Hordeum

[547] Hordeum.

Hordeum, frantzösisch, Gerste, ist ein Gewächse, dessen es zwey Sorten giebet.

Die erste heisset

Hordeum, Brunf. Matth.

Hordeum primum, Ang.

Hordeum majus, Trag.

Hordeum polystichum hybernum, C.B. Pit. Tournef.

Hordeum polystychum, J.B. Raji Hist.

Hordeum polystichum vel hybernum, Park.

teutsch, Wintergerste.

Die treibet einen Stengel oder Halm, der um ein gut Theil niedriger, wie der am Dünckel, die Blätter aber dran sind breiter. Die Blüten und die Körner wachsen an den Aehren, und sitzen an einem Kamme, der nach der Länge gleichsam wie voll Zähne ist. Eine jede Blüte besteht aus einem Hauffen Fäserlein, die in einem zwey- oder dreyblätterigen Kelche stehen, und an etlicher ihrem Ende ist wie ein kleines Fädlein zu befinden. Wann die Blüte vergangen, so wird die junge Frucht, die mitten unter diesem Fäslein steht, zu einem Korn, das an den beyden Enden spitzig ist, und in der Mitten dicke, von Farbe weiß, und etwas gelblicht, als wie mit einem Marck erfüllt, das sich zu Mehle machen läst.

Die andere wird genennet

Hordeum polystichum vernum, C.B. Pit. Tournef.

Hordeum senis versibus, Matth. Cam.

Hordeum Septentrioni notissimum, Lob. Ob.

teutsch, Sommergerste.

Die ist von vorhergehender darinne unterschieden, daß sie viel Aehren hat, die aber dicker, und sechs Reihen Körner haben.

Alle beyde Arten der Gerste werden in allen Landen gebauet: zur Artzney wird davon sonst nichts nicht, als das Korn gebraucht. Sie führen viel Oel und ein wenig Sal essentiale und volatile.

Sie reinigen, halten an, dienen zur Brust und zum Durchfall.

Die Schale wird von den Gerstenkörnern abgesondert und alsdann auf frantzösisch, Orge mondé, lateinisch, Hordeum decorticatum, teutsch, Graupen, Gerstengraupen genennet: die dienen trefflich für die Brust, erweichen, befeuchten und lindern: sie befördern den Auswurff, mildern mit ihrem Schleime die scharffen Flüsse, die vom Haupt herunter fallen, und befördern den Schlaf. Sie[547] werden abgekocht gebraucht. Die besten Gerstengraupen werden uns von Vitry le François gebracht: und sollen frisch seyn, fein völlig, weiß, rein und trocken.

Aus Schwaben und aus vielen andern Gegenden in Teutschland bringen sie Graupen zu uns, die sind nicht gar viel grösser als ein Hirsenkorn, bey nahe gäntzlich rund, harte, weiß und ziemlich glatt, sie werden Hordeum perlatum, Orge perlé, Perlgräuplein, Perlengerste, Nürnberger Gräuplein, genañt und sind von gemeiner Gerste zugerichtet, auch gar nicht von der andern unterschieden, ohne daß die Gerstenkörner auf der Mühle zusammengedrücket und rund gemacht, deshalben sie um ein gut Theil sind kleiner worden. Wann sie gesotten werden, lauffen sie auf, und werden dann gegessen, als wie Reiß.

Das Weitzenmehl wird zu erweichend- und zertheilenden Umschlägen genommen, dadurch das Eytern soll befördert werden.

Hordeum ist ein verstümpelt Wort, dann es hiesse vor diesem fordeum, von φορβὴ, nutrimentum, Nahrung, dieweil die Gerste zu der Nahrung wird gebraucht.

Polystichum kommt von πολὺ, multum, viel, und ςάχυς, spica, eine Aehre, als ob man sagen wolte, ein Gewächs mit vielen Aehren, oder das viel Reihen Körner an einer ieden Aehre hat.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 547-548.
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