Burg Dankwarderode

[183] Bald nach meiner Rückkehr von der Frühjahrsfahrt nach Italien 1880 sah ich unseren hohen Protektor wiederholt im Museum wie im Neuen Palais. Damals wurden in meiner Heimatstadt Braunschweig gerade lebhaft die Pläne erörtert, wie man die alte Welfenburg Dankwarderode von den Umbauten, durch die sie im Laufe der Zeit entstellt war (zuletzt diente sie als Kaserne), befreien könne. Der Kronprinz nahm regen Anteil daran und ließ sich längere Zeit hindurch von mir Bericht über den Stand der Angelegenheit erstatten und Skizzen vorlegen. Sein Wunsch war, daß man nur die ursprünglichen Teile freilegen und diese als Ruinen in einem kleinen Stadtpark erhalten solle, hatte man doch kurz vorher bei der Restauration der Kaiserpfalz in Goslar gar zu traurige Erfahrungen gemacht. Leider drang diese auch von Stadtbaumeister Winter in Braunschweig vertretene Ansicht nicht durch. Die heutige Burg Dankwarderode ist eine ähnlich willkürliche moderne Spielerei wie in höherem Grade die restaurierte Kaiserpfalz in Goslar.[183]

Am 2. August 1880 sollte die fünfzigste Wiederkehr des Jahrestages der Eröffnung des Alten Museums feierlich begangen werden. Als Festschrift wurde eine von allen Abteilungsdirektoren und dem General direktor gemeinsam abgefaßte Geschichte der Kgl. Museen ausgegeben, und der Kronprinz-Protektor sorgte dafür, daß durch einen großen Festakt in Gegenwart des Hofes und am Abend durch einen Umgang in der Antikenabteilung bei Fackelbeleuchtung dem Tage die nötige Bedeutung gegeben wurde.

Quelle:
Bode, Wilhelm von: Mein Leben. 2 Bde, 1. Band. Berlin 1930, S. 183-184.
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