Caprifolium

[230] Caprifolium.

Caprifolium,

Matrysylva,

Periclymenum,

Volucrum majus,

Lilium inter spinas.

frantzösisch, Chevre-feuille.

teutsch, Je länger, je lieber, Geißblatt, Alfrancken, Speckgilgen, Waldlilgen, Waldwinde, Zäunling.

Ist ein Staudengewächs, welches einen Hauffen Rancken oder lange Schossen treibet, bald wie Weinreben, die breiten sich auf allen Seiten aus und hencken und winden sich an und um die nahe stehenden Bäume. Es giebet dessen zwey Hauptgattungen. Die erste heist

Caprifolium Germanicum, Dod. P. Tournef.

Periclymenum perfoliatum, J.B.

Periclymenum non perfoliatum Germanicum, C.B.

Dessen Blätter hangen an den Knoten der Aeste, und stehen zwey einander gegen über, in gemessener[230] Weite; sie sind länglicht und spitzig, nicht gar zu breit, weich und oben grün, unten ein wenig weißlich. Der Blumen stehen insgemeine sechs auf einem Stiele und eine jede auf ihrem Kelche, oben auf den Spitzen der Zweige, als wie Strahlen: sehen schön und angenehm, weiß, und haben einen lieblichen Geruch. Eine jedwede bestehet aus einem Blatt oder Stück, das oben ausgebreitet ist, und darauf folgen weiche Beeren, als wie Weinbeer; die werden roth, wann sie zeitigen, und enthalten breitlichte, fast ovalrunde, harte Samenkörner. Die Beere schmeckt widerlich. Die Wurtzel ist lang, holtzig, und kriechet in der Erde herum.

Die andere Gattung wird genennet

Caprifolium Italicum, Dod. Pit. Tournef.

Periclymenum perfoliatum, C.B.J.B.

Percilymenum vulgare alterum, Clus. Hist.

Vincibosium, Cæs.

Diese ist von jener darinne unterschieden, daß ihre Blätter viel runder sind, stehen aber auch einander gegen über, und wachsen oftmahls dergestalt zusammen, daß es scheinet, als ob sie nur ein Blatt wären. Sie werden von dem Stengel oder Zweige durchbohret, sehen blaßgrün, sind kraus, und schmecken bitterlich. Die Blumen sehen der ersten Sorte ihren gleich, sind aber von purpurfarbener Farbe.

Beyde Sorten wachsen in den Gärten bey andern Sträuchen. Sie führen viel Saltz, Oel und phlegma.

Sie eröffnen und reinigen, sind zu den Wunden gut, trocknen, dienen zum Husten und Gebrechen der Miltz, innerlich gebrauchet. Sie werden desgleichen äusserlich gebraucht, zu allen Schäden und die Flecken im Gesicht weg zu bringen.

Es ist dieses Gewächse auf frantzösisch Chevrefeuille und auf lateinisch Caprifolium deswegen genennet worden, als ob man sprechen wolte, Laub für die Ziegen, weil dieses Vieh das Laub und die jungen Sprossen gerne frißt.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 230-231.
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