Herrenfeste

[52] zu erwähnen. Sie sind die Zote im Dienste der Wohlthätigkeit, ohne daß die Zote dadurch das Recht zu existieren erreicht.[52]

Alle Männer verstehen die Zote. Wenn aber die Zote Geist hätte, so würde sie die Männer nicht verstehen.

Man bestelle vertrauensvoll Speisen und Getränke. Im Vergleich mit den Vorträgen ist alles genießbar.

Man lache immer, denn wer nur über neue Zoten lachen wollte, würde nie lachen.

Wenn man sich vor den Kellnern geniert, so freue man sich, denn dies ist ein Beweis dafür, daß man anständig ist. Aus demselben Grunde applaudiere man, wenn ein Vortrag harmloser Natur an die Reihe kommen sollte.

Will man originell sein, so bringe man einen Toast auf den abwesenden Staatsanwalt aus. Aber man wird sich dadurch nicht beliebt machen, was man sofort merkt, wenn man vom Festkomitee hinausgewiesen wird.

Während der scenischen Darstellungen schimpfe man über den auf der Bühne herrschenden Ton, um nicht aufzufallen, denn das Publikum der Herrenfeste ist ein anständiges, und man schimpft allgemein.

Nach den folgenden Gesangsvorträgen der eingeladenen Sänger verlasse man das Fest, da sie immer anständig zu sein pflegen und man daher mit einem freundlichen Eindruck davonkommt.


Quelle:
Stettenheim, Julius: Der moderne Knigge. Berlin 41906, Bd. I, S. 52-53.
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