Oryza

Oriza.
Oriza.

[820] Oryza.

Oryza, J.B. Pit. Tournef.

frantzösisch, Ris.

teutsch. Reis.

Ist ein Gewächs, das Stengel oder Röhrlein treibet, zu drey und vier Fuß hoch, die sind viel dicker und viel vester als die am Getreide, und haben in gemessener Weite ihre Knoten. Die Blätter sind lang, wie Schilff, dick und dem Knoblauchskraute nicht so gar unähnlich. Die Blüten wachsen auf den Spitzen, und sind der Gerstenblüte ziemlich gleich; die Körner aber, die drauf folgen, stehen Büschel-weise bey einander und stecken in einer rauchen, gelblichten Hülse, an deren Ende wie ein Fäßlein, oder eine Age zu befinden. Diese Körner sind länglicht oder ovalrund und weiß. Dieses Gewächse wird in Italien an feuchten und morastigen Orten gebauet: die Körner werden hauptsächlich zur Speise gebrauchet und unterweilen auch zur Artzney. Sie werden uns gedörret aus Piemont, Spanien und vielen andern Orten zugeführet; und sollen die genommen werden, welche frisch und reine sind, fein völlig, hart und weiß. Sie führen viel Oel und ein wenig Sal essentiale und volatile.

Der Reis giebt frische Kraft, lindert, macht die Feuchtigkeiten in dem Leibe dicke und hält sie zusammen, hemmet den Durchfall, reiniget das Blut.

Aus dem Reismehle kan gutes Brod gebacken werden.

[820] Biron und andere Reisende haben mich versichert, wie daß sie in Indien eine Pagode oder Götzentempel gesehen, so wegen der vortrefflichen, delicaten Arbeit an einem Götzenbilde von Japan, in einer Bilderblinde, sehr berühmt seyn soll. Das wundersamste ist, daß dieser Götze, samt der Bilderblind, nicht mehr Raum braucht als nur ein einiges Reiskorn. Die Arbeit ist so trefflich nette dran, daß man durch ein Vergrössrungsglas die Augen, Nase u. den Mund gantz eigentlich erkennen kan; es ist auch überalle die Proportion mit gröstem Fleiß in Acht genommen. Dieser kleine Götze mit seiner Blinde stehet auf einer Reisage; und ein ander halbes Reiskorn dient ihnen zum Gestelle. Es ist dieses Stück des Götzendienstes für den Japanischen Käyser und dessen Familie in ein kleines Rohr von ungemeinem weissen Glase eingeschlossen.

Oryza kommt von ὀρύσσω, fodio, ich grabe, weil man das Land, bevor der Reis gesäet werden soll, arbeiten und umgraben muß.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 820-821.
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