Beilage 10.

[16] Beschreibung

der

Festlichkeiten, welche aus Anlass der Taufe des Markgrafen George Wilhelm, nachmaligen Kurfürsten von Brandenburg (nach alter Zeitrechnung geboren am 3. November 1595, getauft am 16. November 1595), sowie der Taufe eines Sohnes des Kurfürsten Johann Georg, des Markgrafen Christian (nach alter Zeitrechnung geboren am 30. Januar 1581, getauft am 26. Februar 1581), stattgefunden haben.

(Abgedruckt aus König's Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen etc. der Residenzstadt Berlin seit den ältesten Zeiten bis zum Jahre 1786, Berlin 1792, Thl. 1., pag. 140–142.)


Bei der Taufe des Prinzen George Wilhelm, eines Sohns des Marggrafen Johann Sigismund, im November (des Jahres 1595) wurden wiederum prächtige Ringrennen gehalten. Am ersten Tage geschähe der Aufzug in schwarzen, am andern in rothsammetnen Kleidern, mit silbernen Borten und geschlagenen Goldrosen besetzt. Im folgenden Jahre ward eine feierliche Schlittenfahrt zu Berlin gehalten, und im August liess der Churfürst, auf Einladung des Königs von Dänemark, seine Prinzen, die Marggrafen Christian und Joachim Ernst, in Gesellschaft der Herzoge von Lüneburg und Hollstein, der Grafen von Hohenzollern und Lynar, dreier Grafen von Stollberg, und dem fürnehmsten Adel, bei welchen Richard von der Schulenburg Marschall war, und mit 400 Pferden nach Kopenhagen zur Krönung des Königs reisen. Kaum waren diese Prinzen wieder nach Berlin zurückgekommen, so fand sich wieder ein Besuch daselbst, von den Landgrafen Moritz und August von Hessen, in deren Gefolge sich zwei Grafen von Solms und noch verschiedene Standespersonen befanden, zusammen 300 Pferde stark, ein, welche zehen Tage lang mit mannigfaltigen Vergnügungen unterhalten wurden. Und so folgte eine Feierlichkeit der andern. Ich will davon noch einer erwähnen, deren Beschreibung uns Haftitz aufbehalten hat. Sie geschah 1581 bei der Taufe Marggraf Christians zu Berlin. Churfürst August von Sachsen, nebst seiner Gemahlin und Sohn, erschienen dabei. Sie wurden prächtig nach Berlin eingeholt. Vom köpenikschen Thore bis zum Schlosse standen die berlinisch-köllnisch und spandowschen Bürger in voller Rüstung, und hielten nachmals bey Tag und Nacht Wache. Mittags nach der Taufe ward auf der Bahne eine Fechtschule gehalten. Montags und Dienstags aber ein Ringrennen, auf welchem, wie sich der Chronikenschreiber[17] ausdrückt, »man viel und mancherley schone Inventionen, Ritterspiel und instrumenta publica gesehen und gehöret hat, und sonderlich ist H. Christian zu Sachsen, mit Graf Jobst von Barby und vier andere von Adel, so ihnen auf den Dienst gewartet, stattlich aufgezogen, in güldener Kleidung mit Sturmhauben, und güldenen Leuen Köpfen an Schultern, Ellenbogen und Kniehen, Sonsten an Armen und mit fleischfarben Kartecken, als wenn sie blos gewesen, angethan. Wie man die heydnischen, Götter pflegt zu machen. Und sind die Musici und Instrumentisten in einer güldenen Arche Nohe, oben mit einem geschnitzten güldenen Dache, dass man sie nicht hat sehen können, fürhergegangen. Auf welcher ein kleiner Knabe, am ganzen Leibe auf der blossen Haut mit fleischfarben Kartecken bekleidet, mit Flügeln, Bogen, Köcher und verbundenen Augen, wie der Cupido gemalt wird, an einer grossen eisernen Stange stehende gewesen, und haben zwei kleine Knaben mit schönen weissen Straussfedern angelegt, güldenen Augen und Schnebelein wie die Täubelein, die Arche geführt, in welcher, wenn der Herzog gerannt und getroffen, man lieblichen musiciret, und sind etliche Tauben herausgelassen, deren jede einen hölzernen Pfeil an der Brust und Kehle, und schwarze Karteckenbinde nachfliegende gehabt, ist die erste dem Churfürst zu Sachsen, H. August, so bey Churfürst von Brandenburg auf dem Trommeterstul gestanden, zugeflogen, und hat sich auf seine Zobelmütze gesetzt, die andere ist F. Sophien, Marggräfin zu Brandenburg, so Herzog Christian zu Sachsen verlobt war, zugeflogen, sich bei ihr auf Fenster gesetzet, und sich greifen lassen. Die andern sind vom Geschrey des Volks verscheucht und haben sich hin und wieder auf den Dächern gesetzet. In diesem Ringrennen haben M. Joachim Friedrich, Fürst Joachim Ernst zu Anhalt und Churt von Arnim Hofmarschall, allen andern Ringrennern Wiederpart gehalten. Des Mittwochs darnach hat man einen Fuss Turnier über die Balgen gehalten, und ist abermahl H. Christian zu Sachsen mit den Grafen zu Barby, in einem Schiffe mit schwarzen und gehlen Kartecken bekleidet, welches von güldenen Zindel einen Seegel gehabt, und hinter ihm der kleine Knabe, so zuvorn Cupido gewesen, mit einem langen grauen Barte und spitzigen Hut von schwartzen und gelben Kartecken, als der Steuermann stehend, aufgezogen, und sind die Cantores und Instrumentisten gleichergestalt also gekleidet voran gegangen, samt andern vielen von Adel, die mit ihnen im Turnier sich haben brauchen lassen. Es sind auch die Balgen allenthalben voll Schüsse gewesen, welche als sie alle zugleich gegen einander turniret, sind angezündet, und abgangen. Donnerstag darnach auf den Abend hat man um 10 Uhr ein schön Fewerwerk angezündet, welches etliche tausend Schüsse hatte, in der Gestalt einer viereckigen Vestung, mit Soldaten besetzt, die alle voller Schüsse, als wärens feurige Männer und Rosse gewesen, getrieben, auch selbige in Kugeln aus dem Wasser fahren lassen, welche, wenn sie in die Höhe kommen, grausam Feuer um sich geworfen, welches fest bey zwey Stunden gedauert etc.«

Quelle:
Stillfried-Alcántara, Rudolf von: Ceremonial-Buch für den Königlich Preußischen Hof I. - XII. Berlin 1877, S. 16-18.
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