36 [34] Brief an Maria Franck

8.12.1910


... Hier heraußen passiert gar nichts; ich male eifrig und komme wirklich voran. Allmählich schält sich was heraus. Ich bin furchtbar neugierig, was die Vereinigung dazu sagen wird, vor allem Jawlensky und dann Du. Du kennst ja die Anfänge von dem langen Schneebild her (?) und die mannigfachen Ansätze in diesem Herbst. Dein Aktbild auf Zinnober hat die erste wirkliche Probe auf meine Ideen abgeben müssen. Ich hab durchaus das Gefühl, daß es standhält. Jetzt arbeite ich an dem großen Kuhbild und dem liegenden Akt in den Blumen und vor allem dem großen Pferdebild. Alles stand bisher bei mir auf einer organischen Basis, nur die Farbe nicht. Frl. von Werefkin sagte Helmuth letzthin anhand von Nauens großem Bild: Die Deutschen begehen fast alle den Fehler, das Licht für Farbe zu nehmen, während die Farbe etwas ganz anderes ist und mit Licht, d.h. Beleuchtung, überhaupt nichts zu tun hat. Der Satz geht mir im Kopfe herum, er ist sehr tiefsinnig und trifft, glaube ich, in der ganzen Frage den Nagel auf den Kopf ...

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Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 34.
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