Mastiche

[705] Mastiche.

Mastiche, frantzösisch, Mastic, teutsch, Mastix, ist ein hartziges Gummi, oder vielmehr ein Hartz, welches im Sommer, aus den dicken Zweigen des Mastixbaumes, entweder ohne reissen, oder durch die drein gemachten Risse, als wie Tropfen oder Körner tringet, die wie Wachholderbeeren dicke, oder auch wol dünner sind, weiß und etwas citronengelbe, durchsichtig und gläntzend. Der beste Mastix kommt aus der Insel Chio; allein, der meiste, den wir zu Paris verbrauchen, wird aus Levante zu uns überbracht. Bey den Materialisten ist ein ziemlicher Theil Unrath drunter gemischet, das heissen sie Mastic en forte, Mastiche in fortis, den sollen die Apothecker, wann sie Mastix gekauffet haben, fein mit Fleiß heraus suchen lassen. Und deshalben ist derjenige Mastix zu erwehlen, welcher recht reine ist, in schönen, klaren und durchsichtigen Tropfen, der auch gar nicht unangenehme reucht. Er führet viel Oel und Sal essentiale.

Er hält an, stillet die Schmertzen und stärcket: er ziehet die Fäslein des Magens zusammen und fördert die Verdauung: er hemmet das Brechen und den Durchfall, wann er gestossen und eingenommen, oder auch gekäuet wird. Die dosis ist von einem halben Scrupel bis auf zwey gantze. Er wird desgleichen äusserlich gebraucht, zu Pflastern und Ceratis, zu Oelen und zu stärckenden Salben. Er wird auch wie ein Pflaster, auf kleine schwartze taffte Flecklein gestrichen und auf die Schläfe geleget, das Zahnweh zu stillen.

Der Mastix wird gleichfalls zu allerhand Verniß gebrauchet.

Mastix kommt von masticando, vom käuen her, dieweil man sich des Mastix gar ofte pflegt als eines Käuemittels zu bedienen.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 705.
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