Puretta

[928] Puretta.

Puretta, frantzösisch, Purette, ist ein magnetisches Pulver, das schwerer ist als Sand, schwartz und gläntzend: das wird am Strand der See, an einem trocknen Orte, Mortuo, gefunden. Man kan es mit einer Messerklinge, die mit Magnet bestrichen worden, gar leichtlich von dem Sande, der allezeit dabey befindlich, und sehr leichte ist, auch eben eine solche Farbe hat, absondern, wann man dieselbige darüber hält. Sie lässet sich nach grossen Ungewitter spüren, oder wann die See sonst unruhig gewesen ist. Es wird zu Sträusande gebraucht. Der Herr Joblot, der dieses Pulver auf der Stelle hat durch ein Vergrösserungs-Glas betrachtet und examiniret, hat befunden, daß dessen kleine Theilgen gantz ungleich sind: uñ ob es gleich sehr harte ist, so lässet es sich dennoch zwischen ein Paar Instrumenten von wol gehärteten Stahle entzwey drücken: wann es dann also zart gemachet ist, und wird auf eine dünne Pappe geleget, hernach ein Magnetstein darunter rumgeführet, so beweget sich das Pulver, eben so, als ob es Eisen- oder Stahlfeilig wäre. Wann dieses Pulver aus dem Meere kommt, so schwärtzet es die Finger nicht: hingegen, wann es, wie gemeldet, ist gedrücket worden, so machet es dieselben schwartz. Es rostet nicht, weder im süssen Wasser, noch in Seewasser, weder im Urine, noch in saueren liquoribus. Selbst das Scheidewasser, welches Stahl und Eisen auflöset, vermag an ihm nichts merckliches auszurichten. Es spritzelt nicht, wann es ins Licht gehalten wird, als wie das Eisenfeilig thut. Aus angeführten Experimenten und Proben hat der Herr Joblot geschlossen, daß dieses Pulver, weder Eisen noch Stahl, oder Hammerschlag seyn müsse, wie einige vermeinet haben.

Dem Herrn Joblot wird entgegen gesetzet, wann dieses Pulver vom Magneten wäre, so müste es sich ans Eisen hangen, ob dieses gleich nicht mit Magnet bestrichen wäre, gleichwie man siehet, daß der Magnet thut, welches jedoch nicht geschiehet.

Darauf antwortet er, dieses wäre keine richtige Folge: weil sich der Magnetstein nicht an das Eisen hängt, das nicht gestrichen ist, sondern, weil um denselbigen ein ziemlich starker Wirbel von einer[928] unsichtbaren Materie, die er magnetisch heist, entstünde: da nun die kleinen Körnlein von der Puretta oder von dem allerbesten Magnetsteine, der nur zu finden wäre, dergleichen Wirbel von der magnetischen Materie, als der eintzigen Ursache derer wundersamen Wirckungen des Magneten, nicht hätten, so wäre nicht zu wundern, wann dieses Pulver nichts dergleichen thäte, wie sonst an einem Stück Magnetsteine beobachtet würde.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 928-929.
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