Alcedo

[30] Alcedo.

Alcedo, sive Alcyon, frantzösisch Martinet, Pescheur oder Oiseau de saint Martin, auch Drapier, teutsch Eisvogel, ist ein kleiner Seevogel, fast so groß wie eine Wachtel, von unterschiedner Farbe, blau, purpurfarbig, roth oder gelb. Sein Schnabel ist lang, dünn und gelblicht. Sein Nest bauet er auf die Klippen und an den Strand. Er ernähret sich mit kleinen Fischen; und leget seine Eyer im Winter, wann es hell und heiter Wetter ist. Man sagt, er sey ein Vorbote des stillen und schönen Wetters. Er führet viel flüchtiges Saltz bey sich.

Dieser Vogel wird aufgetreuget, und den Kindern wider die schwere Noth angehänget: doch würde er eine bessere Wirckung geben, wann man ihn zu Pulver machen, und alle Tage eines Scrupels schwer davon mit Päonienwasser einnehmen liesse.

Die weissen trocknen Vogelnester, frantzösisch, Nids d'oiseau des Indes, welche die Siamer und viel andere Reisende zu uns nach Franckreich bringen, kommen von einer Gattung indianischer Eisvögel, vornehmlich von denenjenigen, die sich auf der Seite des Königreichs Cambava befinden. Diese Nester sehen aus wie runde Schächtelgen oder Schälgen, und die Materie dazu ist der weisse Schaum oder Schleim, der zu der Zeit diesen Vögeln aus den Schnäbeln gehet, wann sie sich gatten wollen, und welcher durch die Wärme wieder hart gemachet wird. Diese Nester schmecken schier gar nicht, ohne nur ein wenig schleimicht. Die Chineser sind trefflich darauf[30] auf verleckert, lassen sie mit Ingber kochen und essen sie also.

Sie sind gut für solche Leute, die sich von einer Kranckheit wiederum erhohlen, wie ingleichen zu Stärckung des Magens.

Alcedo kommt vom griechischen her, ἀπὸ τοῦ ὲν ὰλὶ κύειν, quod in mari pariatilla avis species, weil diese Art Vögel im Meere brüten soll.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 30-31.
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