Franz Marc 23.02.1912

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[vor dem 23.2.1912]

Sindelsdorf, b. Penzberg


Lieber August,


beifolgend drei Kataloge. Bruckmann hat sie ziemlich dumm gesetzt, aber sie sehen doch, glaub ich, in der Zusammenstellung der Abbildungen sehr anregend aus. Die Franzosen sind leider ein paar Tage zu spät eingetroffen, um mitreproduziert zu werden. Goltz wird von den Münchnern wegen dieser Ausstellung wütend angegriffen; es ist eine solche ordinär aufgeregte Stimmung dagegen, dass er sich gar nicht zu helfen weiss. Das hat er nicht geahnt, ich allerdings in dem Maße auch nicht.

Aber ich muss wohl oder übel dran glauben, ihm bei der weiteren Placierung der Ausstellung behilflich zu sein. Ich schrieb Kandinsky, er soll sich um die Schweiz kümmern. Ich schreibe nach Frankfurt, Mannheim, an den Rhein und eventuell Hamburg durch Heckel.

Willst Du mir in Köln oder sonst am Rhein behilflich sein? Vor allem zunächst wieder der Gereonsklub; diesmal kann wenigstens auch verkauft werden. Offiziell geht die Ausstellung durch Goltz' Hände. Er bat mich nur, ihm anfangs behilflich zu sein. Ich schicke den Katalog Hagelstange, da ich ihm sowieso zu schreiben habe, ebenso Osthaus und Reiche (an letzteren, ohne ihn um eine Ausstellung direkt anzugehen). Verhandle doch baldmöglichst mit Frl. Worringer wegen einer Ausstellung, ja? Wenn sie sich bereit erklärt, kann sie sich direkt an Goltz wenden. Das Motto der Ausstellung ist eigentlich: Wer vieles bringt, wird jedem etwas bringen. Dass man sich in München derart aufregt, ist schon toll. Vielleicht verlieren wir auch jede Fühlung mit dem Publikum; ich frage es mich oft. Aber öfter frage ich mich, ob denn die Menschen alle miteinander blind sind, dass sie da nicht einmal den ehrlichen Versuch, Kunst zu machen, sehen! Was wäre mit dem Material alles zu machen, wenn man ein gutgewilltes und aufmerksames Publikum hätte. Bitte schreib mir, was Du über[105] die Ausstellungsmöglichkeiten in Köln, Bonn und sonst am Rhein denkst. Ab Mitte März. Herzliche Grüsse von meiner Maria an Euch zwei und von Eurem


Frz. M.

Quelle:
Franz Marc, August Macke: Briefwechsel. Köln: DuMont, 1964., S. 104-106.
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