Bos

[180] Bos.

Bos, frantzösisch, Bœuf, teutsch, Kind oder Ochse, ist ein verschnitten und groß gezogen Kalb. Von dem Stier oder Brummer ist er darinne unterschieden, daß er, nachdem ihm ausgeschnitten, viel höher, dicker und fetter wird; sich auch leicht zähmen läst. Er solte wohl länger als zwantzig Jahr lang leben können, dafern er nicht geschlachtet würde. In allen seinen Theilen führet er viel Oel und flüchtig Saltz.

Sein Fett wird auf lateinisch Sevum bovis, frantzösisch, Suif de boeuf, teutsch, Rindsfett, genennet, das dienet zum erweichen, zertheilen, die Schärffe in den Gedärmen zu dämpfen, wider den Stuhlzwang, und das Bluten, wann es in die Clystire gemenget wird.

Das Marck, Medulla bovis, Rindermarck genannt, ist auch gut zum erweichen und zertheilen: es stärcket auch die Nerven.

Die Galle, Fel bovis, Rindsgalle/Ochsengalle, ist gut wider das Sausen in Ohren, und vermag die Flecken im Gesichte weg zu bringen.

Horn und Klauen, Ungula & Cornu bovis, Rindsklauen und Rindshörner sind gut wider das schwere Gebrechen, wann sie eines Quintleins schwer, gepülvert, eingenommen werden. Bey Frauenspersonen, die mit Mutterbeschwerung sind befallen, werden sie angesteckt und ihnen vor die Nase gehalten, das schläget die aufsteigenden Dünstenieder.

Das Ochsenbein zertheilet, ist den Nerven gut und stärckt auch sonsten, wann es zu Pulver gestossen unter Salben und Pflaster gemischet wird: das Bein vom Schenckel wird denen andern allen vorgezogen.

Der Ochsenmist, Stercus bovis, erweichet und zertheilet, wann er äusserlich aufgeleget wird.

Zuweilen wird in der Gallenblase des Ochsen, die Galle steinhart befunden, und dieser Stein hat die Gestalt, Grösse und Farbe eines gekochten Eyerdotters, und lieget Schupen- oder Schalenweise über einander, als wie der Bezoar: daher er auch von einigen Bezoar bovis, Ochsen- oder Rindsbezoar genennet worden: von andern aber Alcheron lapis, und von den Arabern Haraczi. Dieser Stein zermorselt leichte, und zerfället von sich selbst in Staub- und Pulver, wann er lange aufgehebt ist worden; dann es wachsen kleine Würmer und Mülben drinne. Er führet viel flüchtiges Saltz und ein wenig Oel.

Er treibet den Schweiß, eröffnet, widerstehet dem Gifte, stillet den Durchlauff, und das schwere Gebrechen. Die dosis ist von sechs Gran auf einen Scrupel: auch ziehet man ihn in die Nase, wann[180] man will niesen machen; er schärffet ingleichen das Gesichte und stärcket das Gehirn.

Unterweilen wird auch in dem Magen des Ochsen eine Gattung Bälle gefunden, in Grösse eines kleinen Apfels, rund von Gestalt, und etwas platt, der hat insgemeine in der Mitten ein rundes Loch, darein man den kleinen Finger stecken kan: von Farbe ist er grau und röthlicht. Diese Kugel oder Ball wird von denjenigen Haaren formiret, welche der Ochse hinab schlinget, indem er sich lecket, und sich hernach zermorselt und in einander verwirret und zusammen gehenget haben.

Sie dienet zur Blutstillung und hält den Durchfall auf. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf ein halbes Quintlein, zerstossen und eingenommen: man kan sie auch wie einen Schwamm gebrauchen, und die Wunden damit auswischen und austrocknen.

Bos, kommt vom Griechischen βοῦς, das heist ein Ochse.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 180-181.
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