Rhamnus Catharticus

Rhamnus Cathart.
Rhamnus Cathart.

[952] Rhamnus Catharticus.

Rhamnus catharticus, C.B.J.B. Pit. Tournefort.

Rhamnus solutivus, sive Spina infectoria vulgaris, Park.

Spina cervina vulgo, Gesn.

Rhamnus solutivus, Ger.

Rhamnus catharticus, sive Spina cervina, Raji Hist.

Spina infectoria, Matth. Bellon.

frantzösisch, Nerprun, oder Bourg-Epine.

teutsch, Wegdorn, Creutzbeer.

Ist ein Strauch, der manchmahl als ein Baum hoch wächst. Sein Stamm ist von mittelmäßiger Dicke, mit einer Rinde überzogen, der Kirschbaumrinde gleich: sein Holtz sieht gelblicht aus, die Zweige sind mit scharffen Dornen hin und her besetzt, als wie der wilde Birnenbaum. Die Blätter sind ziemlich breit und grün, kleiner als das Aepfellaub, am Rande rund umher sehr zarte ausgezackt. Seine Blüten sind klein und grün, wie Gras. Darauf folgen weiche Beeren, so dicke wie Wachholderbeeren, die sind zu Anfang grün, werden aber schwartz, je mehr sie zeitigen, und endlich gleissend, stecken voll schwartzes grünlichtes Safts, der etwas bitter ist, nebst einigen Samenkörnern, die beysammen hangen und an dem Obertheile rundlicht sind, deren Schale auch wie Knorpel ist. Dieser Strauch wächst in den Hecken, im Holtze und an andern wüsten Orten. Er stehet gerne an den Bächen und an feuchten Orten. Die Frucht wird im Herbste gesammlet, wann sie reiff ist, und um die Zeit der Weinlese. Sie dient zum färben und auch zur Artzney. Man soll die dicksten und die völligsten aussuchen, die gleissend schwartz und schleimig sind, ingleichen voller Saft, wann sie[952] gesammlet worden. Sie führen viel sal essentiale, Oel und phlegma.

Die Creutzbeeren führen den Schleim gewaltig ab. Sie werden zur Wassersucht gebraucht, zum Podagra, zu Flüssen, zur Lähmung der Glieder. Auf einmahl werden sechs bis zwantzig Beeren eingegeben. Man muß etwas drauf essen, sobald als man sie eingenommen hat, damit sich in den Magen etwas finde, dadurch ihr scharffes Saltz gedämpfet wird: dann sonsten dürfften sie gantz unerträglich schneiden verursachen.

Die Blätter vom Wegdorn reinigen und dienen zu den Wunden, werden aber fast gar nicht gebrauchet.

Aus dem Creutzbeeren wird ein harter Teig gemacht, und auf frantzösisch, Vert de Vessie, teutsch, Blasengrün, genennet. Zu diesem Ende werden die Beeren, wann sie schwartz und recht zeitig sind, zerquetschet; darauf unter eine Presse gebracht, und der schwartze, schleimige Saft daraus gedrucket: der wird alsbald bey einem gelinden Feuer abgedämpft und nicht vorher gereiniget, auch etwas wenig von Alaun, in Wasser zerlassen, drein gethan, damit die Farbe schön und desto höher werde. Das Feuer wird darunter erhalten, bis daß der Saft wie Honig dicke worden. Nach diesem wird er in eine Rindsblase oder in eine Schweinsblase geschüttet, und in die Feuermauer, oder sonst an einen warmen Ort gehängt; da mag er harte werden, daß er sich behalten läst. Die Färber und die Mahler bedienen sich seiner.

Das Blasengrün muß man erwehlen, welches hart und dichte ist, ziemlich schwer, braungrün von Farbe oder schwartz, auswendig gleissend, doch muß es gantz grün werden, wann es geschabet oder auch zerstossen wird, und süßlicht schmecken.

Vert de Vessie, Blasengrün wird es genannt, weil diese grüne Materie in den Blasen harte worden ist.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 952-953.
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