Mespilus

Mespilus.
Mespilus.

[727] Mespilus.

Mespilus vulgaris, Clus. Hist. J. B.

Mespilus vulgaris sive minor, Park.

Mespilus foliis integris, Raji Hist.

Mespilus Germanica folio laurino non serrato, sive Mespilus sylvestris, C.B. Pit. Tournef.

frantzösisch, Neflier.

teutsch, Mispelstrauch.

Ist ein Baum, von mittlerer Höhe, dessen Stamm gemeiniglich gedrehet ist, und dessen Aeste hart und sehr schwer zu zerbrechen sind. Die Blätter sehen fast aus wie das Lorbeerlaub, sind aber untenher wollicht und weiß. Seine Blüten sind groß, vielblättrig, wie die Rosen, weiß oder roth, und stehen auf einem oftmahls zerkerbten Kelche. Wann die Blüte vergangen ist, so wird der Kelch zu einer Frucht, die so dicke ist als wie ein kleiner Apfel, bey nahe rund, und röthlicht, wann sie reiff, fleischig, und hat an einem Ende als wie eine Krone, die von den Spitzen des Kelches entstanden. Die Frucht heist auf lateinisch Mespilum, frantzösisch, Nefle, und teutsch, eine Mispel. Ihre Haut ist zarte, das Fleisch hart, weiß und herbe. Es wird aber weicher, wann es zeitiget, und überkommt einen angenehmen, sehr lieblichen Weingeschmack. Sie beschliesset vier oder fünff Steinlein, die sind überaus harte, länglicht, obenher bucklicht und ungleich, dabey röthlicht, in deren jedem ein länglichtes[727] Samenkorn befindlich ist. Die Mispel wird sehr selten auf dem Stamme reiff, sondern in dem Herbste abgenommen, wann sie zu ihrer völligen Grösse gelanget ist, alsdann auf Stroh gelegt, so wird sie weich und teig, und gut zu essen. Der Mispelstrauch wächst in den Gärten, in Hecken und Gebüsche. Der in den Gärten trägt viel grössere Mispeln, als wie der ohne Wartung wächst. Die Mispeln führen viel phlegma, Oel und sauer irdisches Saltz.

Sie halten trefflich sehre an, absonderlich, wann sie annoch nicht zeitig sind. Sie dienen zu Stillung des Durchfalles, des Blutens und des Brechens. Ihre Steine oder Kerne werden zu allerhand den Leib stopfenden und anhaltenden Mitteln gebrauchet, wie auch zu solchen, die durch den Harn wegtreiben. Sie sollen gut seyn den Stein in der Blase und in den Nieren zu zermalmen und hinweg zu treiben.

Die zarten Sprossen vom Mispelstrauche, zerquetscht und mit Wasser abgesotten, geben ein decoctum oder Tranck, der ist sehr gut zu Stillung der rothen Ruhr und des Durchfalles.

Das Mispellaub reiniget und hält an: es wird zum Gurgelwasser, wider Entzündung des Halses gebrauchet.

Mespilus kommt von μἐσπιλος, ein Mispelstrauch. Seine Frucht wird auf Griechisch τριχόχχον genennet, das heist so viel, als mit drey Körnern, wiewol sie deren fünffe hat.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 727-728.
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