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[158] 24.IX [1915]


Liebste. Dank für die Insterburger Karten und den lieben Brief vom 20. Was Ihr von Rußlands gefährlichem Zustand denkt, wird wohl richtig ist [= sein]; was Rußland heute leidet, ist entsetzlich. An die geheimen Friedensverhandlungen glaub ich nicht; aber ich glaub, ich schrieb Dir schon einmal: ich laß mich gern – überraschen. Von der Stimmung im Lande bin ich gut unterrichtet; es ist eben – ›Belagerungszustand‹, – Belagerung der Seele, des Gemütes, des Leibes, – alles. Verlier nur die Freude am Garten etc. nicht, – das hat doch auch keinen Sinn. Gegen Mäuseplage im Garten streut man am besten Giftweizen. Ein Hund rührt ihn nicht an; in die Löcher streuen, damit die Vögelchen nicht dran kommen. Wenn Ihr Welf weggebt, schafft sofort Kätzchen an. Ich bin entschieden dafür, Welf wegzugeben. Mit Kuß Dein Fz.

Quelle:
Franz Marc: Briefe, Schriften, Aufzeichnungen. Leipzig: Gustav Kiepenheuer, 1989, S. 158-159.
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