Pix

[887] Pix.

Pix, frantzösisch, Poix, teutsch, Pech, ist ein Hartz, oder ein grober Terpentin, der aus den Fichten und viel andern solchen Bäumen, die entweder gerissen oder auch nicht gerissen sind, heraustringet. Es befindet sich dieses Hartz zuweilen so gar häuffig in den Bäumen, insonderheit in warmen Landen, wann sie alt werden, daß es dieselbigen erstickt, indem es ihre poros und Löchlein verstopfet, also verhindert, daß der Saft aus der Erde nicht in die Höhe kommen und sich in ihre Zäserlein austheilen kan, damit er ihnen Nahrung geben möge. Diesem Gebrechen wird abgeholffen, wann des Baumes Rinde an vielen Orten aufgerissen wird, absonderlich am Stamme unten, damit das flüßige Pech heraus rinnen möge. Dieses Mittel für die Fichten lässet sich mit der Aderlaß am Fusse nicht unrecht vergleichen, welche bey blutreichen Personen verrichtet wird, oder die vom Schlag getroffen werden.

Die Bauren hauen die alten abgestandenen Fichten um und machen lange, dünne Späne draus die auf lateinisch Tæda, teutsch, Schleissen, heissen. Dieselben legen sie aufs Feuer, in hole, bedeckte, ausdrücklich hierzu bereitete Orte, und lassen das Pech durch Rinnen heraus lauffen.

Das erste das heraus kommt, ist flüßig und wird lateinisch, Pisselæum, frantzösisch, Huile de poix, genennet, das heisset auf teutsch, Pechöl.

Das darauf folgt, ist dicke und wird hart. Es heisset Resina pini, frantzösisch, Poix resine, das möchte im teutschen so viel heissen, als Hartzpech. Dieweil es noch geschmoltzen und weich ist, wird es in Mulden gegossen, und grosse Stücken daraus gemacht, damit es sich verführen lasse. Das schönste Pech von dieser Art wird uns von Bourdeaux und Bayonne zugeführet.

Man soll dasselbe nehmen, welches fein reine, gelblicht oder weißlicht und gläntzend ist.

Bey den frantzösischen Kauffleuten wird dasjenige Pech, welches aus den gerissenen Fichten getrungen und nicht durchs Feuer ausgezwungen ist, Barras genannt, und dessen zweyerley zu uns gebracht. Das eine heisset Galipot, oder insgemeine Encens blanc, und das andere Encens marbré. Die sind nur durch die Farbe von einander unterschieden: das weisse rinnt bey schönem Wetter aus dem Baume, und ist deshalben rein: das andere aber ist unrein,[887] weil allerhand Unrath und Stücklein Schale drein gerathen.

Den Galipot soll man aussuchen, der am reinsten, am weissesten und am trockensten ist.

Der weiche Galipot wird zerlassen und in Fässer geschüttet, damit er könne verführet werden: das heist hernachmahls grosse Terebinthine oder Terebinthine commune, grober und gemeiner Terpentin. Er dienet zur Druckerfarbe, kommt auch zum gemeinen Firnüß: und die Schmiede brauchen ihn zu den Schäden der Pferde.

Was auf frantzösisch Poix grasse, Poix blanche und Poix de Bourgogne genennet wird, das ist weisser Galipot, der übern Feuer zerlassen und mit schlechten Terpentin vermischet worden ist. Dieses Pech ist Pix Burgundiæ, Burgundisches Pech, darum betitelt worden, dieweil man vorgegeben hat, das erste sey in Burgund zugerichtet worden. Anietzo aber kommt das beste, das wir haben, aus Holland und von Straßburg.

Es muß ziemlich harte seyn, rein und weißlicht, etwas gelblicht.

Alle Arten Pech führen viel Oel und Sal essentiale.

Sie dienen zum erweichen, dünne und auch zeitig zu machen, zum zertheilen, zum heilen, zum reinigen und zum trocknen. Es wird nur äusserlich gebraucht und unter die Pflaster und Salben gemischet.

Pix kommt von Pinus, Fichte, dieweil das Pech aus diesem Baume gezogen wird.

Tarc, Goudran, Bray liquide, lateinisch, Pissa, teutsch, Laßpech, ist eine Sorte schwartz und flüßig Pech und wird aus Schweden und Norwegen uns gebracht. Man hat allzeit geglaubet, es würde von verbrannten Fichtenbäumen, an beschlossenen Orten gemachet, welche ausdrücklich zu Auffahung dessen zugerichtet. Allein, Pomet, ein neuer Scribent, ist einer gar andern Meinung; dann er giebt vor, es rinne so gantz schwartz aus den alten Fichtenstämmen, davon die Rinde abgeschälet und welche gerissen worden sind. Diese Fichten, spricht er, gehen hernachmahls ein und dienen weiter nicht, als zum verbrennen. Auch stehet er in den Gedancken, das falsche oder gemeine oleum de Cade oder Pisselæon, Pechöl, sey das klare, das sich oben auf dem Tarc befindet.

Der Tarc oder Goudran wird gemeiniglich zum verpichen der Schiffe gebrauchet und dessentwegen auch Schiffpech, Pix navalis genannt. An dessen Statt gebrauchen wir, was wir Pix noire zu nennen pflegen.

Der Goudran reiniget, zertreibt und trocknet: er wird zu den Schäden der Pferde und für die Raude des Schafviehes gebrauchet.

Der Goudran, der von den Schiffen, die auf der See gewesen, abgekratzet wird, trocknet wegen des Saltzes, das darein gekommen, viel stärcker, als der andre: und wird Zopissa genannt, davon an seinem Ort zu reden ist.

Poix noire, welches gleichfals Pix navalis genennet wird, ist ein Gemenge von Arcançon und Goudran oder Tarc. Es wird uns aus Schweden und[888] Norwegen zugeführet und soll rein seyn und hart, schön gläntzend schwartz: es wird zum pichen der Schiffe gebrauchet.

Es zertheilet, reiniget, trocknet, macht zeitig, dient zu den Wunden. Es wird zu Pflastern und zu Salben gebrauchet.

Pissa kommt von πίσσω, figo, coagulo, ich mache, daß etwas zusammenrinnen muß: weil dieses Pech gerinnet, indem es aus dem Baume tringet.

Noir de fumée, teutsch, Kienrus, ist der Rus vom Pech, und wird zu Paris verfertiget. Sie legen die kleinen Stücken und Brocken von allerhand Peche in grosse eiserne Töpfe oder Kessel. Die stellen sie unter einen Camin oder Feuermäuer, welche sie mit Tüchern zustopfen, und zünden das Pech an: so lange es nun brennt, so leget sich der schwartze Rus an die Tücher; den sammlen sie zu Hauff und thun denselbigen als Pulver, oder Stückweise, in kleine Fäßlein. Mit dem Brennen den Peches fahren sie so lange fort, bis sie gnug Ruses haben. Dieser Rus, welcher auch Noir à noircir auf frantzösisch genennet wird, fängt leichtlich Feuer, dieweil er ein sehr starck und subtiles Oel führet.

Er wird von allerhand Handwerckern gebrauchet, und schwartz damit gefärbt.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 887-889.
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