126.

Käme jener Himmelsvogel

Wieder in mein Haus geflogen,

Fänd' ich Greis vom Leben wieder

Was davon vorbeigezogen.

Diese regengleichen Thränen

Lassen mich die Hoffnung nähren,

Der entschwund'ne Blitz des Glückes

Werde einst noch wiederkehren.

Jener, dessen Staub der Sohle

Mehr mir galt als Diademe,

Würde mich zum Kaiser machen,

Wenn zu mir er wieder käme.

Wenn ich nicht der Seele Perle

Zu des Freundes Füssen streute,

Diente sie zu etwas wieder,

Das mich mehr als dieses freute?

Seinen Tritten will ich folgen,

Und ich schwör' es, theure Brüder,

Falls ich selbst nicht wieder käme,

Kömmt von mir doch Kunde wieder.

Harfenklang und Morgenschlummer

Liessen nicht zu mir Ihn kommen,

Während sonst Er wiederkehrte,

Wenn er früh mein Ach vernommen.

Eines Neubeglückten Pauke

Schlag' ich auf dem Dach der Ehre,

Seh' ich, dass mein unverreister

Mond zur Heimath wiederkehre.

O Hafis! Mich treibt's zu schauen

Meines Königs Mondeswange:

Betet, dass er wohlbehalten

Wieder heim zu mir gelange!

Quelle:
Diwan des großen lyrischen Dichters Hafis. 3 Bände, Wien 1858, Band 1, S. 625-627.
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