Italien

[131] August 1872 bis Februar 1873


Über Bonn und Straßburg ging die Fahrt zunächst nach Oberitalien, Mailand, Brescia, Verona, Padua, Venedig. In Mailand waren Aufträge zu erledigen, für Dieterich Volkmann sollte ich das Itinerarium Alexandri kollationieren, für Schöll Auszüge lexikalischer Art abschreiben, die er für seine geplante und nie vollendete Ausgabe des Phrynichos nötig zu haben glaubte; der Phrynichos fehlt noch immer wie die meisten Grammatiker. Schwerlich werden meine Vergleichungen etwas getaugt haben, aber ich hatte doch Codices in die Hände bekommen. In Verona vermied ich die Kapitularbibliothek, obgleich ich eine Empfehlung von Mommsen hatte; aber in Scipione Maffeis museo lapidario wehte mich ein griechischer Hauch an; ich schrieb den ersten Stein ab, ebenso im Stadthause von Padua Epigramme, was später Kaibel ausnutzen konnte. Diese philologische Tätigkeit, alle Philologie war ganz Nebensache. Das Land, die Leute, die Städtebilder kennenzulernen war die erste Aufgabe; freilich reichte das gelesene Italienisch nicht, um die Gespräche, zumal die Dialekte zu verstehen. Im Vordergrunde aber stand die Kunst, besonders die Malerei. Ich war nicht unvorbereitet; Springers Anregung hatte gewirkt. Bei meiner Tante Emma hatte ich ein jetzt vergessenes Buch gefunden und mir angefreut, Seroux d'Agincourt, bearbeitet von A.v. Quast »Denkmäler der Architektur, Skulptur und Malerei vom IV. bis XVI. Jahrhundert«, vier Bände Tafeln (der Text fehlte) mit Zeichnungen, die jetzt niemand ansehen mag, aber sie gaben doch eine Vorstellung von der Fülle der Dinge, die man sehen und verstehen wollte, von den antiken Buchillustrationen und der Josuarolle bis auf Raffael. Burckhardts Cicerone war angelesen und blieb der ständige Begleiter. Das Reisehandbuch von Gsell Fells half nach vielen Seiten, auch mit historischen Angaben. Die Geschichte der italienischen Malerei von Crowe und Cavalcaselle war im Erscheinen und ich bekam die Bände nachgeschickt. So konnte ich mich gleich in Mailand daran machen, die Schulen und Stile zu unterscheiden und die Gesamtentwicklung daneben zu verfolgen. Die weiche Anmut Luinis ging leicht ein, der grelle Ausdruck Crivellis machte doch schon tiefen Eindruck, der besser[131] vorhielt. Der strenge Stil, das Ringen um den Ausdruck, die Knospe, aus der die klassische Schönheit sich entfalten soll, zog mich sogleich besonders an. So ist es geblieben. Daher stieg ich in Verona zwar zum S. Giorgio Paolos hinauf und zollte ihm die schuldige Bewunderung, aber die Quattrocentisten Veronas waren mir lieber. Das steigerte sich natürlich in Padua durch Mantegna: aber die Madonna dell'Arena offenbarte etwas, bei dem die geschichtliche Relation überhaupt nicht ins Gewicht fiel, sondern ein absolut Vollkommenes vor die Augen trat. Mir ist diese reinste Offenbarung von Giottos religiöser Kunst noch mehr als ein Höchstes der Malerei geworden. Man muß diesen Freskenzyklus mit Dantes Paradiso zusammennehmen: sie ergänzen sich, eines allein reicht nicht hin, um die mittelalterliche Religion in ihrer unvergleichlichen Geschlossenheit zu begreifen. Den Menschen ihrer Zeit löste sie alle Fragen nach dem Sinn des Lebens, jedes einzelnen, aber auch der Menschheit und der Gottheit in Zeit und Ewigkeit. Der Fromme durfte naiv glauben oder verständig zweifeln: die Kirche konnte beide befriedigen. Die Poesie mochte schwere Gelehrsamkeit, kosmische Physik und Metaphysik lehren: sie besaß die Kraft, den gläubigen Leser in die Himmelssphären zu entrücken. Die Malerei führte vom Paradiese bis zum Weltgericht, und der ungelehrte Fromme fand die Erbauung und den inneren Frieden, den das Anschauen des Heilig-Schönen dem Sterblichen am reinsten gewährt. Aber auch heute noch wird, wer Lesen und Sehen gelernt hat, vor dieser religiösen Kunst die beglückende Nähe der Gottheit empfinden, wie es Plotin in der Erleuchtung durch das reine Denken erlebt hat. Wer da Mystik hineinlegt, mißversteht und entweiht.

Wer die Hellenen liebt und sich zu sagen getraut, daß sie ihre göttlichen Personen in vollkommenerer göttlicher Schönheit zu bilden vermocht haben als es den Christen mit den ihren gelungen ist, muß auf der anderen Seite den ungeheuren Vorzug anerkennen, daß die Christen eine heilige Geschichte hatten, von der Schöpfung bis zum Weltgericht. Die Hellenen sind sich immer bewußt gewesen, daß man von Göttern nur Mythen erzählen kann, Musenwerk, und ihre Weisen boten nur Dogmata, Meinungen. Die Christen behielten das Wort und legten den Widersinn hinein, daß das Dogma der Kirche unanfechtbare Wahrheit wäre. Aber die Theologie, welche aus Raffaels Disputa spricht, ist in ihrer alles beherrschenden Selbstgewißheit eine unvergleichliche Erscheinung; auch sie mag dem gehorsamen Glauben Frieden bringen. Freilich Bestand konnte der Wunderbau nicht haben; Dichter und Maler hielten sein Bild in letzter Stunde fest. Die ewig fragende hellenische Wissenschaft, von der in jener Theologie nicht weniger steckte als von hellenischer[132] Mythologie in der heiligen Geschichte und von hellenischem Erbe in den Künsten, lehrte den Menschen fragen, zweifeln, suchen, suchen in Ewigkeit die ewig unerreichbare Wahrheit. Eben darum bedarf die Wissenschaft Ergänzung, wie sie die stille Andacht vor den Werken der echt religiösen Kunst gewährt. Wohl offenbart sich die Gottheit unmittelbar in der Natur, aber das sind die niederen Weihen. Zu den höheren führen uns die gottbegnadeten Menschen, die uns die ewig unsichtbare, unfaßbare Wahrheit in dem Schleier der Dichtkunst und der bildenden Künste oder den Klängen der Musik zeigen, in dem Abglanz, den zu schauen der Sterbliche allein vermag. Es ist nur ein Bild, kann und will nicht mehr sein und wir sollen das nicht vergessen; aber das Gebot des wahren Gottes lautet: du sollst dir ein Bildnis und ein Gleichnis machen.

In Venedig gab ein längerer Aufenthalt Muße zu Entdeckungswanderungen durch die Inselstadt, Wanderungen, denn ich verschmähte die Gondelfahrten und suchte mir mit dem Plane den Weg bis zu S. Giobbe und der Madonna dell'Orto, betrat jede Kirche und nahm die Blicke von den Brücken und den kleinen Plätzen und Höfen in mich auf. Gegen Abend fuhr ich gern zum Bad auf den Lido, wo damals nur ein paar Hotels neben den Badeanstalten lagen; man konnte noch einsam am Strande wandern. Mit der Malerei gewann ich ein inneres Verhältnis nur für die große Zeit des späteren Quattrocento bis Tizian. Sebastianos Bild in S. Crisostomo, das zu sehen immer ein paar Soldi kostete, ward mir das liebste. Wozu mehr Namen nennen; auch die Beschränktheit des Verständnisses ist genügend gekennzeichnet. Die Stadt im ganzen, baumlos, mit manchen Zeichen des Verfalles, hat meine Liebe nicht gewonnen, offenbar weil mir ihre Geschichte fremd geblieben ist; es fehlt auch an bedeutenden Schriftstellern, obwohl ich etwas von dem Dialekte durch Gozzi kennenlernte. Venedig weist auf den Osten, manche. Skulptur im Museum stammte von den griechischen Inseln. Wenn ich auf die Spitze des Giardino publico ging, bog ich immer wieder zu den Löwen vor dem Arsenale ab: sie stammten ja aus dem Piräus und trugen die Inschrift der Waräger.

Einsam war das Leben; auf der Bibliothek war Graf Soranzo, der noch aus der österreichischen Zeit stammte, ein freundlicher Verwalter und seine Gesellschaft anheimelnder als die des »Kinkelino«, mit dem sich ein Verkehr durch die gemeinsame Arbeitsstätte notwendig ergab. Es erschien auch für ein paar Tage der Vater Kinkel mit seiner zweiten Frau und spielte sich mit großen hohlen Worten als Märtyrer der Demokratie und überlegener Politiker auf, ahnungslos, daß er ebenso vergessen war wie sein Otto dervorbeiführt, konnten sich wohl fühlen. Vorstellen mußte man sich dem Oberbibliothekar Ferrucci, eine Formalität, aber unerläßlich; tatsächlich hatte man nur mit dem kundigen und hilfsbereiten Abbate Anziani zu tun. Aber Ferrucci vergaß die fleißigen Besucher nicht. Im folgenden Jahre empfing er mich mit heftigen Küssen; mein Rock war nachher voll Schnupftabak; er schenkte mir auch seine lateinischen Verse, Bearbeitungen äsopischer Fabeln. Viel in den Handschriften zu stöbern ließ die Hauptarbeit nicht zu. Nur ein Auftrag R. Herchers für Plutarchs Moralia führte auf die Riccardiana.

In der casa Nardini war ich nicht allein, das trug zu dem Ertrage dieser Wochen besonders viel bei. Rudolf Schöll kam aus Greifswald, unternehmungslustig, welt- und bibliothekskundig, ein glänzender Gesellschafter, konnte er nach jeder Richtung Führer werden, da er als Privatsekretär des Gesandten Grafen Usedom in den wichtigen Jahren vor 1870 in Florenz gelebt hatte. Daneben war Hartwich, Bibliothekar aus Halle, oft unser Begleiter. Schöll war auf der Jagd nach einer Abschrift des Asconius, die Sozomenus von Pistoia in St. Gallen genommen hatte, um die bisher allein auf einer Abschrift Poggios beruhende Überlieferung zu vervollständigen. Wir fuhren also frühmorgens nach Pistoia; es regnete stark. Den Bibliothekar aufzutreiben machte Mühe; die Störung war ihm unbequem, aber Schöll erreichte durch seine einschmeichelnde Beredsamkeit, daß wir eingeschlossen wurden. Die Handschrift war bald gefunden, Schöll stürzte sich mit Feuereifer auf die Kollation; ich mochte sehen, wie ich mich beschäftigte. Bald hatte ich mehr Neigung für eine colazione, aber die gab es nicht. Es mußte ausgehalten werden. Am Nachmittag kam ein dienender Geist nachzusehen, ob wir genug hätten. Schöll blieb fest, die Vergleichung mußte fertig werden. Ich aber ging in die Stadt; es regnete nicht mehr stark und zu sehen gab es genug; nur war es in dem Dom zu dunkel. Schließlich war Schöll doch fertig geworden, gerade als er nicht mehr lesen konnte; stolz auf den Erfolg durfte er sein: der Grund zu der schönen Ausgabe, zu der er in Greifswald A. Kießling heranzog, war gelegt. Ein Festmahl bei reichlichem Weine hatte er sich verdient, ich nur durch ausdauernden Hunger, den er in der Leidenschaft der Arbeit nicht verspürt hatte. So ausdauernd zuverlässig zu kollationieren habe ich nie gelernt, aber eine ähnliche Erfahrung doch gemacht, als ich im nächsten Jahre in Pisa war. Früh war ich ausgezogen, Dom und Battistero war besichtigt, dann in den Campo santo. Da fing ich mit dem Hippolytossarkophag an, der für Niccolo Pisano Vorbild gewesen war, und von den Skulpturen trat ich an den Trionfo della Morte, und so weiter. Stunde um Stunde verging unbemerkt. Benozzo Gozzoli war noch lange nicht genügend[136] betrachtet, als der Wärter schließen wollte. Als ich herauskam und ein paar Schritte gegangen war, überkam mich die völlige Erschöpfung des Körpers durch die Übersättigung mit unvergeßlichen Eindrücken. Reichliches Tafeln, reichlicher Schlaf machten gleich wieder frisch. Glückliche Jugend. Auf demselben Ausfluge sah ich Lucca, das zu wenig gekannt wird, mit den schönsten Bildern meines geliebten Fra Bartolommeo.

Eine andere gemeinsame Fahrt ging über Arezzo, wo dem großen Luca Sigorelli gehuldigt, von dem alten Aretium und seinen Töpfereien keine Notiz genommen ward, und Cortona nach Assisi, dem Ziele; Hartwich wollte da Archivalien einsehen. In dem verfallenden Cortona, zu dessen Burg wir hinaufklommen, wurden wir von zudringlichem Gesindel belästigt, das Schöll nur durch die Beherrschung der wirksamsten Flüche verscheuchte. In der Bibliothek bewunderten wir das Prachtstück, eine Muse auf Schiefer gemalt, ein schönes Werk des cinquecento (ihr Musikinstrument beweist es), aber wir hielten es für antik, und die Wahrheit sollte der Schätzung des Kunstwerkes nicht Eintrag tun. Vom heiligen Franz wußte ich wenig. Seine Popularität ist viel jüngeren Datums; nicht Hase, sondern Thode und Sabatier haben sie begründet. Aber so weit war man doch, daß man umgekehrt wie Goethe an der römischen Tempelfront ziemlich achtlos vorüberging und die Heiligkeit des Franziskus aus dem Riesenbau seines Klosters, der Fülle der giottesken (oder sienesischen) Gemälde, auch aus der Portiuncula erkannte. Wir erlebten zufällig das Fest, bei dem die heilige Clara in ihrem Bilde zu ihrem großen Freunde in Prozession geleitet wird, ein malerisches Volksfest.

Schöll hat mir auch wichtige Bekanntschaften vermittelt; den Baron Lipphart habe ich wenigstens einmal gesehen, mit Theodor Heyse auch bei meinem späteren Besuche mehrfach verkehrt. Einer der zahlreichen Deutschen, die sich in der Jugend von Italien nicht hatten losreißen können, war er nun ein Greis, in der Wissenschaft geschmackvoller Dilettant (seine Übersetzung Catulls beweist es), aber voll interessanter, auch pikanter Erinnerungen, von denen er mir jungem Burschen nur gelegentlich etwas zu kosten gab, manchmal mit einigen Spitzen gegen den vom Glück verwöhnten Neffen Paul Heyse. Eine andere Bekanntschaft war auf die Dauer wertvoller, mit Graf Enea Piccolomini, der von seinem Grafentitel nur in Siena Gebrauch machte. Er hatte in Berlin studiert und hielt die Verbindungen mit den Deutschen aufrecht. Ich suchte ihn auf dem Wege nach Rom in Siena auf und kam so auch in einen alten Palast zu seinen würdigen alten Eltern. Es entspann sich eine Verbindung, die ich noch von Deutschland gepflegt habe. 1898 traf ich ihn in Rom wieder, wo er es verstand, auch mit dem Vatikan[137] Fühlung zu halten und als Lehrer segensreich wirkte. Es war ergreifend, den schon kränkelnden, wahrhaft vornehmen Mann im Kreise seiner zahlreichen Kinder zu sehen, um deren Zukunft er sich wohl sorgte. Nach einem einfachen Essen erschien der Nachtisch auf antikem Silber; es war vor Generationen auf den gräflichen Gütern ausgegraben. Siena ergänzte die Kenntnis der toskanischen Städte, die damals noch schwer zu erreichen waren, so daß ich nur Prato noch besucht hatte, und die großen Fresken des Stadthauses führten in unzweifelhaft sienesische, den Giottesken überlegene Malerei ein; Crowe und Cavalcaselle schrieben ihnen auch die Hauptbilder des Campo santo zu. Soddoma bezauberte.

Es stürmte und regnete stark, als ich von Siena auf die Maremmenbahn zufuhr. In Grosseto ward sie erreicht, aber da erfuhren die zahlreichen Reisenden, daß die Gleise mehrfach unterspült wären, Weiterbeförderung ganz ungewiß. Der Aufenthalt in dem Maremmenneste (mehr war Grosseto damals nicht) schien kaum erträglich. Wie manche Andere lungerte ich gegen Abend um den Bahnhof herum; es verlautete, daß in der Nacht ein Arbeitszug nach Civitá vecchia gehen sollte; vielleicht dürfte man mitfahren. Richtig, wer ausgehalten hatte, kam samt seinem Gepäck auf einen Wagen. Die Nacht war alles andere als bequem. Civitá vecchia ward erreicht, aber da war alles vorbei, denn gerade vor Rom war die Bahn zerstört. Da fand ich mich mit einem Römer zusammen, ein Vetturin ließ sich bereitfinden, und so bin ich noch auf die alte Weise eingezogen. Mein Begleiter strebte nach der Nähe des Vatikans, so ging es durch P. Cavallegieri auf den Petersplatz; der Abend gestattete noch diesen ersten Eindruck aufzunehmen, auch noch von Ponte S. Angelo, dann führten winklige dunkle Gassen zum Albergo Minerva. Am andern Morgen stieg ich die Kapitoltreppe hinauf zu unserm Institute an der rupe Tarpeia, wo Wohnung für mich bereitstand.

Das Institut war in dem großen Gebäude des früheren deutschen Hospitales untergebracht. In den beiden oberen Stockwerken des Hauptgebäudes wohnten die Sekretäre Henzen und Helbig ganz gut; es gab auch noch Zimmer für den verwitweten Dr. Klügmann und seine Familie, für den Architekten Laspeyres, der später das Institutshaus gebaut hat, und Henzens Privatsekretär Dr. Hinck, beide schwer lungenkrank, früh gestorben, aber damals noch lebenslustig, Hinck bis zur Ausgelassenheit. Unten wohnte der Hauswart mit seiner Frau Mariuccia, die angeblich die Zimmer der Mieter rein hielt, und der Hofrat Schulz mit Familie, zur Zeit eine einflußreiche Person, denn er allein besorgte die permessi für die vatikanischen Sammlungen, da die Gesandtschaft bei dem Papste unbesetzt war. Der Kulturkampf hatte begonnen[138] und verschärfte sich immer mehr. Man war gehalten, den Schulz, der in Wahrheit Kanzleibeamter war, samt seiner Frau mit ganz besonderer Rücksicht zu behandeln und eine sonntägliche Einladung zu einem Kalbsbraten nicht auszuschlagen. Schließlich gab es noch ein Zimmer mit dem ominösen Namen Immondezzaio: da kam ich unter. Nur diesen Winter habe ich es ausgehalten. Auf den Fluß zu konnte man auf einem Wege zur via della consolazione und der piazza Montanara hinunterklettern; es war ein potenziertes Immondezzaio, aber zum Vatikan der kürzeste Weg. Ich bin ihn in der Morgenfrühe sehr oft gegangen: eine Carozzella konnte man so früh kaum an der Kapitolstreppe finden, und das war für die ragazzi Capitolini viel zu teuer. In dem regnerischen Winter war ein halbstündiger Marsch nicht erfreulich, und es gab auch kalte Morgen, an denen der schöne Brunnen der piazza della Tartaruga voll Eiszapfen hing. So ziemlich beim Marcellustheater, wo Niebuhr gewohnt hatte, brach man auf, an Palazzo Mattei, S. Andrea in Valle, Palazzo Massimi alle Colonne vorüber und in Windungen auf ponte S. Angelo zu. Heute mag sich's einer schwer vorstellen, es war ja noch das alte Rom.

Die Piemontesen (so sagten die Papalini) waren zwar die Herren, die Bresche an Porta pia ward als Symbol der Italia una viel besucht, aber die fast verzweifelten Finanzen verhinderten eingreifende Umgestaltungen. Nicht selten kamen halbierte Lirascheine vor, die als 50 centesimi genommen wurden, denn selbst das Kupfer war nicht sehr reichlich; baiocchi kamen noch vor. Die großen Städte hatten ihr besonderes kleines Papiergeld ausgegeben, auf das der Reisende achten mußte. Sein Leben war billig, denn für einen Louis d'or gab es bis zu 30 Lire, und doch konnte man für eine Lira satt werden. Es ist eine gewaltige Leistung, daß das Ministerium Minghetti, vor allem der stolze Patriot Quintino Sella der Verwirrung Herr geworden sind. Sie besaßen außer der Einsicht den nötigen Mut der Unpopularität und ließen das zahlende Volk schimpfen nach Herzenslust1. So war[139] denn die Stadt noch das Rom der Humboldts und Bunsens, kaum zu vergleichen mit dem, das ich 1898 wiedersah, geschweige mit der amerikanisierten Weltstadt von heute, über der zu ewigem Gedächtnis das weiße Scheusal des Monumentes auf Ara celi thronen wird, verderblicher für das Stadtbild als der Berliner Dom und der Berliner Reichstag, obgleich diese nicht minder abscheuliche Protzereien sind. Noch waren die prati del castello leer, über die man zu der verfallenen Villa Madama auf den Monte Mario ging, ebenso alles vor Porta del popolo längs der Via Flaminia. Große Teile von Esquilin und Viminal waren unbebaut, jetzt verschwundene Villen reizten zu Spaziergängen, vor allem villa Ludovisi: daß diese samt ihrem Kasino nicht erhalten werden konnte, ist ein unersetzlicher Schade, gerade weil sich auf den Bahnhof zu die Bebauung richten mußte. Nun entbehrt die Weltstadt einen Park innerhalb der Mauern. Das Forum war bis über den Castortempel abgeräumt und kahl wie ein Skelett, die Marmorschranken trajanischer Zeit eben gefunden, Regia, S. Maria antiqua unter der Erde. Die Ausgrabungen auf dem Palatin ruhten, das sog. Haus der Livia und die Ruine mit dem sog. Spottkruzifix frisch, vor allem hatten die farnesischen Gärten noch ihren Zauber. Überall standen Tafeln mit den phantastischen von P. Rosa erfundenen Namen. Verlacht wurden sie, aber niemand belehrte uns, wieso sie falsch wären.

Das Leben der Stadt hatte ein sehr langsames Tempo, si vuol pazienza war ein Spruch, an den der hastige Norddeutsche sich gewöhnen mußte. Wenn er ungeduldig auf einen Vetturin oder einen Kellner wartete, bekam er ein tadelndes mo viene zu hören. An den Wochenmärkten drängten sich die Landleute auf piazza Montanara so gut wie auf dem campo dei fiori. Vor Weihnachten kamen die Pifferari aus dem Sabinergebirge. Auf der Treppe von Trinitá dei monti boten sich die Modelle in den veralteten, aber immer noch gemalten Kostümen an. Der Karneval enttäuschte zwar, weil die echte Lustigkeit fehlte, aber die barbari rannten noch. Der Bettel blühte ungestört. Dunkel und Stille setzte früh am Abend ein. Wenn die ragazzi selten genug einmal beim Weine länger zusammengeblieben waren und zum Kapitole zogen, erregte der laute Trupp einigen Anstoß. Sicherheit herrschte in der Stadt durchaus; auch belästigt ward nie, wer sich nicht ungeschickt benahm. Es gingen allerdings Geschichten von Räubereien im Schwange, sie mögen[140] für frühere Jahre zutreffen, tatsächlich ist uns in diesen Jahren nichts zu Ohren gekommen. Im Hause Henzens erhielt ich durch zia Rosina allerdings gleich die Warnung, nicht allein vor die Tore zu gehen: sie fürchtete sich wirklich selbst vor einem Spaziergang, der in Gesellschaft nach acqua acetosa unternommen ward; Leo hat Weihnachten 1873 ein hübsches Gedicht darauf verfaßt. Ich schlug die Warnung sogleich in den Wind, ging in die Campagna nach porta Furba und unterschätzte die Kürze der südlichen Dämmerung. Auf der eiligen Rückkehr kam mir ein Campagnole zu Esel entgegen, die Flinte auf dem Rücken, wie sie noch oft ritten, und hielt mich wirklich an, tat die bedenkliche Frage che or'é, die ich beantwortete, ohne die Uhr zu ziehen, und fing eine Unterhaltung an, was ich hier triebe, wer ich wäre. Das ging ein Weilchen. Schließlich kam sein Wunsch heraus: da m' un zigaro. Den bekam er und wir schieden in Freundschaft.

Das Institut setzte auch noch die Traditionen des alten Istituto di corrispondenza archeologica fort und druckte im Bulletino manche Korrespondenz mit Entdeckungen, über die Henzen ein gutes Wort Brauns wiederholte, può darsi, che ci fosse qualche ombra di possibilitá. Die neue Unterstellung unter Preußen, dann unter das Reich hatte die Mittel und die Zahl der Stipendiaten vermehrt, aber auch das Regiment durch die Berliner Zentraldirektion eingeführt, in der die wenigsten Mitglieder von den römischen Verhältnissen und Bedürfnissen eine Ahnung hatten. So war es erklärlich, daß die Verordnungen und Eingriffe der C D bei beiden Sekretären wenig beliebt waren. Helbig redete unehrerbietig von den Olympiern, was ihn in üblen Ruf in Berlin brachte; Mommsen war die einzige Stütze. Der ehrwürdige Henzen war der Träger der Tradition, zu dem alle Italiener aufrichtig emporsahen. Er leitete das Ganze mit väterlicher Würde, in freundlichen gemessenen Formen, aber etwas aus der Höhe. Sein eigenes Interesse beschränkte sich auf das Corpus Inscriptionum Latinarum. Nach dem Tode seiner Frau führte ihm Fräulein Rosine Kopf das Haus, zia Rosina, der Aufgabe auch gegenüber den ragazzi vollkommen gewachsen, frisch, lebenslustig, für Scherze empfänglich; nur durfte nichts vorkommen, was die heilige Kirche oder gar Pio nono zu verletzen schien, und das ließ sich in den Zeiten des Kulturkampfes schwer vermeiden.

Helbig war schon zehn Jahre in Rom, sein Italienisch sächselte etwas, aber er schwamm im vollen Strome des gesellschaftlichen Lebens, bekannt mit dem stadtrömischen Adel und den Piemontesen, mit Kunstfreunden und[141] Kunsthändlern. Ihm dankten wir es, daß wenige Tore verschlossen blieben. Sogar in den oberen Zimmern der Farnesina bin ich zweimal gewesen, deren Fresken von Soddoma künstlerisch unendlich höher stehen als Raffaels Amor und Psyche unten, von denen ihm nur die Komposition gehört. Palazzo Spada mit dem falschen Pompeius und dem falschen Aristoteles und Palazzo Farnese mit den wirklich schönen ovidischen Bildern der Caracci wurden zugänglich, die Villa Albani, die stimmungsvollste und reichste von allen, war es noch jeden Freitag, was man ungern einmal versäumte. Ganz verschlossen war nur die Biblioteca Chisiana und Palazzo Sciarra; in diesem sollte nicht bemerkt werden, daß alter Besitz außer Landes ging. Helbig sorgte auch für das Bulletino und überhaupt vornehmlich für den Verkehr mit der Außenwelt. Es war auch wissenschaftlich die Glanzzeit seines Lebens. Nach Vollendung des Kataloges der Bilder schrieb er die Untersuchungen über die campanische Wandmalerei, bei deren Vollendung ich ihm etwas behilflich sein konnte, da wir bei Jahn dasselbe gelernt hatten und ich in den Dichtern besser Bescheid wußte. Bei den Archäologen in Deutschland genoß er geringe Beliebtheit; da müssen Gegensätze aus den gemeinsamen römischen Jahren mitgespielt haben; es war nicht billig, daß sie nachwirkten. Überhaupt war in der jungen Archäologie wenig Einigkeit, zwischen Michaelis und Conze, den beiden ersten Stipendiaten, und der »Trias« Schöne, Benndorf, Kekule, war ein persönlicher Gegensatz unverkennbar und spiegelte sich manchmal in ihren Aufsätzen; ich kannte das aus Kekules Kolleg. Wir Ragazzi hielten entschieden zu Helbig, der uns viel mehr ein guter Kamerad als ein Lehrer und Vorgesetzter war. Alles in allem genommen hat er als Sekretär zwar die Ergänzung durch Henzen sehr nötig gehabt, aber das Leben des Institutes ganz wesentlich in Fluß erhalten, seinen Nachfolgern in jeder Hinsicht überlegen. Eine Reform, wie sie nur allzu gewaltsam 1885 durchgeführt worden ist, war wohl notwendig, aber ich glaubte im Sinne unserer Ragazzeria zu handeln, als ich beiden Sekretären ein Buch widmete. Daß auch Helbig ausschied, war schwerlich zu umgehen, aber als Kränkung mußte er es empfinden. Daß er dann immer mehr in andere Bahnen abglitt, war seine Schuld; im Grunde des Herzens wird er sie empfunden haben.

Auch seine Frau, die »principessa« hatte in diesen Jahren ihre Glanzzeit. Ihre Mutter, eine russische Fürstin, mag Veranlassung gehabt haben, die Tochter im Ausland erziehen zu lassen; sie hatte auch nichts dagegen, als sich diese in den jungen deutschen Gelehrten verliebte. Sonst stand die Tochter ganz im Bann der herrischen alten Fürstin. Diese hielt darauf, daß[142] ihr Enkel orthodox getauft ward und setzte es mit gewaltsamer List durch.2 Ich habe es 1878 erlebt, daß sie aus den Lazaretten des serbisch-türkischen Krieges ohne Aufenthalt nach Rom kam, nach dem Rechten zu sehen. Der Junge war bisher Hans gerufen, aber als der Besuch angekündigt war, erging der gemessene Befehl, nur noch den Taufnamen Dmitri zu brauchen. Die sehr fromm gewordene alte Dame trug eine schwere goldene Kette über dem schwarzen Kleide der Pflegeschwester und riß an ihr in wilder Erregung, als ihr Gespräch mit Mommsen auf das politische Gebiet kam: so heiß war schon damals der panslawistische Haß gegen Bismarck. Unsere Principessa hatte dieselbe Vitalität wie ihre Mutter, die sie an mehr als männlichem Wuchse und an Körperfülle übertraf. Die russische Gelehrigkeit, fünf Sprachen zugleich fließend zu sprechen, musikalische Begabung, die gesellschaftlichen Formen, wo es not tat, einzuhalten, aber für gewöhnlich sich über sie hinwegzusetzen, waren große Vorzüge, vor allem aber leuchtete aus ihren kindlichen slawischen Zügen eine Lauterkeit, eine warme Güte. Auch wer philisterhaft zu manchem den Kopf schüttelte, mußte verstummen, denn was sie sich auch erlaubte, stand ihr gut. Sie konnte mit einer lebendigen grünen Eidechse als Halsschmuck die Kapitoltreppe herunterkommen, um zu einer Visite zu fahren. Die Kutscher drängten sich um den Vorzug, die donna grassa in ihren Wagen zu locken. Viele rief sie bei Namen und entschied: oggi tu, Peppino, und kraute das Pferd zwischen den Ohren, ehe sie einstieg. Ihre Ehe konnte unsere unerfahrene Jugend nicht beurteilen. In Wahrheit liebte sie ihren Wolfgang und nahm ihn so, wie sie ohne Illusion erkannte, daß er war, und noch schien sie glücklich. Eine Natur eigener Art, überwiegend Natur, aber nicht nur das, befähigt, glücklich zu sein, das Leben zu genießen, wie es auch war. Aber voll gelingt das nur in der Jugend. Wir vergötterten sie fast alle. Sie allein sprach uns auch von italienischer Kunst, in der sie sich eine ungelehrte, aber sichere Kennerschaft erworben hatte. Daß sie die Portierleute dazu anhielte, für Ordnung und Sauberkeit zu sorgen, was man an sich von der Hausfrau wohl erwarten konnte, war undenkbar, und niemandem fiel es ein, so etwas von ihr zu verlangen. Daß Henzen und Helbig ihr Haus uns öffneten, freundlichen Rat auf jede Bitte erteilten, gab eine Art Heimatsgefühl, wie wir es bedurften. An Beweisen der Dankbarkeit ließen wir es nicht fehlen.[143]

Der Archäologe Dr. Klügmann war mit der Sorge für die Bibliothek beauftragt, was ihn nicht belastete. Es war mehr pro forma, denn auch er war lungenleidend, hatte an demselben Leiden seine Frau verloren und doch blühende Kinder. Er hielt sich sehr zurück, aber mit der Zeit trat man ihm näher; ich habe noch von Berlin Briefe mit ihm gewechselt. Zu Hause war er in Lübeck, sein Bruder ist später als Ministerresident in Berlin Mitglied der Zentraldirektion gewesen, kaum weiter tätig, als daß er ein Diner gab.

In Berlin hat man immer Wert darauf gelegt, daß die Sekretäre eine Art Unterricht erteilten, und ist unzufrieden gewesen, daß nichts Rechtes daraus werden wollte. Henzen und Helbig hatten daran wenig Spaß, wir ebensowenig. Henzen hielt seine epigraphischen giri, aber was kam dabei heraus, daß man lernte, worin sich ein gefälschtes M von einem echten unterschied, oder ein wenig über die equites singulares oder vigiles erfuhr. Helbig führte vor Skulpturen und redete von Stilanalyse, was ihm gar nicht lag. Es ging das Gerücht, er hielte sich an Erinnerungen aus der Zeit Brunns. Der wird es meisterlich verstanden haben, aber daraus folgt nur, daß ein Sekretär für das interessieren wird, was er selbst treibt. Daneben ist zu wünschen, daß die Lernenden für das was sie anpacken bei einem der Sekretäre Kritik und Förderung finden. Übungen, wie sie der Professor mit den Studenten treibt, sind möglich auf der Stube, aber der Collegia ist ein Stipendiat satt. Das war zu verlangen, daß Führungen in ein Gelände, einen Ruinenkomplex, stattfänden, aber in die Caracallathermen, zu dem ältesten Hafen beim Forum boarium, nach Ostia und Vei ging es nie. Solche Exkursionen veranstaltete P. Rosa; der führte auch »an die Stelle, wo Remus Rom gegründet haben würde, wenn nicht Romulus, dessen Existenz die Deutschen leugnen, das Gotteszeichen erhalten hätte.« Zu dem gingen wir nicht. Aber wie stark war die Wirkung, als G. de Rossi einmal in den Calixtkatakomben für uns sprach. Es war nicht nur der Genuß seiner unvergleichlichen Beredsamkeit, er erweckte auch das Bedauern, daß man einem ganzen Gebiete der Wissenschaft fern blieb. Ich glaube, mancher Ragazzo hat S. Maria Maggiore, S. Clemente, S. Sabina nie betreten. Das tat ich wohl, S. Sabina ward mein Liebling unter den Basiliken, gerade in ihrer Schlichtheit, aber zu dem rechten künstlerischen Verständnis bin ich nicht gelangt, zu dem historischen vollends nicht. Freilich ist überhaupt noch nicht erreicht, daß mit den Mißbildungen, christliche Archäologie und christliche Literaturgeschichte, aufgeräumt ist. Aber die Scheidewand ist doch durchbrochen.

Die Adunanzen wurden regelmäßig gehalten; der Bibliotheksaal in einem Nebengebäude der casa Tarpea faßte nur eine geringe Anzahl Besucher,[144] aber es hatte Bedeutung, daß hier die Italiener ständig erschienen, von vatikanischer Seite die Brüder de Rossi und der ehrwürdige Mönch Padre Bruzza (Epigraphiker), ebenso die Mitglieder der staatlichen Sopraintendenza, Pellegrini, Brizio. Besonders angestaunt ward immer Donna Ersilia Lovatelli Caetani in ihrer Anmut und der herablassenden Liebenswürdigkeit, die sie jedem gönnte. Ich habe später auch den Vorzug gehabt, in ihr Haus zu kommen, wo mich die Unterhaltung mit ihrem Gatten mehr als die munzipale Archäologie anzog; er stand im Kommunaldienst und erzählte von den Schwierigkeiten der sehr nötigen Modernisierung, aber auch von der Landwirtschaft auf den Gütern des Herzogs von Sermoneta (Vater der Gräfin und Führer des liberalen Adels), der Urbarmachung des Sumpflandes. Wenn vornehme Gäste nach Rom kamen, zumal Mommsen, füllte sich der Saal der Bibliothek und gab es wirkliche Belehrung. Oft mißhandelten wir Ragazzi nur die italienische Sprache, was die italienische Liebenswürdigkeit nachsichtig hinnahm; die Principessa lachte uns nachher nach Verdienst aus. Es war aber auch erziehlich, irgendein neues Monument vorlegen zu müssen. Nach dem Schlusse forderte Henzen regelmäßig auf, due passi mit ihm zu machen. Da war er meist in der besten Laune und konnte sogar etwas boshafte Witze machen. Aber auch wenn es auf den Palatin oder zum Tiber hinunterging, war es nur ein Spaziergang.

Das Beste mußte also jeder selbst für sich tun, und wieder half dazu am meisten die Ragazzerie, denn weder mit dem deutschen Künstlerverein noch überhaupt der deutschen Kolonie bestand ein Verkehr, auf die Gesandtschaft zu Herrn von Keudell ward man nur in der Masse eines großen Rout befohlen, mit den Italienern kam man leider auch nicht zusammen. Man hörte Italienisch außer den Adunanzen, wenn man, selten genug, ins Theater ging oder auch zu einer Predigt in den Gesú, sonst nur in gelegentlichen Gesprächen. Aber eine Ragazzerie sammelte sich, wie sie wohl selten so geschlossen gewesen ist. Bald kam Kaibel, mit dem ich rasch die Freundschaft fürs Leben schloß. Seinem großen Plan, die griechischen Epigramme auf Stein zu sammeln, brachte ich volles Interesse entgegen, für italienische Sprache und italienisches Leben hatten wir die gleiche Neigung, auch in der philologischen Textbehandlung stimmten wir überein; in manches konnte ich ihn einführen. Seine besonnene Liebenswürdigkeit gewann ihm bald allgemeine Zuneigung. Dann kam August Mau, zunächst um seiner schwachen Lunge willen, der in Rom sitzen bleiben sollte, nach Hincks Tode als Henzens Privatsekretär. Er war ein Schüler von Ribbeck, athetierte in mehreren Dichtern unschuldige Verse (noch in den Commentationes[145] Mommsenianae), war schüchtern, errötete leicht, sprach wenig, aber mit der Gesundung blühte er langsam auf. In Pompei wird sich das zeigen. Carl Bardt, bewährter Lehrer am Wilhelmsgymnasium in Berlin, Mommsenschüler, von etwas feierlicher Haltung uns ausgelassenen wirklichen Ragazzi gegenüber; tief musikalisch teilte er nicht alle unsere Unternehmungen. Er hat sich, als ich schon nach Griechenland abgegangen war, mit Luise Aldenhoven verlobt, die Dr. Klügmann das Haus führte. Ein solches Ereignis ist in so engem Kreise immer aufregend, für die Weiblichkeit besonders. Das habe ich damals nicht mitgemacht, aber meine Freundschaft mit Bardt und auch seiner Frau ist mir in meiner Privatdozentenzeit sehr teuer gewesen und, als wir wieder zusammen waren, er als Direktor des Joachimstalischen Gymnasiums, ich als Professor, haben wir sie bis zu dem Tode des Ehepaares gepflegt. Ihm war die römische Zeit immer lebendig. An seinen Horazübersetzungen und auch denen aus lateinischer Prosa habe ich große Freude, sehr viel weniger an seinen Komödien. Tatsächlich empfand er den eigentümlichen Wohllaut plautinischer Langverse, Kretiker, Baccheen nicht. Singspiel muß Singspiel bleiben.

J. Vollgraff war der einzige Ausländer unter uns, das hat nie gestört; er war aber Schüler Cobets, unbelehrbarer Verehrer dieser Art von Kritik, daher zuerst von der Minderwertigkeit der deutschen Weise überzeugt. Das mußte er herabstimmen, aber Cobet verehrten wir auch, ich mehr, als ich es jetzt tue, und Vollgraff war ein so feiner, den Verkehr belebender Gesellschafter, daß er bald in vielem tonangebend ward. Bestimmte Zwecke verfolgte er nicht; das befähigte ihn dazu, dem allzu fleißigen Fachsimpeln entgegenzuwirken.

Etwas abseits stellte sich ein Gymnasiallehrer Hollander aus Osnabrück, obwohl er uns immer sehr willkommen war, und erst recht Emil Bährens, schon von Bonn her in Distance gehalten. Er arbeitete mit eisernem Fleiße und gutem Finderglück auf den Bibliotheken; sonst schien ihm Rom gleichgültig zu sein. Ich besonders war dem gegenüber intolerant. Immerhin aßen wir mit den beiden zusammen, berührten uns auch bei den Sekretären. Die beiden bildeten ein Paar und stritten doch immer nicht ohne Erregung, wofür sie im Weihnachtsgedichte die Verse erhielten:


Wie steht es denn mit Bährens und Hollander?

Ach, die sind immer beieinander,

Kastor und Pylades.


Durchreisende wie Alfred Schöne wirkten natürlich belebend; überhaupt war der Kreis keineswegs abschließend gegen bekannte oder auch zufällig[146] heranrückende Tischnachbarn. Denn die Osteria, der Gabbione, war zahlreich besucht, obwohl sie in einem Keller unweit von Fontana Trevi lag. Vermutlich war sie seit Jahrzehnten von anspruchslosen Fremden als Stammlokal bevorzugt3. Domenico, der schöne, echt römische Wirt oder Kellner (das weiß ich nicht), verdiente alles Vertrauen. Manzo bollito oder abacchio arrosto war gewöhnlich; aber es gab auch Insalata di broccoli, carciofi alla giudea, cinghiale in agrodolce, und außer der vulgären crostata di visciola ein pasticcio di maccheroni (süß), das ich nirgends wieder gefunden habe. Alle diese Gerichte überstiegen nur wenig unsere Normalsätze, aber groß war die Versuchung, wenn Domenico Freitags verkündete »una spigola«; so nannte er einen delikaten Flußfisch; irgendwer beanspruchte Sachverstand und setzte ihn mit dem acipenser gleich, was er verantworten möge. Den Luxus leistete sich der Olandese regelmäßig; sonst siegte meist die Rücksicht auf den Geldbeutel. Später ist Mau als capo-ragazzo in seiner Vorliebe für den Gabbione auf den Widerstand der anspruchsvollen Jugend gestoßen. Schwerlich wird er noch existieren.

Am Abend noch zu Weine zu gehen war eine seltene Ausnahme; nur einmal mußte jeder Neuling in die Palombella hinter dem Pantheon geführt werden, Orvieto und Est-est trinken, eigentlich auch in vorgerückter Stunde die Landschaften archäologisch erklären, die auf den Wänden des Kneipzimmers gemalt waren. Das galt für eine Institution aus der Zeit von H. Brunn. In diesem Winter war kein Archäologe unter uns; im nächsten hat Robert durch verblüffende Deutungen die Ehre der Disziplin glänzend gerettet.

Schon vor Weihnachten war die vertraute Harmonie der Casa Tarpea und der Ragazzeria festgegründet und fand in der Weihnachtsfeier ihren Ausdruck. Herkömmlich waren alle, auch Helbigs und Klügmanns, zu Henzen geladen. Ob ein Ulk, wie wir ihn unternahmen, schon vorgekommen war, bezweifle ich. Ein Gedicht, in dem jeder von uns etwas aufgezogen ward, war gelungen, aber nichts Besonderes, schon mehr eine Reihe von Szenen der gemeinsamen colazione von Laspeyres, Hinck und mir, voll Anzüglichkeiten; Laspeyres hatte dazu feine Handzeichnungen gemacht.[147]

Weihnachten 1873 war die Fülle zum Teil sehr gelungener Verse noch größer; da wirkten Robert und namentlich Leo mit. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob die Hauptaktion 1872 oder 73 stattfand; darauf wird nicht viel ankommen. Es war nicht lange her, daß Schliemann den Schatz des Priamos gefunden hatte; der Bericht, wie er der Vorsehung für die Belohnung seines Glaubens und seiner Frau für die Rettung des Schatzes in ihrem Umschlagetuche dankte, war viel belacht. Der Wert der noch unbekannten Schätze stieß auf starke Zweifel, die dem Schatze und auch dem Finder Unrecht taten, aber allgemein verbreitet waren. Das ward ausgenutzt. Frau Schliemann samt Umschlagetuch sollte erscheinen. Frau Helbig durfte man ins Vertrauen ziehen, ihre Kleider paßten mir leidlich, denn mir fiel die Rolle zu. Das Fest war im Gange, viel Volks versammelt. Frau Helbig und ich stahlen uns fort, alles war gut vorbereitet. Bald überreichte das Dienstmädchen ganz ernsthaft Henzen eine Karte; die Dame stünde vor der Tür. Er las ziemlich verstört »Madame Schliemann née Providence«, und ehe er sich noch entschied, trat die Dame ein und begann den berühmten Professor mit französischem Überschwang zu begrüßen. Es dauerte wirklich ein wenig, bis er mich erkannte und aus ärgerlicher Verlegenheit in lautes Lachen überging. Verse, auch auf Schliemann bezüglich oder doch an seine Grabung anschließend, waren wohl etwas lang, aber die Gesamtwirkung war glänzend, die gehobene Stimmung allgemein. Es heißt, daß Fräulein Rosina Kopf alle solche handschriftlichen Späße, die man in Abschrift hinterlegen mußte, aus Henzens Nachlaß überkommen und in die Ehe mitgeführt hat, die sie dann einging. Vielleicht kann das Institut doch noch diese Dinge an sich bringen, wertlos an sich, zeugen sie doch für eine nun schon ferne Zeit, die dem Institute zur Ehre gereicht.

In den Weihnachtstagen unternahmen mehrere von uns eine Fahrt nach Palestrina, die allerdings nicht ausreichte, mehr als die imposante Lage der Stadt kennen zu lernen. In Tuskulum, in den Albanerbergen waren wir mehrfach, aber sonst war es schon eine von manchen für gewagt erklärte Expedition, daß einige (sicher Vollgraff, Kaibel und ich) nach Velletri, Cori Norba Norma Segni gingen. Räuber begegneten uns nicht, alles war auch schön, aber die Unterkunft in Norba in einem uns irgendwie empfohlenen Hause war etwas abenteuerlich. Unser Wirt war mit cinghiale und uccelli reichlich versehen, als wir sein Vertrauen gewonnen hatten. Offenbar jagte er auf fremden Gründen und trieb Handel mit dem Ertrage, wohl auch mit Wein, denn der Keller lag voll Fässer. Er gestand auch, zu den Banden gehört zu haben, die der König von Neapel unter Konnivenz der Behörden,[148] der päpstlichen und französischen, warb und über die Grenze in das Neapolitanische schickte, jahrelang, bis ihm der Boden Roms zu heiß ward. So harmlos und gemütlich wie er sich uns zeigte, war unser Wirt also nicht immer.

Es war ein großer Mangel, daß solche Unternehmungen bei den damaligen Verbindungen nur selten möglich waren. Wir kannten wohl die nächsten Umgebungen Roms und Latium südlich bis Grotta ferrata, Monte Cavo, Nemisee, aber an das Meer bin ich (abgesehen von einem wenig nutzbringenden Besuch von Cervetri im nächsten Winter) gar nicht gekommen. Und doch ist es ein unschätzbarer, unverlierbarer Gewinn, wenn man einen alten Ort mit dem Bestreben besucht, die Lage, die Aussicht, die Bodengestalt, von allen Ruinen abgesehen, dem Gedächtnis einzuprägen. In wenig Stunden lernt man für die Geschichte, was weder Bücher noch Karten noch Photographien geben können. Freilich ist die altmodische Beförderung anzuraten, zu Fuß oder auf einem Reittier. Nur dann kommen die Entfernungen zum Bewußtsein und man kann auch nach Bedarf vom Wege abbiegen.

Die Arbeit auf der vatikanischen Bibliothek ist noch gar nicht erwähnt, und doch war sie die nächste philologische Aufgabe und gehörte der Vormittag regelmäßig dem Vatikan; Donnerstags, wo die Bibliothek geschlossen war, ging ich nicht selten auf die Barberina. Es war schon nicht leicht, alle Permessi für den Vatikan zu erhalten (in die Grotten unter St. Peter und die Capella Paolina kam man nicht), und die Kontrolle durch die Schweizer am Tore und auf den Gängen war streng. Die Feindschaft des gefangenen Souveräns wollte Pio nono stark zur Schau bringen, und die Deutschen sollten sie besonders empfinden. Jetzt, wo seit dem Papsttum Leos XIII. und der großartigen Wirksamkeit des Paters, jetzt Kardinales Ehrle (zu dessen Wahl zum Korrespondenten unserer Akademie ich mich freue, den ersten Anstoß gegeben zu haben), ist die Bibliothek so liberal wie kaum eine andere. Damals herrschte Monsignore Martinucci, dem K. Justi das Epitheton Scheusal gegeben hat. Er tat alles, um die Benutzer zu peinigen. Arbeitszeit 8–11; da war es oft nur an einem, eigentlich dem einzigen Fensterplatze möglich zu lesen; durch frühes Aufstehen und raschen Marsch gelang es mir oft, ihn zu erreichen. An dem caldaio, der das kleine Zimmer nicht warm machte, saß der scopatore, der an Stelle eines Bibliotheksbeamten die Bestellzettel in das Nebenzimmer zum Pater Bollig brachte, der im Grunde wohlmeinend von den vexatorischen Bestimmungen doch nur verstohlen abwich und sich nicht gern auf deutsch ansprechen ließ, wenigstens nicht laut. Man sollte immer nur eine Handschrift bekommen, wenigstens nur eine vor sich haben;[149] in den späteren Stunden gab es manchmal gar keine; wie man unter der Hand erfuhr, machte der Papst dann einen Morgenspaziergang in den Sälen der Bibliothek. Den sehr ungenügenden handschriftlichen Katalog einzusehen erforderte immer die besondere Erlaubnis von Pater Bollig. Irgendwie ging es doch. Der Euripides machte hier nicht so viele Mühe wie der Laurentianus, ich habe also sehr viele Handschriften angesehen und Notizen gemacht, die weiter keinen Nutzen gebracht haben, als daß ich besser lesen lernte. Ich geriet zuerst in der Barberina auf ein Stück einer schönen alten Handschrift, in dem ich ein Ineditum vermutete. Es stellte sich heraus, daß es zu den Kriegsschriftstellern gehörte, die ganz vernachlässigt waren. Da suchte ich weiter im Vatikan; die antiken Illustrationen reizten, aber die Schwierigkeit des sachlichen Verständnisses schreckte ab, und so zog ich den Onesandros (so heißt er) vor, der zwar verständlich ist, aber nur als früher Vertreter eines strengen Attizismus einen bescheidenen Wert hat, was ich damals noch nicht begreifen konnte. So habe ich an diese nutzlose Arbeit in Rom und auch in Neapel viele Zeit verschwendet. Es ist kein Schade, daß Onesandros immer noch nicht in der reinen Überlieferung vorliegt.

Des ungemütlichen Kollationierens ward ich oft satt und entwich in die Skulpturensammlung; der Zugang hatte schon immer durch die galleria lapidaria geführt; manchmal ging es gleich an der Bibliothekstüre vorbei. Die antike Skulptur hatte in Venedig und Florenz neben der italienischen Kunst zurückgestanden, hier konnte sie freilich auch gegenüber den Stanzen und der capella Sistina nicht bestehen, weder an absolutem Werte noch durch den Gewinn für das eigene Innenleben; aber der alte Ruhm von Winckelmanns Zeiten her war durch die echt griechischen Werke noch wenig erschüttert und die eigene Wissenschaft verlangte, mit dem vertraut zu werden, was der Vatikan und daneben das kapitolinische Museum und die Villen boten; für den Lateran war in dem Kataloge von Benndorf und Schöne ein Führer vorhanden, dem zu folgen sich lohnte. Jetzt ist auch in Rom überaus viel hinzugekommen; die Vorstellung von antiker Kunst, die unsereins damals gewann, mag jetzt ärmlich genannt werden. Es hat doch Arbeit genug gekostet und Genuß genug gebracht.

Nicht zu unterschätzen war die Bibliothek des Institutes, einerlei wie unvollständig sie war, gerade darum, weil ihre Verwaltung sich überhaupt nicht fühlbar machte. Eingang konnte, wer im Institut bekannt war, immer finden, sich die Bücher suchen, auch auf sein Zimmer nehmen. Gerade dadurch, daß man vornahm, was durch Titel oder Verfasser reizte, worauf gerade das Auge fiel, daß man ohne besonderen Zweck las, erweiterte den[150] Horizont. Und namentlich die Abende waren für diese Beschäftigung meist frei.

Gegen Ende Februar 1873 erschien Mommsen; damit ging eine Sonne auf, um die alles kreisen mußte, was zum Institut in irgendeiner Weise hielt, die Italiener ganz besonders. Aber ich erlebte nur die Anfänge; eine Reise nach Griechenland war vorbereitet und ich brach nach Neapel auf. Dort machte ich kaum Halt und bestieg ein Schiff der messageries maritimes, das direkt nach dem Piräus fahren sollte, als einziger Deutscher unter Franzosen und wenigen Griechen.

1

Ich scheue mich nicht, salva venia ein Verschen her zu setzen, das ich auf dem betreffenden Orte kopiert habe. Italienische Grazie ist genug darin.

Caro Minghetti ti ringrazio,

che qui si piscia senza dazio,

e si puó fare una cagata

senza pagare carta bollata.

Eine Erfahrung, die Mau machte, ist für verwandte Zustände des päpstlichen Rom bezeichnend. Er wohnte in einem bescheidenen Mietshause der via della consolazione und traf beim Herabsteigen vor der Treppe eine contadina in nicht mißzuverstehender Beschäftigung. Sie fuhr auf und bat um Verzeihung: »credevo che fosse un palazzo«. Die Einfahrten auf die Höfe der großen Paläste waren also den unabweisbaren Bedürfnissen des weiblichen Geschlechtes freigegeben. Für die Männer war reichlich und öffentlich gesorgt.

2

Der Knabe ward in oder bei Baden-Baden geboren; sein Vater war nicht zur Stelle. Die Großmutter ergriff den Neugeborenen und fuhr mit ihm in die russische Kapelle, wo der Pope zur Stelle war und die or thodoxe Taufe vollzog. Die Eltern waren überrumpelt, fanden sich aber leicht darein.

3

Ich lese in einem schwedischen Zeitschriftenaufsatz von V. Lundström, den er mir freundlich geschickt hat, daß schwedische Romfahrer in früheren Jahrzehnten dicht bei Fontana Trevi in sog. »Katakomben« ihren Stammtisch hatten und den Kultus der Fontana Trevi ernsthaft betrieben; einen Soldo warfen wir auch noch hinein. Schon damals waren carciofi alla giudea besonders beliebt. 1898 habe ich sie bei einem vertrunkenen Juden im Ghetto allerdings noch viel vollkommener vorgesetzt erhalten.

Quelle:
Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Erinnerungen 1848–1914. Leipzig 1928, S. 131-134,136-151.
Lizenz:

Buchempfehlung

Schnitzler, Arthur

Die Nächste und andere Erzählungen 1899-1900

Die Nächste und andere Erzählungen 1899-1900

Sechs Erzählungen von Arthur Schnitzler - Die Nächste - Um eine Stunde - Leutnant Gustl - Der blinde Geronimo und sein Bruder - Andreas Thameyers letzter Brief - Wohltaten Still und Rein gegeben

84 Seiten, 5.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantische Geschichten. Elf Erzählungen

Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für diese preiswerte Leseausgabe elf der schönsten romantischen Erzählungen ausgewählt.

442 Seiten, 16.80 Euro

Ansehen bei Amazon