13.

Erzählt man von dem Paradiese

Ist's die Geschichte deines Gau's,

Und schildert man der Huris Schönheit,

Spricht deiner Wange Reiz man aus.

Ein Scherz nur ist der Odem Issa's

Gen deine Lippe von Rubin,

Und Chiser's Lebenswasser deutet

Auf deines Mundes Süsse hin.

Ein jedes Theilchen meines Herzens

Erzählt vom Leid das ich erfuhr,

Und jede Zeile deiner Güte

Ist ein Erbarmungsverslein nur.

Durchwürzte wohl mit Wohlgerüchen

Den Sitzungssaal der Geisterschaar

Die Rose, wenn von deinem Dufte

Sie früher nicht durchdrungen war?

Aus Sehnsucht nach dem Strassenstaube

Des Freundes bin ich ganz verbrannt;

Erinn're dich, o Morgenlüftchen,

Dass keinen Schutz ich bei dir fand.

Erblicke ich im Feuerpfuhle

Als Traumgebild dein Angesicht,

Dann, Schenke, komm, dann reizt zur Klage

Die Hölle mich ganz sicher nicht.

Mein schon gebrat'nes Herz erfüllet

Mit seinem Duft den Horizont,

Und dieser Feuerbrand des Innern

Lässt nichts, was sich ihm naht, verschont.

O Herz, die Weisheit und das Leben

Entschwanden dir im Selbstbetrug;

Du hattest hundert Capitale,

Und hattest nimmer noch genug.

Ist dir bekannt, aus welchem Grunde

Hafis hier trauernd klage? – Ei.

Damit du freundlich auf ihn blickest,

Und der Monarch ihm gnädig sei.

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 3, S. 39-41.
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