Linum

[653] Linum.

Linum, J.B. Raji Hist.

Linum vulgare cæruleum, Adv. Lob.

Linum sativum, Dod. C.B. Park. Pit. Tournef.

frantzösisch, Lin.

teutsch, Lein, Flachs.

Ist ein Kraut, dessen Stengel insgemeine schlecht und einfach ist, etwan zwey Schuhe hoch, dünne, rund und hol, gegen die Spitze zu in Zweige zertheilet. Die Bläter sind länglicht, schmal und spitzig, stehen eins ums andre, nach der Länge an den Stengeln. Die Blüten wachsen an den Spitzen, sind schön und blau, bestehen eine jede aus fünff Blättern, auf Nelckenart, und sitzen in einem vielblätterigen Kelche. Wann diese Blume vergangen ist, so erscheinet eine Frucht, oder wie ein Knopf, der ist dick, wie eine kleine Erbse, bey nahe rund und oben zugespitzt, beschliest, in zehen häutigen Capsulen, die Samen, welche länglicht und ovalrund sind, breit, an einem Ende spitziger, als wie am andern, glatt und poliret, lind anzufühlen, röthlicht und gleissend, mit einem ölichten und schleimigen Wesen oder Marck ausgefüllet. Dieses Kraut wird in feucht-[653] und fettem Boden gebauet: zur Artzney wird nichts nicht als der Samen gebraucht: und muß der dickeste und völligste erwehlet werden. Er führet viel Oel, wenig Saltz.

Er dienet zeitig zu machen, zum erweichen, zum zertheilen, und zum lindern. Er wird gestossen, und das Mehl davon zu Umschlägen gebraucht. Auf den gantzen Samen wird Wasser gegossen, wann es dann eine Weile drauf gestanden, wird es gekochet und ein Schleim daraus bereitet. Ingleichen wird er in einen Kuoten gebunden, Wasser drauf gegossen und eine Ptisana davon gemacht, zum Steine, Sand und Gries, den Harn zu treiben, und zu dem Reissen in dem Leibe.

Unter dem Haber wird auch eine Gattung Lein gefunden, Lin sauvage, wilder Lein, wilder Flachs genannt, der ist vom vorigen gar nicht unterschieden, als daß sein Stengel nicht so dicke ist.

Linum kommt vom Griechischen λίνον, linum, Lein, Flachs; oder auch wol von linere, lindern, dieweil des Flachses Samen sich gar lind anfühlen läst, und auch zum lindern trefflich dienet.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 653-654.
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