutschland fixierte sie sich in Paris, später in London. Aus beiden Orten erhielt ich von ihr noch mehrere Zuschriften. Als ich sie aber bei meiner vorletzten Reise nach London persönlich wiederzusehen hoffte, war sie einige Tage vorher gestorben, und ich lernte nur ihre Tochter und deren Mann, einen Arzt und ebenfalls polnischen Flüchtling, kennen.

Doch zurück zum Jahre 1805. Im Frühjahre erhielt ich von Rosa einen Brief, in welchem sie mir mit ihrer naiven Unbefangenheit schrieb, ihre Sehnsucht mich wiederzusehen sei so groß geworden, daß sie ihren Vater bewogen habe, mit ihr eine Kunstreise nach Braunschweig anzutreten; sie würden in einigen Tagen ankommen und bäten, vorläufige Veranstaltungen zu einem Konzerte zu treffen. Ich war gar nicht erfreut über diese Nachricht und sah großen Verlegenheiten entgegen. Ich bemerkte nun mit Kummer, daß Rosas Neigung zu mir eine viel ernstlichere sei, als ich geglaubt hatte, und machte mir bittere Vorwürfe über mein Benehmen gegen sie. Auch war es mir klar, daß der Vater die Reise nur unternommen, um mich zu einer Erklärung in Bezug auf seine Tochter zu veranlassen. Ich sah daher seiner Ankunft mit großer Bangigkeit entgegen. Doch ging alles besser, als ich erwartet hatte. Rosas herzliche Freude mich wiederzusehen, ihre heitere Unbefangenheit, die sie gar nicht an einer Erwiderung ihrer Liebe zweifeln ließ, halfen über jede Erklärung hinweg. So verließen sie, sehr zufrieden mit ihrem Aufenthalte und dem unter meiner Mitwirkung gegebenen brillanten Konzerte, nach vierzehn Tagen Braunschweig und kehrten nach Dresden zurück, wo sie mich auf einer von mir projektierten Reise nach Wien im Herbst wiederzusehen hofften.

Da sie ihre Rückreise über Göttingen nehmen wollten, so führte ich sie durch einen Brief im elterlichen Hause ein. Dort hatte Rosa durch ihre Liebenswürdigkeit bei einem mehrtägigen Aufenthalte die Eltern so für[86] sich zu gewinnen gewußt, daß sie ihnen ohne Bedenken ihre Liebe zum Sohne gestehen durfte. In der Voraussetzung, daß ich diese Liebe erwidere, hatten die Eltern sie darauf als meine Verlobte umarmt! Ich war höchst erschrocken, als ich dies durch einen Brief des Vaters erfuhr, protestierte sogleich gegen diese Verlobung und führte als Grund meiner Weigerung Rosas Mangel an Bildung und die Verschiedenheit unsrer Religionsbekenntnisse an. Dem Vater wollte dies nicht einleuchten, und er erklärte wiederholt, ich sei ein Tor, ein so herrliches Mädchen nicht nehmen zu wollen.

Im Juni des Jahres 1805 erhielt ich einen Brief von einem mir unbekannten Kammermusikus Bärwolf in Gotha, der auf mein ferneres Geschick großen Einfluß ausübte. Herr Bärwolf schrieb mir nämlich, durch den Tod des Konzertmeisters Ernst sei dessen Stelle bei der dortigen Kapelle erledigt worden, und der Intendant, Herr Baron von Reibnitz, der viel Günstiges über meine Leistungen in der Leipziger musikalischen Zeitung gelesen habe, sei sehr geneigt, mich zu derselben vorzuschlagen, wenn ich mich sogleich darum bewerben wolle. Es sei aber dazu erforderlich, daß ich selbst nach Gotha komme. Er lade mich daher ein, in dem Hofkonzerte, welches zur Geburtstagsfeier der Herzogin am 11. Juli stattfinden werde, mich hören zu lassen.

Höchst erfreut eilte ich zum Herzog, um dessen Genehmigung zur Reise zu erbitten. Ich erhielt sie und meldete dies sogleich nach Gotha. Dort angekommen, führte mich Herr Bärwolf zum Intendanten. Dieser schien erstaunt, einen noch so jungen Mann vor sich zu sehen, und äußerte mit bedenklicher Miene: um mich an die Spitze so vieler, sämtlich älterer Männer stellen zu können, scheine ich ihm doch noch fast zu jung zu sein! Nachdem ich jedoch in der Konzertprobe zwei Ouvertüren dirigiert und mein D-moll-Konzert probiert hatte, war der Intendant wohl andrer Ansicht geworden, denn er bat mich, mein wahres Alter zu verschweigen und mich um vier bis fünf Jahre älter zu machen. Als fünfundzwanzigjähriger Mann wurde ich daher als Bewerber um die vakante Stelle dem Hofe vorgestellt. Doch hätte es wohl kaum eines solchen Betruges bedurft, um sie mir zu verschaffen, da mir mein erstes Auftreten im Hofkonzerte gleich so sehr die Gunst der Herzogin erwarb, daß die übrigen Bewerber um die Stelle sämtlich zurücktraten. Ich wurde als herzoglich Gothaischer Konzertmeister mit einem Gehalte von ungefähr fünfhundert Talern, die Naturalien mit eingerechnet, laut Dekret vom 5. August 1805 angestellt und mein Dienstantritt auf den 1. Oktober festgesetzt.[87]

Da mein Urlaub noch nicht ganz abgelaufen war, so machte ich auf den Rat des Herrn Bärwolf vor meiner Rückkehr nach Braunschweig noch einen kleinen Ausflug nach Wilhelmsthal bei Eisenach, dem Sommersitze des Weimarschen Hofes. Durch die Frau Herzogin von Gotha empfohlen, wurde es mir leicht dort zu Gehör zu kommen. Ich spielte, gefiel sehr und wurde reich beschenkt entlassen. Nach Gotha zurückgekehrt, gab ich noch in Eile ein unterdessen arrangiertes Konzert in der Stadt, welchem auch der Hof beiwohnte, und kehrte dann höchst beglückt über den Erfolg meiner Reise in die Vaterstadt zurück. Ich nahm meinen Weg über Seesen und wurde von den Eltern und den Freunden des Hauses in meiner neuen Würde mit Jubel begrüßt. Um mir den letzten Rest des Weges angenehmer zu machen, lieh mir der Vater sein Reitpferd und veranlaßte dadurch ein tragisches Ende der bisher so glücklichen Reise; denn einige Stunden vor Braunschweig, als ich in Gedanken an die Zukunft vertieft, ohne viel auf den Weg zu achten, rasch meinem Ziele entgegentrabte, stürzte das Pferd, indem es mit dem Vorderfuße in einer tiefen Gleise hängen blieb, und warf seinen Reiter höchst unsanft ab. Ich stürzte über den Kopf des Pferdes mit dem Gesicht auf einen Haufen klein geschlagener Chausseesteine, bevor ich Zeit gewann, die Hände hinlänglich schützend vorzuschieben; es war daher mein Gesicht von den scharfen Steinen so zerfleischt, daß das Blut in Strömen herabfloß. Auch verbreitete sich binnen wenigen Minuten eine solche Geschwulst über die leidenden Teile, daß beide Augen davon geschlossen wurden. Blind und völlig ratlos stand ich daher auf dem Wege, als mir einige Fußreisende zu Hülfe kamen. Sie führten mich, nachdem sie mein Pferd eingefangen hatten, zum nächsten Dorfe. Dort verschafften sie mir einen mit Stroh belegten Bauernwagen, auf welchem ich im kläglichsten Zustande spät abends vor meiner Wohnung anlangte. Der herbeigerufene Arzt verordnete Umschläge mit Goulardschem Wasser, die, die ganze Nacht fortgesetzt, am andern Morgen die Geschwulst soweit verteilt hatten, daß ich die Augen ein wenig wieder öffnen konnte. Nachdem der Arzt mich sorgfältig untersucht und mich über weitere nachteilige Folgen des Sturzes beruhigt hatte, gewann ich bald meine frohe Laune wieder und bedauerte nur, nicht sogleich zu meinem hohen Gönner eilen und ihn um Genehmigung zur Annahme der Konzertmeisterstelle bitten zu können. Da ich indessen nicht ohne Besorgnis war, mein Wohltäter, dem ich so viel verdankte, werde es übel aufnehmen, daß ich aus seinen Diensten scheiden wolle, so sah ich es nicht ungern, daß mir mein Unfall als Vorwand dienen konnte, mich schriftlich an den Herzog zu wenden. Doch hatte ich diesen[88] sehr falsch beurteilt; denn schon am nächsten Tage erhielt ich in einem eigenhändigen Schreiben die erbetene Entlassung.

Ich habe dieses Schreiben als ein teueres Andenken an meinen Wohltäter aufbewahrt und kann es mir nicht versagen, es hier mitzuteilen. Es heißt:


»Mein lieber Herr Spohr.

Ich habe mit vieler Teilnahme den Beifall vernommen, welchen Ihr Spiel in Wilhelmsthal und Gotha gefunden hat. Daß Ihnen zu Gotha geschehene vorteilhafte Anerbieten ist von der Art, daß es ganz Ihren Talenten entspricht, und da Ich jederzeit vielen Anteil an Ihrem Glück und Wohlergehen genommen habe, so kann Ich nicht anders, als Ihnen Glück zu der Stelle wünschen, worin Sie ohnstreitig mehr Gelegenheit finden werden, Ihre Talente auszuüben.

Der ich mit vieler Achtung verbleibe

Ihr

sehr wohlgeneigter

Carl W. Ferd. H.«


Braunschweig

d. 1. August 1805


Ich fühlte mich, nun meiner letzten Sorge überhoben, ganz glücklich. Nur fiel mir auf, daß mich der Herzog zum ersten Male in diesem Briefe Sie nannte, während er mich bisher stets mit dem wohlwollenden, väterlichen Du beehrt hatte. Doch beruhigte ich mich leicht bei dem Gedanken, daß der Herzog es bei einem aus seinem Dienste Scheidenden wohl unpassend finden werde.

Nach etwa vierzehn Tagen oder drei Wochen war mein Gesicht so weit geheilt, daß ich mich wieder zu meinem Orchesterdienst melden konnte. Bevor ich ihn jedoch antrat, erhielt ich einen Brief von Dussek, der mir schrieb, sein Herr, der Prinz Louis Ferdinand, werde das große Militärmanöver in Magdeburg besuchen und wünsche, daß ich für diese Zeit sein Gast sei, um bei den beabsichtigten Musikpartien mitwirken zu können. Der Prinz werde selbst an den Herzog schreiben, um den Urlaub für mich zu erwirken. Dieser fand ohnhin keinen Anstand. Ich reiste daher nach Magdeburg ab und fand in dem Hause, welches der Prinz für sich und sein Gefolge hatte einrichten lassen, auch ein Zimmer für mich.

Ich führte nun ein sonderbares, wild bewegtes Leben, das aber meinem jugendlichen Geschmack für kurze Zeit ganz gut zusagte. Oft schon des Morgens um 6 Uhr wurde ich wie auch Dussek aus dem Bette gejagt und im Schlafrock und Pantoffeln zum Prinzen in den Empfangssaal[89] beschieden, wo dieser bei der damals herrschenden großen Hitze in noch leichterm Kostüm, gewöhnlich nur mit Hemd und Unterhose bekleidet, bereits vor dem Pianoforte saß. Nun begann das Einüben und Probieren der Musik, die für den Abendzirkel bestimmt war, und dauerte bei des Prinzen Eifer oft so lange, daß sich unterdessen der Saal mit besternten und mit Orden behängten Offizieren angefüllt hatte. Das Kostüm der Musizierenden kontrastierte dann sonderbar genug mit den glänzenden Uniformen der zur Cour Versammelten. Doch das genierte den Prinzen nicht im geringsten, und er hörte nicht früher auf, als bis alles zu seiner Zufriedenheit eingeübt war. Nun wurde eilig Toilette gemacht, ein Frühstück eingenommen und dann zum Manöver hinausgezogen.

Ich erhielt ein Pferd aus dem Marstalle des Prinzen und durfte mich dem Gefolge anschließen. So machte ich zu meiner großen Belustigung eine Zeitlang alle kriegerischen Evolutionen mit. Als ich jedoch eines Tages, neben einer Batterie eingeklemmt, länger als eine Stunde daselbst bei einem wahren Höllenlärm aushalten mußte, und es mir dann am Abend bei der Musikpartie schien, als höre ich nicht mehr so leise wie früher, da zog ich mich von dem Kriegsspektakel zurück und verbrachte von nun an die Stunden, in denen der Prinz meiner nicht bedurfte, wieder bei meinen frühern Magdeburger Bekannten. Eine besonders freundliche Aufnahme fand ich im Hause des Geheimerats Schäfer. Dessen Tochter Jettchen, schon früher, so lange sie im Hause ihres Schwagers, des Kapellmeisters Le Gaye, zubrachte, ein Gegenstand meiner Huldigungen, war nun ins elterliche Haus zurückgekehrt und mir auch hier eine freundliche, zuvorkommende Wirtin.

Doch bald wurde der Prinz aus seinem Magdeburger Exil nach Berlin zurückberufen, und ich konnte daher, von ihm mit freundlichem Danke entlassen, nach Braunschweig zurückkehren. Dussek sagte mir beim Abschiede, der Prinz habe die Absicht gehabt, mir auch ein Honorar zuzuwenden, es sei aber jetzt solche Ebbe in seiner Kasse, daß er es für eine spätere, günstigere Zeit verschieben müsse. Diese trat aber nie ein, da der Prinz schon im folgenden Jahre in einem Gefecht bei Jena einen frühen Tod fand.

Anfangs Oktober verließ ich, nachdem mir ein ehrenvoller Abschied ausgefertigt war, meine Vaterstadt, um meinen neuen Posten in Gotha anzutreten. Der Herzog sagte mir beim Abschied mit wahrhaft väterlichem Wohlwollen, indem er mir die Hand reichte: »Sollte es Ihnen, lieber Spohr, in Ihrer neuen Stellung nicht gefallen, so können Sie jeden Augenblick in meine Dienste zurücktreten.«[90]

Ich verließ meinen Wohltäter in tiefer Rührung und sah ihn leider nie wieder, denn er wurde bekanntlich in der unglücklichen Schlacht bei Jena tödlich verwundet und mußte als Flüchtling fern von seiner Residenzstadt in fremden Landen sterben! Ich betrauerte ihn wie einen Vater.

Quelle:
Spohr, Louis: Lebenserinnerungen. Tutzing 1968, S. 64-91.
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