Hausbälle und öffentliche Bälle.

[393] Ein Hausball ist eigentlich nichts als eine erweiterte Abendgesellschaft, in welcher dem Tanz und somit der Jugend das größere Recht eingeräumt wird. Es klingt so großartig »einen Hausball geben« und doch ist das unter Umständen die billigste und bequemste Art der Geselligkeit. Manche Leute räumen ihr – nicht einmal großes Speisezimmer – aus, sorgen für etwas kalte Küche und Getränke und der Hausball ist vorbereitet. Einen solchen, welcher viel eher den Namen Familien-»Tanzkränzchen« verdient, haben wir allerdings hier nicht im Auge.

Der Anzug für Hausbälle ist genau derselbe wie für große öffentliche Bälle und da auch fast in allem Übrigen dieselben Regeln gelten, können beide zusammen besprochen werden. Junge Mädchen tragen helle schleppenlose Kleider, in Seide oder leichten duftigen Stoffen, ausgeschnitten oder wenigstens halbhoch;[394] ganz hohe, fast bis zum Hals schließende Anzüge sollten vermieden werden, da sie nicht nur peinigend warm beim Tanzen sind, sondern auch wenig festlich erscheinen. Verheiratete und ältere Damen legen Schleppkleider in Sammet, Seide oder Spitzen an, das Schwarz sollte im Ballsaal verpönt sein. Daß in höheren Gesellschaftskreisen Damen oft bis ins hohe Alter in ausgeschnittenen Kleidern erscheinen, ist bekannt. Reichster Schmuck ist hier gleichfalls gestattet, wie ja überhaupt bei festlichem Anzug. Ob viel, wenig oder auch gar keine Blumen bei Ballanzügen Verwendung finden, bestimmt die jeweilige Mode, für junge Mädchen ist es jedenfalls der schönste Schmuck Ein Handstrauß aus frischen Blumen ist stets gestattet und erscheint vielen ebenso unvermeidlich als der Fächer. Damen, die das Matronenalter erreicht oder überschritten, tragen als Kopfputz Federschmuck oder solchen aus Spitzen und Band, auch Brillantnadeln oder wertvolle Schmuckkämme. Die Ballumhänge, welche sonst für alt und jung unvermeidlich waren, kommen jetzt fast ganz in Wegfall und werden nur in großer Kälte bei Eintritt in den Saal getragen. Herren tragen bei Bällen Frack, Klapphut, weiße Binde und gleiche Handschuhe, Militärpersonen Waffenrock und Tanzsporen. Auffallende Uhrkette sollte man stets vermeiden. Bei Hausbällen wird der Gastgeber das Vorstellen, ganz wie bei anderen Gelegenheiten, übernehmen; ist die Gesellschaft sehr groß und es ihm nicht möglich, alle an ihn[395] herantretenden Pflichten zu erfüllen, werden Herren sich an irgend einen Bekannten wenden, der dies Amt bei der Dame übernimmt. Es ist durchaus nicht geboten, daß bei einer Tanzgesellschaft im Privathause auch die Mütter der jungen Damen geladen und ständig im Ballsaal anwesend sein müssen, da die Frau des Hauses für alle anwesenden jungen Mädchen die unerläßliche Anstandsdame abgiebt. Natürlich soll damit nicht gesagt sein, daß ein Hausball nur der Jugend gilt, im Gegenteil werden Gastgeber gerade bei solcher Gelegenheit bestrebt sein, sich aller gesellschaftlichen Verpflichtungen zu entledigen und nicht nur die befreundeten Familien, sondern auch entferntere Bekannte einladen, da sich bei einem Ball am besten die verschiedensten Elemente unter einen Hut bringen lassen. Jeder aber, der in der Welt oder überhaupt gesellig lebt, wird es nicht vermeiden können, mit sehr verschiedenen Leuten in Berührung und oft wider Wunsch auch in Verkehr zu kommen.

Die Bewirtung bei Hausbällen ist nach Belieben einzurichten. Gewöhnlich werden anfangs nur leichte Erfrischungen gereicht und dann später gegen Mitternacht entweder an fliegenden Tafeln von kaltem Büffett gespeist oder auch ein Festmahl größeren Stils mit warmen Speisen angeboten. Letzteres ist seltener und kommt ganz auf die Verhältnisse an. An Getränken darf man bei Tanzgesellschaften noch weniger als je sparen, wenn auch niemand verlangen wird, daß ihm zur Stillung des erhöhten Durstes schwerer Wein[396] oder Sekt vorgesetzt wird. Der Kaffee nach Beendung des Festes ist hier unvermeidlich.

Bei anderen Bällen – von wirklich öffentlichen, das heißt solchen, die jedermann gegen Eintrittsgeld zugänglich sind, ist hier nichts zu sagen, da Angehörige oder doch wenigstens Damen der guten Gesellschaft solche nicht besuchen können, – ist der Verlauf im großen Ganzen derselbe, wie eben ausgeführt wurde. Da nur solche in geschlossenen Gesellschaften in Betracht kommen, gelten hier dieselben strengen Regeln. Am Eingang des Saales erwarten statt der Gastgeber Festordner, die sozusagen deren Stelle vertreten, die Gäste und führen die Damen, ihnen mit höflicher Verneigung den Arm bietend, zu den Plätzen. Daß die Mütter oder älteren Begleiterinnen der jungen Damen den Vortritt haben, versteht sich von selbst. Diese Begleitung aber ist für junge Mädchen unerläßlich und darin unterscheidet sich der öffentliche Ball von dem im Privathause. Nicht einmal Begleitung des Vaters oder Bruders allein genügt und wird in solchem Fall Sorge getragen werden müssen, daß die junge Dame Anschluß an eine befreundete Familie findet.

Die Festordner werden auch das Vorstellen der Herren zu übernehmen haben. Sind sie verhindert oder nicht gleich bei der Hand, findet sich wohl ein der Dame bekannter oder nahestehender Herr, welcher dies übernimmt und nur im Notfall ist zur Selbstvorstellung zu schreiten. Eine Vorstellung im Tanzsaal[397] bedeutet soviel als die Bitte um einen Tanz, welche denn auch gewöhnlich unmittelbar nach derselben ausgesprochen wird. Wenn sich die Herren auch der Mutter oder sonstigen Begleiterin der jungen Dame vorstellen lassen, ist es um so schicklicher, wenn auch nicht streng geboten. Bei wiederholter Aufforderung zum Tanzen sollte es keinenfalls unterbleiben. Daß diese Aufforderung unter tiefer Verneigung und im höflichsten Wortlaut etwa: »Darf ich um die Ehre eines Tanzes bitten?« oder: »Wollen gnädiges Fräulein mir die Ehre erzeigen, mit mir zu tanzen?« auszudrücken, ist so allgemein bekannt, daß es fast komisch erscheint, auch das hier anzuführen und dennoch muß es, wie in so vielen anderen Fällen, der Vollständigkeit wegen geschehen. Es könnte ja – um nur ein Beispiel anzuführen – ein Fremder, mit deutscher Sitte unbekannt, dies Buch zur Hand nehmen, um sich über große und kleine Formalitäten zu unterrichten und würde in solchem Fall Unvollständigkeit als Mangel empfunden werden. Dieser Hinweis ein für alle Mal für diejenigen, welche vielleicht bei der einen oder anderen unserer Ausführungen die Achseln zuckten und meinten: Aber das weiß doch ein jeder!

Aber zurück zur Aufforderung zum Tanze. Damen beantworten solche nur durch eine Verbeugung, welche zugleich Bejahung ausdrückt. Junge Mädchen werden diese nicht allzu leicht ausfallen lassen, bei verheirateten oder hochgestellten Damen genügt eine Kopfneigung. Ist der Tanz, um welchen der Herr bittet, bereits[398] versagt, ist dies mit bedauernden Worten, nie kurz und unhöflich, mitzuteilen und ein anderer anzubieten, falls solcher auf der Tanzkarte noch frei. Bei großen Bällen verpflichtet man sich gleich zu Beginn fest für alle Tänze, was auf der Tanzkarte vermerkt wird; etwaige Änderungen dürfen nur nach gegenseitiger Vereinbarung in Kraft treten. Auch innerhalb dieser Tänze kann von einem anderen Herrn eine sogenannte Extratour – auch die Tanzkunst wartet noch auf den Reformer, der ihre überwiegend französischen Bezeichnungen verdeutscht – getanzt werden, doch hat hierzu der erste Tänzer seine Zustimmung zu erteilen, welche auf höfliche Bitte selten verweigert werden dürfte. Bei verlobten Paaren hat gleichfalls der Herr, welcher mit der Braut zu tanzen wünscht, vorher die Genehmigung des Verlobten einzuholen und nach beendetem Tanz diesem durch eine Verbeugung zu danken.

Damen hingegen dürfen beim Tanzen keinen Unterschied machen und keinen der Tänzer bevorzugen oder zurücksetzen, wenigstens dies in keiner Weise äußerlich kennzeichnen. Allen gegenüber muß dasselbe gleichmäßig höfliche Wesen festgehalten werden. Ablehnung eines Tanzes, um diesen später einem andern Herrn zu geben, gilt als schwere Beleidigung; wünscht eine Dame mit dem einen oder andern Herrn unter keinen Umständen zu tanzen und hat sie ihm einen Korb erteilt, wird ihr nichts übrig bleiben, als sich während des ganzen Abends oder, falls vorher fest engagirt[399] war, für diesen einen Tanz der Beteiligung zu enthalten.

Wenn jedoch nicht feste Verpflichtungen eingegangen sind und zu jedem Tanz sowie innerhalb desselben frei aufgefordert wird, haben die Tänzer gegenseitig mehr Freiheit – natürlich stets nur innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen. So ist es auch hier üblich, daß eine Dame, welche – vielleicht im Augenblick zu erschöpft, um sogleich weitertanzen zu können – den Tänzer bittet, ein wenig zu verziehen, mit keinem andern Herrn tanzen darf, bevor sie dem ersten ihre Zusage erfüllt. Dies gilt selbst dann, wenn derselbe die Ruhepause benutzt, um mit einer andern Dame zu tanzen.

Und nun zum Tanzen selber. Regeln oder auch Beschreibung desselben geben zu wollen, ist völlig überflüssig, da nur methodisches Erlernen und praktische Übung darin Fertigkeit zu geben vermag – für die Tourentänze gilt dies gewiß. Rundtänze werden allerdings oft von solchen, die es nie beim Tanzmeister erlernten, besser und flotter getanzt als von anderen, die mehrere Tanzkurse gewissenhaft durchnahmen. Manchen – besonders häufig den Frauen – ist eben rhythmische Bewegung angeboren, andere lernen sie nie. Jedenfalls thut auch hier praktische Übung sehr viel, ganz wie beim Schlittschuhlaufen. Ob nun aber befähigt für Tanzkunst oder nicht, müssen doch alle Kinder – die beste Zeit ist wohl das Backfischalter – Tanzunterricht erhalten. Es gehört eben mit zur[400] Erziehung und giebt Haltung, äußere Manieren und Gewandtheit der Bewegung.

Auch die Tänze haben ihre Modeepochen, die miteinander abwechseln. Selbst von Stadt zu Stadt ergeben sich da Unterschiede und heißt es auch hier, sich der Lokalsitte fügen. Die üblichsten, überall bekannten und beliebten sind: Walzer, Polka, Galopp, Rheinländer, Polka-Mazurka; von den Tourentänzen: Polonaise – an der auch alte und älteste Herrschaften teilzunehmen pflegen – Kontertanz, Lancier, Quadrille à la cour, Kotillon, ferner das in neuester Zeit wieder aufgetauchte und mit Vorliebe getanzte, vornehm graziöse Menuett. Man unterscheidet von letzterem Menuett à la cour und à la reine. Wenn bei Rundtänzen Leichtigkeit und Rhythmus der Bewegung entscheidend für gutes oder schlechtes Tanzen ist, so gilt es bei Tourentänzen mehr, Grazie und Würde zu entwickeln, weshalb sich auch an letzteren mit Vorliebe Herrschaften in reiferen Jahren beteiligen. Es ist überhaupt eine in der Gegenwart oft gehörte Klage, daß unsere junge Welt – die männliche natürlich – keine Freude mehr am Tanzen habe und sich demselben entziehe, wo es nur immer angänglich. Einen guten Eindruck wird solch junges Greisentum ja nun niemals machen, denn Tanzen, die rhythmische Bewegung nach rhythmischen Tönen, ist eine äußere Bethätigung von Kraft, Gesundheit und Daseinsfreude. »Die Jugend will sich äußern, will sich freuen!« sagt[401] Schiller so treffend als schön vom Tanzen. Wo das Bedürfnis dazu nicht vorhanden, fehlt eben auch die innere Jugend und das ist trauriger, als äußerlich alt werden.

Auf Hausbällen und zu allen privaten Tanzgesellschaften werden ja nun diese jungen alten Herren nicht anders können, als ihre Bequemlichkeitsliebe und Blasirtheit überwinden und mittanzen. Und zwar gilt es nicht nur, die jungen und schönen Damen, die vorzüglichen Tänzerinnen auswählen – welcher Wunsch ja begreiflich wäre – sondern alle Damen ohne Unterschied auffordern, denn alle haben gleichen Anspruch auf Berücksichtigung. Daß die ersteren immerhin bevorzugt werden, ist nicht zu vermeiden und kann die anderen auch nicht beleidigen, da es menschlich natürlich erscheint. Nur ganz vernachlässigt darf auch die schlechteste oder häßlichste Tänzerin nicht werden.

Dasselbe sollte in gleicher Weise für öffentliche Bälle gelten und ist auch je mehr der Fall, je gebildeter und hochstehender die Elemente sind, aus denen sich die Gesellschaft zusammensetzt. Auf Offiziersbällen im Regimentskasino z.B. bleibt sicher keine Dame ohne Tänzer, und wenn selbst der korpulenteste Herr Oberst in die Reihen der Tanzenden treten müßte! Und auch alle tanzunlustigen, jungen Herrn des Civilstandes könnten sich da ein Beispiel an ihren Altersgenossen vom Militär nehmen denn ein deutscher Offizier – und der Unteroffizier wahrlich[402] nicht minder! – tanzt morgens um Fünf noch mit derselben Luft und Flottheit, mit welcher er abends vorher begann, um dann vielleicht um Sechs in ungeschwächter Kraft einen vielstündigen Übungsmarsch anzutreten. Das ist doch noch frische, fröhliche, kraftvolle Jugend!

Aber auch darin darf nicht zu viel des Guten geschehen. Es macht z.B. einen sehr unschönen Eindruck, wenn Rundtänze, namentlich der wirbelnde Galopp, allzu wild und rasend getanzt werden und auch hier heißt's, edles Maß halten. Überhaupt behalten für den Ballsaal alle ausführlich gegebenen Regeln des guten Tons, die des Verkehrs zwischen Herren und Damen aber ganz besonders, volle Gültigkeit. Gerade die letzteren sollten sich hier stets einer gewissen Zurückhaltung befleißigen, da das Tanzen an sich schon eine Vertraulichkeit der Annäherung einschließt, welche sie sonst keinem Herrn gestatten würden. Diese hingegen dürfen solche, von der Sitte nun einmal erlaubte Freiheit in keiner Weise mißbrauchen; sie haben die Dame nur lose zu umfassen, nie aber den Arm fest um die Taille zu legen. Bei Hofe und fürstlichen Damen gegenüber ist dies Umfassen überhaupt nur anzudeuten und die Damen garnicht zu berühren. Nach Beendigung des Tanzes hat der Herr die Dame an der Hand oder auch am Arm zum Platz zurückzuführen und sich dort mit tiefer Verbeugung, auch wohl einem dankenden Wort zu verabschieden. Damen werden Herren nur dann danken, wenn sie[403] etwa eine Rundtour abzukürzen wünschen, also der Dank zugleich eine Bitte zum Aufhören einschließt.

Wenig schicklich ist es für junge Mädchen, in den Tanzpausen miteinander oder in Begleitung von Herren im Saal auf und ab zu spazieren, wie eben alles und jedes streng zu vermeiden ist, was etwa die allgemeine Aufmerksamkeit auf sie lenken könnte.

Geschieht es einer Dame – wie es jetzt bei der meist vorhandenen Überzahl des weiblichen Geschlechts häufig der Fall – daß sie wenig zum Tanzen kommt, wird sie gut thun, dies nicht durch ein beleidigtes oder mürrisches Gesicht, noch weniger aber in Wort und Benehmen zu kennzeichnen. Nicht alle können Königinnen des Festes sein, und im schwankenden Auf und Nieder der Männergunst trifft heute diese, morgen jene das gleiche Schicksal. Macht eine Dame aber immer wieder, vielleicht gar Jahre hindurch, dieselbe Erfahrung, wird sie klug genug sein, ein Ende zu machen und sich solcher Vernachlässigung nicht wieder auszusetzen.

Zum Schluß mag noch eine oft erörterte Frage gestreift werden: »Darf eine Mutter, welche die erwachsene Tochter zum Ball begleitet, noch tanzen?« Dieselbe wird nun genau so individuell zu entscheiden sein, wie jene anderen heiklen Fragen, wie lange eine Frau jung bleibt und sich jugendlich kleiden darf. Hat eine Frau sich jung verheiratet, sich äußerlich verhältnismäßig jung erhalten und die Luft am Tanzen nicht verloren, weshalb sollte sie nicht tanzen dürfen,[404] so lange sich Tänzer für sie finden? Wenn letzteres der Fall, scheint dies die einzig rechte und bejahende Antwort auf die Frage, ob die Mutter neben der erwachsenen Tochter tanzen darf! –

Für Maskenbälle gelten selbstredend alle angeführten Regeln mit, obgleich auf diesen im allgemeinen ja mehr Freiheit gestattet. So redet man sich z.B. gegenseitig mit Du an, Damen können ohne weiteres jeden Herrn ansprechen oder unterfassen, allerlei Scherze und Neckereien sind erlaubt, soweit sich diese in den Grenzen der Wohlanständigkeit halten. Sobald indes die verhüllende Gesichtsmaske gefallen, wird, oft gegen eigne Absicht, Ton und zwangloses Verkehren wieder gemessener. Ein echtes, rechtes Maskenfest, wie es der Südländer in übersprudelnder Lebenslust und tändelnder Leichtlebigkeit zu veranstalten und zu genießen versteht, wird bei uns in kühlem Norden und unsern ernst, fast schwerfällig veranlagten Nordlandsnaturen ja doch nie gedeihen können. Unter diesen Verhältnissen hat auch ein Maskenball nur Sinn in einer Gesellschaft, in welcher die Gäste einander kennen und das Erraten der vermummten Persönlichkeiten Reiz hat. Neben verhüllten Fremden kalt und stumm einherzugehen, wird niemanden begehrenswert erscheinen und darum möchten wir lieber den Kostümfesten das Wort reden, die ein bestimmtes Zeitbild darstellen und bei denen die Teilnehmer ohne Gesichtsmaske erscheinen. Auch vornehmer sind letztere, da sich nicht ungeeignete Elemente unter[405] Maskenschutz einschleichen können. Ob nun aber Masken- oder Kostümfest – Hauptsache bleibt, den Anzug kleidsam und zur Persönlichkeit passend wählen! Wenn schon bei der Kleidung überhaupt, gilt diese Klugheitsregel hier mehr als irgend sonst. So darf z.B. eine sehr kleine und sehr starke Dame weder ein ganz kurzes Kleid, noch ein weitfaltiges, langschleppendes wählen – große, schlanke Gestalten sind in solchem Fall jedenfalls viel besser daran. Wir können hier natürlich kein Buch über Kostümkunde und deren Anwendung auf die einzelne Persönlichkeit schreiben und müssen uns mit der flüchtigen Andeutung begnügen. Geschmack und ästhetisch entwickelter Schönheitssinn wird auch hier das Rechte treffen und wo solcher nicht vorhanden, sollte man bei Künstlern, vorwiegend bei Malern, sich Rats erholen.[406]


Quelle:
York, B. von: Lebenskunst. Leipzig [1893], S. 393-407.
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