Arbor tristis

[92] Arbor tristis.

Arbor tristis. Garz. Acost. frantzösisch, Arbre triste, teutsch, der traurige Baum, ist ein indianischer Baum, der in Malabar, zu Goa wächst. Der Gestalt und Grösse nach kommt er dem Pflaumenbaume bey: seine Zweige sind dünn, und haben in gewisser Weite einen kleinen Knoten, daraus zwey Blätter wachsen, die so groß und breit sind, als wie die am Pflaumenbaum, weich, wollicht[92] und grün. Die Blumen sind so groß und so gestalt wie die Orangeblüten, jedoch weit schöner, zärter, dünner und wohlriechender, weiß, der Kelch aber roth; dessen bedienen sich die Einwohner ihre Speisen damit anzufärben, gleichwie wir in Franckreich mit dem Safran thun. Seine Frucht ist so groß als eine Lupine, grün, siehet wie ein Hertz, und beschliesset, auf einer Seite wie auf der andern, einen Samen, der so groß ist, wie ein Johannsbrodkern, und siehet auch als wie ein Hertze aus, ist mit einer grünlichen und etwas bitter schmeckenden Schale überzogen. Dieser Baum wird darum der traurige genennet, dieweil er nur die Nacht durch blühet, beym Aufgang der Sonnen aber fallen die Blüten ab, und die Blätter werden welck. Auf Canarisch wird er Parisataco, Maleyisch Singadi, in Decan Pul, auf Arabisch Guart, auf Persisch und Türckisch Gul genennet.

Die Blüte des traurigen Baumes wird für eine Hertzstärckung gehalten: und die Einwohner mischen sie unter ihre Speisen, damit sie einen lieblichen Geruch und einen guten Geschmack davon bekommen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 92-93.
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