Iris nostras

[582] Iris nostras.

Iris vulgaris, Ger. Raji Hist.

Iris vulgaris Germanica, sive sylvestris, C.B. Pit. Tournef.

Iris vulgaris violaceæ, sive purpurea hortensis & sylvestris, J.B.

Iris latifolia major vulgaris, Clus. Hist.

teutsch, gemeine blaue Schwerdtlilie.

Ist ein Gewächs, welches einen bis anderthalben Fuß lange Blätter treibet, die ein Paar Finger breit, steiff, streiffig, und vorn an dem Ende wie eine Degenklinge spitzig sind. Darzwischen steiget ein Stengel empor, etwan zwey Schuhe hoch, der ist gerade, rund, als wie mit Asche oder Mehl bestreuet, das sich gar leicht abwischen läst, und hat fünff oder sechs Knoten, an deren ieden ein Blatt heraus bricht, das um ein gutes kleiner ist, als wie die untern, und werden immer kleiner, ie mehr sie in die Höhe kommen; sie umfangen den Stengel, und haben keinen Stiel. Der Stengel theilet sich in drey oder vier Aeste, die bringen auf den Spitzen schöne, grosse einblätterige Blumen, welche aussenher aschgrau und grün, inwendig purpurfarbig oder veilgenblau und weiß gestreifft aussehen. Wann diese Blumen sich ausbreiten, so zertheilen sie sich in sechs Stück. Wann sie vergangen, so folget eine länglichte Frucht mit drey erhabnen Ecken, die theilt sich in drey Fach, so voller fast gantz runde Samen stecken. Die Wurtzel ist lang, dick, voll Falten, ohne Haut, von Farbe röthlicht, oder gelblicht, oder grau auswendig, inwendig weiß, und stösset einige Zasern von sich, ist voller Saft und wolriechend, von scharffen Geschmack. Dieses Gewächs wächst auf den Mauern und an vielen andern Orten mehr: führet viel Saltz und Oel.

Die Blume dieser Iris zertreibet, eröffnet und dienet für den Kopf.

Die frische Wurtzel von derselben purgiret den Schleim von unten und von oben weg: sie wird zur Wassersucht gebraucht, und der Saft davon eingenommen. Die dosis für einmahl sind ein Paar Quintlein, bis auf anderthalbe Untze: sie wird auch unter einige Pflaster gebrauchet.

Wann diese Wurtzel ist getrocknet worden, wird sie zu Pulver gestossen und unter die Niesepulver gethan. Die Parfumirer in Languedoc und in Provence lassen dieselbige zuvorher kochen, und nehmen hernach das Marck heraus, das streichen sie sodann auf Tücher und machen sie damit wolriechend.

Aus der blauen Iris-Blume wird ein Extractum oder grüner Teig gemacht und Verd d'Iris genennet; der dienet zu der Mignaturarbeit.

Der Titel Iris ist darum diesem Gewächse zu Theil worden, von wegen seiner Blumen ihrer Farben, welche einem Regenbogen, der lateinisch Iris heist, nicht gar unähnlich sehen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 582.
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