Usnea Humana

[1208] Usnea Humana.

Usnea humana.

frantzösisch, Usnée humaine.

teutsch, Moos von eines Menschen Hirnschedel.

Ist ein kleines, grünlichtes Moos, zwey oder drey Linien hoch, ohne Geruch, ein wenig saltzig von Geschmack, das wächset auf den Hirnschedeln der Mannes- oder Weibescörper, welche lange an der freyen Luft gelegen. In England wird dieses kleine Kräutlein insonderheit auf dem Schedeln der gehenckten angetroffen; dann, deren Glieder wissen sie mit Drate dermassen zu verbinden, daß die Gebeine viel Jahre lang beysammen bleiben, obschon das Fleisch davon durch die Luft oder Fäulung verzehret ist.

Auf den Beinen der Todencörper, die lange an der Luft gelegen haben, wächst wol auch dergleichen Moos, der wird aber nicht so gut geachtet, als wie der vom Schedel.

Das Moos von Menschen führt viel flüchtig Saltz und Oel: es kochet nicht, wann etwas sauers wird dazu geschüttet.

Es hält starck an, dienet das Nasenbluten zu verstellen, wann es in die Nase gestecket wird: es kan[1208] auch innerlich wider das böse Wesen gebrauchet werden, und wird ingleichen unter die sympathetischen Pulver gemischet.

Das Moos von Kräutern ist eigentlich ein kleines Moos, das an den Bäumen wächst, allein, man hat einem Kraute, welches auf frantzösisch Nostoc genennet wird, und ein kleiner kurtzer Rasen ist, oder eine Gattung Moos, davon an seinem Orte schon geredet worden, diesem Titel beygeleget.

Quelle:
Lemery, Nicholas: Vollständiges Materialien-Lexicon. Leipzig, 1721., Sp. 1208-1209.
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