Graculus

[498] Graculus.

Graculus, sive Gracus, Jonst. frantzösisch, Geay oder Gay, teutsch, Häher, oder Holtzschreyer, ist ein Vogel, einer Krähe nicht unähnlich, iedoch gemeiniglich viel kleiner: er lebet von Korn, Eicheln und Fleisch: er lernet auch schwatzen. Es giebet seiner zweyerley Arten. Die erste heist Coracia, und ist so groß, als eine Krähe, von Farbe schwartz: der Schnabel ist auf die vier Finger lang, und etwas krumm. Nistet auf den hohen Gebürgen.

Coracia heist er nachdem Worte κόρον, nigrum, schwartz; dieweil er schwartz ist.

Die andere Gattung heisset Pyrrhocorax; und ist ein gut Theil kleiner, als die Krähe, über den Leib sehr schwartz. Der Schnabel ist klein, am Ende etwas krumm, und gelb von Farbe. Nistet auf den Alpengebürgen, und ist daselbsten gantz gemein: findet sich auch in Candien und in England: das Geschrey ist sehr scharf.

Pyrhocorax wird er genennet von πῦρ, ignis, Feuer, und κόραξ, corvus, ein Rabe, als ob es solte heissen, ein feuriger, oder hitziger Vogel: dann, man will sagen, wann er hoch flöge, so gäbe das ein Anzeigen, daß es warm in der Luft.

Die dritte Sorte heist Monedula, teutsch, Dole, und ist die allergemeinste; nicht so groß, als eine Krähe, und schwärtzlicht: wohnet in den Ebenen und Auen, nistet aber gemeiniglich in den Thürnen.

Monedula heist er von moneta, Müntze, dann er der gold- und silbernen Müntze sehr nachtrachtet.

[498] Diese Vögel werden in vielen Ländern gegessen: sie führen viel flüchtig Saltz und Oel.

Sie dienen die vergangenen Kräfte wieder zu ersetzen, wann sie als eine Suppe zugerichtet und genossen werden. Ihre Jungen werden zu ein und andern compositionibus genommen, welche dienen eine saubere schöne Haut zu machen.

Graculus kommt entweder daher, quod pregatim volent, daß die Troppen- oder Hauffenweise fliegen, oder aber à garrulitate, von ihrer Schwatzhaftigkeit.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 498-499.
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