Amygdala

[51] Amygdala.

Amygdala, frantzösisch Amande, teutsch, eine Mandel, ist die Frucht von einem Baume, der auf lateinisch Amygdalus, frantzösisch Amandier, und teutsch, ein Mandelbaum genennet, und in den Gärten gehalten wird. Seine Blätter sind lang, schmal und spitzig, und schmecken bitter und unangenehm. Dem Pfirsichlaube sehen sie dermassen ähnlich, daß man sie nährlich von demselben unterscheiden soll, wann beyde von den Bäumen abgebrochen, es sey dann, weil sie zäher sind, und sich mehr beugen lassen. Die Blüte sieht der Pfirschenblüte ebenfalls gar gleich, doch ist sie viel weisser, und purgiret nicht. Auf dieselbe folget eine harte, holtzigte und lange Frucht, die ist mit einer rauchen, grünlichten und fleischichten Haut überzogen. Sie beschliesset einen langen platten Kern, den iederman wohl kennet.

Es giebet zweyerley Arten Mandeln: süsse und bittere: beyde sind gleich groß. Sie kommen aus der Barbarey, aus Languedoc, Provence und aus Touraine. Die besten aber und die am meisten geachtet werden, sind die in der Grafschaft Venaisin, bey Avignon, gewachsen. Sie müssen lang und hoch von Farbe seyn.

Die süsse Mandel führet viel Oel, wenig Saltz und Feuchtigkeit.

[51] Die bittere führet viel Oel, auch mehr Saltz als die süsse, und wenig Feuchtigkeit: dahero hält sich auch das bittere Mandelöl viel länger, und wird nicht so balde rantzicht, als wie das süsse.

Die süsse Mandel lindert, erweichet, eröffnet, ist gut für die Brust, und stärcket die verlohrnen Kräfte. Sie wird zur Mandelmilch und andern Sachen von den Apotheckern gebrauchet.

Die bittere Mandel führet ab und eröffnet: dem Vorgeben nach, soll sie die Trunckenheit verhüten, wann man sie gleich vor dem Schmause zu sich nimmt. Sie stillet das Kopfweh, wann sie zerstossen und als ein Umschlag auf die Stirn geleget wird.

Amygdalæ sollen παρὰ τὰς ἀμώ χας ἔχειν benennet worden seyn, das heist, weil sie eine grüne Schale haben, und unter derselbigen gleichsam zerhackte Kerne zeigen, auch von einander springen, welches τὰς ἀμύχας genennet wird.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 51-52.
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