Cornus

[348] Cornus.

Cornus, frantzösich, Cornouiller, und Cornier.

teutsch, Corneelkirschenbaum, Welscher Kirschenbaum, Horltzgenbaum.

Ist ein Baum, dessen es zwey Hauptgattungen giebet, ein Männlein und ein Weiblein. Das Männlein wird wiederum in zwey besondere Arten eingetheilet, in die zahme und in die wilde.

Das Männlein vom zahmen Corneelkirschenbaum heist

Cornus, Brunf. Trag. Matth.

Cornus mas, Dod. Gal.

Cornus sativa, seu domestica, J.B.

Cornus vulgaris mas, Clus. Hist.

Cornus hortensis mas, C.B.

Dieser ist ein ziemlich grosser Baum, der sich nicht wenig breitet. Sein Holtz ist harte, vest und weiß, mit einer rauhen, röthlichten oder aschengrauen Rinde überzogen, eines anziehenden Geschmacks. Die Blätter sind lang und breit, lind, und voll Adern. Die Blüten wachsen büschelweise an den Spitzen der Zweige, und hängen an gantz kurtzen Stielgen: bestehen eine jede aus vier gelben, in Kreis gestellten Blätterlein. Wann die Blüte vergangen, so wird aus ihrem Kelch eine fleischichte, ovalrunde Frucht, die mit einer Olive zu vergleichen, wiewol sie ein gut Theil kleiner ist, anfangs grün und von herben Geschmack; hernach, wann sie zeitiget, wird sie roth, bisweilen gelblicht, und bekommt einen säuerlichen, lieblichen, in etwas anziehenden Geschmack. In dieser Frucht befindet sich ein beinharter, länglicht- und weißlichter Kern, der inwendig in zwey Fach abgetheilet ist, deren jedes ein kleines länglichtes Samenkorn beschliesset. Diese Frucht wird auf lateinisch Cornum, frantzösisch, Cornouille oder Corne, teutsch, Corneelkirsche, welsche Kirsche, Horltzge, genennet, und ist gut zu essen. Dieser Baum wird in den Gärten gehalten.

Das Männlein vom wilden Horltzgenbaume heist

Cornus sylvestris, Cam.

Cornus sylvestris mas, C.B.

Cornus mas pumilla, Clus. Hist.

Und ist von dem ersten nur darinn unterschieden, daß er weit niedriger und strauchigt ist: jedoch, wann man ihn ziehet, so wird ein schöner Baum daraus.

Das Weiblein vom Corneelbaum wird genennet

Cornus fœmina, C.B.

[348] Cornus fœmina putata virga sanguinea, J.B.

Ligustrum, Brunf. Icon.

Virga sanguinea, Matth. Ruel.

Ossea, Lon. Cast.

teutsch, Hartriegel, Spindelholz, Scheißbeeren.

Ist ein Strauch, der veste, harte Ruthen treibt, welche mit einer blutrothen Schale überzogen sind, und einen weinhaftigen Geruch haben. Das Holtz ist weiß und hart; die Blätter dem Laube des Männleins nicht unähnlich, paarweise geordnet, oder gegen einander über, langs an den Zweigen hin, von Farbe braungrün, mit etwas wenig roth vermenget. Die Blüten wachsen in Gestalt der Kronen auf den Spitzen der Zweige: bestehen aus vier weissen Blätterlein, in Kreis gestellt, und von gutem Geruch. Darauf folgen die Früchte oder Beeren, die sind so groß als wie die Epheubeeren, und zu anfangs grün; aber schwartz, wann sie reiff werden. Ihr Fleisch ist grün, herbe und häßlich von Geschmack, ein wenig bitter. Dieser Strauch wächst an bergicht- und steinigen Orten in den Hecken und im Holtze. Aus der Frucht wird Brennöl gemacht.

Wann jemand, der von einem rasenden Hunde, gebissen worden, einen Zweig von diesem Strauche, in der Hand hielte, so soll ihm, wie man saget, von dem Geruche oder Dunst, die da heraus gehet, alsofort die Wut ankommen.

Die Blätter und die Früchte der Corneelkirschen sind anziehend, stopfen den Durchfall und die goldne Ader.

Cornus kommt von cornu, ein Horn, dieweil das Holtz und die Krone in den Früchten der Corneelkirschenbäume so harte sind wie Horn.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 348-349.
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