Aquila

[78] Aquila.

Aquila, frantzösisch, Aigle, teutsch, der Adler, wird für den grösten und stärcksten unter den Raubvögeln gehalten: er wird auch der König unter den Vogeln genannt. Er ist von unterschiedner Grösse, und werden iezuweilen gar ungeheuer grosse gesehen. Sein Kopf ist, gegen den Leib zu rechnen, nicht eben gar zu starck: der Schnabel lang, dick, unter sich gekrüt, als wie ein Haken, hart, starck und schwärtzlicht. Die Augen sind klein, und liegen tieff. Sein Gehirn ist dermassen hitzig, daß es als wie vertrocknet scheinet. Die Flügel sind gerade und sehr breit. Die Federn sind von mancherley Farben. Die Beine sind gelb, und mit Schupen bedeckt. Der rechte Fuß ist stärcker als der lincke, beyde mit langen, krummen, spitzigen und starcken Waffen oder Klauen versehen. Er nähret sich von Tauben, Gänsen, Schwänen, Hünern, Hasen, Hirschkälbern, Schildkröten, Krebsen und Schlangen. Dieser Vogel findet sich in Teutschland, Dänemarck, Polen, auch in Provence: führet in allen seinen Theilen viel Oel und flüchtig Saltz: jedoch wird nichts davon zur Artzney gebraucht. Sein Koth ist trefflich scharff, und dürffte äusserlich gebraucht, zur Raude nicht undienlich seyn. Einige wollen, sein Gehirn, eines Quintleins schwer genommen, sey gut wider die schwere Noth: ich aber habe es noch wie versuchen sehen.

Aquila ab achmirc, weil er dermassen schnell zu fliegen pflegt: deswegen heist auch der Nordwind Aquilo.

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Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 78.
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