Campanula

[213] Campanula.

Campanula, Ang. major, Fuch.

Campanula vulgatior foliis Urticæ, vel major & asperior, C.B. Pit. Tournef.

Campanula major & asperior, folio Urtica, J.B.

Trachelium majus, Dod.

Uvularia major, Trag.

Cervicaria major, Dod. Tab.

frantzösisch, Campanule, oder Gantelée, oder Gands-Notre-Dame,

teutsch, Glockenblume, die grössere.

Ist ein Gewächs, welches einen Hauffen Stengel treibet, so zu anderthalben, auch zwey Schuhen hoch und rauch sind. Die Blätter stehen eins ums andere an demselben, und sind den Nesselblättern nicht unähnlich, allein viel spitziger und voll Haare. Die Blumen kommen zwischen den Blättern und Stengeln heraus, sind gestalt wie Glocken, oben ausgeschweifft und am Rande fünffmahl zerkerbet, von Farbe blau, veilgenblau oder weiß, und stehen eine jede auf einem Blumenkelche, der ebenfalls fünffmahl zerkerbet ist. Wann die Blume vergangen, so wird aus dem Kelche eine häutichte Frucht, die in einen Hauffen Fächlein zertheilet ist, welche dünne, gläntzende, braunröthlichte Samen in sich enthalten. Die Wurtzel ist weiß, und schmecket schier als wie die Wurtzel am Rapuntzel. Dieses Kraut ist gantz voll milchweissen Saft; es wächset in den Wiesen, an den Thälern, und an schattigen Orten. Es führet viel Oel und Phlegma, nicht eben gar viel Saltz.

Wann man die Glockenblumenwurtzel hat aus der Erde gezogen, und zerschneidet sie in lange Stücklein, oder wie Scheiblein, drey bis vier Linien dicke, leget dieselben, ein jedwedes besonders, wieder in die Erde, so wird aus jedem Stück eine neue Pflantze werden, welches der Herr Marchand probiret und richtig befunden hat, gleichwie die königliche Academie der Wissenschafften Nachricht davon ertheilet.

Es hält an, reiniget, und führet ab, ist gut zu den Wunden, wie auch zu Entzündung des Mundes und des Halses.

Campanula heist soviel als eine kleine Glocke: welcher Name ihm dessentwegen ist gegeben worden, weil seine Blumen als wie kleine Glocken sehen.

Trachelium kommt von τραχύτης, asperitas, Rauhigkeit, weil seine Blätter rauh sind, wann man sie anfühlet: oder weil es gut ist zur Entzündung der Luftröhre.

Uvularia kommt von Uvula, das Zäpflein, weil es zu den Gebrechen dieses Theiles dienlich ist.

Cervicaria kommt von Cervice, das Genick, der Hals, weil dieses Kraut für die Gebrechen der Kehle, die in dem Halse lieget, dienet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 213.
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