1.

[3] Herz, am Gaue deines Freundes

Wandelst nimmer du vorbei,

Hast was nöthig ist zum Glücke

Weisst doch nicht was handeln sei;

Hältst den Schlägel »Wunsch« in Händen,

Schlägst damit den Ball doch nicht,

Thust mit einem solchen Falken

Auf die Lust der Jagd Verzicht!

Dieses Blut, das dir durchwoget

Deines Herzens Ocean,

Wendest du nicht zu der Färbung

Eines schönen Bildes an.

Deiner Kehle Odem wurde

Nicht durchwürzt von Moschusduft,

Denn du geh'st am Gau des Freundes

Nicht vorbei, wie Morgenluft.

Heim von dieser Wiese – fürcht' ich –

Bringst du keinen Rosenstrauss,

Denn du hältst im Rosengarten

Nicht den Stich der Dorne aus.

Einem vollen Becher gleichst du;

Doch du wirfst zu Boden ihn,

Und des Rausches böse Folgen

Kommen nicht dir in den Sinn.[3]

Es enthält dein Seelenärmel

Hundertfält'gen Moschus zwar,

Doch du bringst ihn nicht der Loke

Eines Freund's zum Opfer dar.

Ziehe hin, Hafis; denn üben

Alle auch des Dienstes Pflicht,

An des Freundes hohem Throne

Üb'st du sie der Einz'ge nicht.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 3-5.
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